Banner studierte von 1986 bis 1989 Fine Arts am Kingston Polytechnic London[2], wo sie ihren Bachelor of Arts erhielt. Anschließend erwarb sie 1993 am Goldsmiths, University of London ihren Master-Abschluss. Seit 2020 ist sie Professorin für Perspektive an der Royal Academy of Arts. Fiona Banner war Mitglied der Gruppe Young British Artists, die in den 1990er Jahren in London entstand. Sie lebt und arbeitet in London.[3][4]
1997 gründete sie das Label The Vanity Press mit ihrem Buch The Nam. Seitdem hat sie zahlreiche Werke veröffentlicht, einige in Form von Büchern, andere in Form von Skulpturen und wieder andere in Form von Performances. 2009 erteilte sie sich selbst eine Internationale StandardbuchnummerISBN 0-9548366-7-7 und registrierte sich als Publikation unter ihrem eigenen Namen.[5]
Banner setzt sich in ihrer Arbeit mit den Themen Gender, Konflikt, Sprache und Publikationen auseinander. Hierfür setzt sie eine Reihe von Medien ein, darunter Zeichnung, Skulptur, Performance und das bewegte Bild. Der Konflikt zwischen Sprache und ihren Grenzen steht im Mittelpunkt von Banners Arbeit.
Bekannt wurde sie durch ihre frühen schriftlichen Transkriptionen von Hollywood-Kriegsfilmen wie Top Gun (1996) und Apocalypse Now (1997).[6][7]
Von diesen „Wortlandschaften“ bis hin zu ihrer Verwendung gefundener und umgebauter Militärflugzeuge stellt Banner das Brutale und das Sinnliche einander gegenüber.[8][9] In einer von Reihe von Arbeiten, die auf Vietnamkriegsfilmen basieren, stellt Banner Fragen zur Fiktionalisierung historischer Ereignisse. 1997 veröffentlichte sie THE NAM, ein tausendseitiges Buch mit ihren eigenen Bild-für-Bild-Beschreibungen in Fließtext der Vietnamkriegsfilme Apocalypse Now, Born on the Fourth of July, The Deer Hunter, Full Metal Jacket, Hamburger Hill und Platoon. Ihre Texte, die elf ununterbrochene Stunden Films darstellen, deuten auf die exzessive Natur der Bilder in unserer Kultur hin. Als Banner einen Freund bat, THE NAM zu lesen, kam dieser zu dem Schluss, dass es in seiner Gesamtheit „unlesbar“ sei. Dies veranlasste Banner, Trance (1997) zu drehen, eine zwanzig Stunden lange, auf zweiundzwanzig Videokassetten erschienene ungekürzte Lesung des Buches, in der sich die Actionfilme in einem Wortschwall entfalten.[10]
Das Format von Banners Werken wird immer sorgfältig im Verhältnis zu seinem Inhalt abgewogen. So suggeriert etwa The desert (1994/95), Banners Neuerzählung von David Leans Film Lawrence von Arabien, sowohl das Panorama einer Kinoleinwand als auch die weite horizontale Ausdehnung der Wüste.
In einer Reihe von Arbeiten, die auf dem Genre der Verfolgungsjagd basieren, gelingt es Banner, einem Genre, das praktisch nur im Film vorkommt, eine visuelle und literarische Form zu geben. Das Werk der Reihe, Break Point (1998), basiert auf der Verfolgungsszene aus Kathryn Bigelows Kultfilm Point Break (1991).[11]
In späteren Arbeiten verwendete sie Teile von Militärflugzeugen und sogar ganze Kampfflugzeuge, Kriegsinstrumente, die sie als Ergebnis des Versagens der Sprache betrachtet. Danach arbeitete Banner mit Herstellern von Neonschildern zusammen und schuf ihre handgefertigten Neonstücke, die sich auf bildliche Weise mit dem Alphabet und der Zeichensetzung befassen.[12] 1997 stellte Banner eine Neonarbeit in Form eines Punkts aus, „das kleinste Neon der Welt“. Anschließend schuf sie eine Gruppe stark vergrößerter Punkte, die sie aus Polystyrol schnitzte. Obwohl deren Größe zwischen 60 und 135 cm variiert, sind sie alle maßstabsgetreu aus einer Vielzahl von Schriftarten wie Courier, Nuptial, Garamond, Blippo, Zapf Chancery, Century und Wing vergrößert.[13]
Im Jahre 2000 entstand Table Stops, eine Serie von sieben glasierten Keramik-Multiples.[14] 2003 und 2004 arbeitete Fiona Banner mit dem Kunstmagazin Parkett zusammen.[15][16][17]
2006 lenkte Banner die Aufmerksamkeit kritisch auf den Akt der Betrachtung des weiblichen Akts in der Kunstgeschichte und zeichnet mit Worten ein detailliertes Porträt einer nackten Frau, um damit die „Nacktheit neu zu erfinden“: „Using words as opposed to line and color is a way of being able, on my own personal turf, to reinvent the nude“.[4][18]
In den Jahren 2006–2007 stellte Fiona Banner eine Reihe von Zeichnungen mit dem Titel „The Bastard Word Studies“ her und zeigt in ihnen, wie das Versagen der Sprache den Krieg anheizt. Banner interessierte sich für die Schnittstelle von Krieg und Schönheit im westlichen kulturellen Gedächtnis und machte deutlich, dass Militärflugzeuge in den Medien zwar häufig als festliche Objekte der Schönheit gefeiert werden, mit ihnen aber zugleich eine gewaltsame Zerstörung einhergeht. Mit Buchstaben, die aus verdrehten Fragmenten einsatzfähiger Flugzeuge aus der ganzen Welt geformt sind, stellt ihr Flugzeugalphabet eine „illegitimate, 'bastardised' language“ dar. 2023 wurde das Werk vom Royal Air Force Museum erworben.[4][19]
Ab 2009 entstanden Werke, die sich auf eine ISBN beziehen:
2010 wurde Banners Werk Harrier and Jaguar, das zwei Kampfflugzeuge zeigt, in den Duveen-Galerien der Tate Britain installiert. Im Rahmen des Edinburgh Festivals 2013 wurde in Edinburgh eine Ausstellung ihrer Filme gezeigt.[22]
Der 2011 entstandene Druck Superhuman Nude zeigt eine Aktstudie einer paralympischen Sportlerin mit Text. Der dem Bild überlagerte Text ist so angeordnet, dass er die Formen und Gestalten des Körpers definiert – „every nerve waiting“ und „one calf bulging muscle“ – und so die Körperlichkeit einer Person vermittelt, die kurz vor dem Wettkampf steht. Dieses Werk ist Teil einer Reihe limitierter Drucke einiger renommierter britischen Künstlerinnen und Künstler, die im Kontext der Olympischen und Paralympischen Spiele 2012 in London entstanden.[23][24]
Im Jahre 2012 entwarf Fiona Banner mit dem Architekten David Kohn die Installation A Room for London. Auf dem Dach eines Konzertsaals stand eine Art Hausboot, das dem belgischen Flussdampfer namens „Roi des Belges“ nachempfunden war. Der Raum verfügte über Wohnräume und konnte gemietet werden. Aufgrund der Beliebtheit des Projekts und der Unterstützung durch Southbank und den Lambeth Council blieb der Raum bis Mitte 2016 geöffnet und wurde dann in den Ruhezustand versetzt, um die Sanierung dieses Teils des South Bank-Komplexes zu ermöglichen.[25][26][27]
2017 wurden ihre Arbeiten in „Age of Terror: Art Since 9/11“ gezeigt, einer Gruppenausstellung im Imperial War Museum in London.
2020 schuf Fiona Banner drei riesige Full-Stop-Skulpturen aus schwarzem Granit, um eine Kampagne von Greenpeace zu unterstützen, die sich auf ein 121 Quadratkilometer großes Schutzgebiet in der Nordsee konzentriert. Am 5. Oktober 2020 wurde eine 1,5 Tonnen schwere Skulptur mit dem Titel Klang vor die Haustür des Gebäudes des Ministeriums für Umwelt, Ernährung und ländliche Angelegenheiten in Westminster, London, geliefert. Mit dieser Aktion wollte die Künstlerin auf das Versagen der britischen Regierung im Hinblick auf die Erhaltung von Meeresschutzgebieten aufmerksam machen.[28][29][30]
Fiona Banner kritische Auseinandersetzung mit militärischen Themen und die emotionale Wirkung ihrer Kunstwerke auf das Publikum wird in einem Artikel zur Ausstellung "Wp Wp Wp" deutlich[104]:
“It’s a display of might – their size and proximity overwhelms viewers who stand with their faces turned upwards, as blades slice the air like knives above them.”
↑In dieser Ausstellung wurden minimalistische Werke der Künstlerin gezeigt, zum Beispiel eine über zwei Meter hohe Platte, die vollständig mit dem metallisch-grauen Schimmer von Graphit bedeckt ist. Weitere runde oder fast runde Platten ähnlicher Größe bestanden ebenfalls aus stark bearbeitetem Graphit und haben eine fast skulpturale Wirkung.
Ken Johnson vermutete in diesen minimalistischen Werken einen intellektuellen Hintergrund, der besonders in einem ausschließlich aus sorgfältig gezeichneten, aber eigenwillig geformten Worten bestehenden Text vermittelt wird, der folgendermaßen beginnt: „The flames chew through the furnace and warp everything, they've got oily faces it's the last day“.
↑Das Werk untersucht die Möglichkeiten und Grenzen von Bildern und stellt eine Abkehr von früheren textbasierten Ansätzen dar. Die an die Wände gezeichneten Flugzeuge basieren nicht auf makellosen Bildern aus einer Hochglanz-Flugzeug-Enzyklopädie. Vielmehr handelt es sich bei den Quellbildern um Kampfflugzeuge im Einsatz, die aus Zeitungen gefunden und ausgeschnitten wurden.
↑ Das Werk besteht aus 26 weißen Neonbuchstaben auf Papierschablonen von je 100 × 70 cm, mit Klammern, Draht und Transformatoren. Jeder Buchstabe wurde von der Künstlerin selbst handgefertigt. Dabei wurden Neonröhren geblasen und gebogen. Das gebogene, halb geschmolzene und noch heiße Glas wurde mit der Papiervorlage abgeglichen, auf der der Buchstabe gezeichnet war, wobei das Papier leicht verbrannte.
↑In dieser Installation lässt Fiona Banner einen ausrangierten Sea Harrier Jet von der Decke. Dieses Werk spielt auf die ästhetischen und moralischen Implikationen von Militärtechnologie an.
↑ Das Werk umfasste die physische und konzeptionelle Umgestaltung eines ausrangierten RAF-Tornado-Düsenjägers ZE728 zu einer großen Glocke. Dabei wurde das Metall des gesamten Flugzeugs verwendet.
↑In dieser Ausstellung stellt Fiona Banner rotierende Hubschrauberblätter aus, die eine beklemmende Atmosphäre erzeugen. Die riesigen Blätter, die bedrohlich über den Köpfen der Besucher schweben, symbolisieren Macht und Verwundbarkeit zugleich. Banner greift auf ihre Kindheitserfahrungen zurück, in denen sie die Faszination und Angst vor Militärflugzeugen entwickelte.
↑In diesem Künstlerbuch werden auf der Vorder- und Rückseite 154 Arten von Kampfflugzeugen aufgeführt. Im Inneren befinden sich Bilder dieser Flugzeuge, die aus Zeitungen und Zeitschriften ausgeschnitten wurden. Damit wurde ein persönlicher Katalog der internationalen Luftwaffe erstellt.