In Deutschland und anderen Ländern Europas gab es nach dem Zweiten Weltkrieg Lager für Flüchtlinge und Vertriebene aus den deutschen Ostgebieten, für überlebende Juden und andere (zum Teil bezeichnet als DP-Lager (engl.: DP-Camps) für so genannte Displaced Persons, DPs; errichtet in der Regel von Alliierten). Diese verschiedenen Lager dienten als Durchgangsstationen vor der Weiterreise in andere Länder oder vor der Erteilung einer Zuzugsgenehmigung und Integration in die neue Heimat. Außerdem gab es Flüchtlingslager für die große Zahl der Flüchtlinge (zwischen 1949 und 1961 in jedem Jahr mehr als 100.000[1]) aus der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) bzw. aus der DDR. Für jugendliche SBZ/DDR-Flüchtlinge, die das 21. Lebensjahr noch nicht vollendet hatten, gab es ein spezielles Flüchtlingsjugendlager.
In Dänemark kamen in den letzten Kriegswochen 250.000 Deutsche an, auf deren Unterbringung man weder von der Wehrmacht noch von der dänischen Zivilverwaltung nach der Kapitulation vorbereitet gewesen wäre. Viele dieser deutschen Flüchtlinge wurden dann in den Flüchtlingslagern in Jütland untergebracht. Zum Beispiel in dem 1945 eingerichteten Flüchtlingslager Oksbøl, das zur Gemeinde Oksbøl, westlich von Silkeborg in Mitteljütland gehörte. Es wurde 1949 aufgelöst.
Heute sind im Zusammenhang mit der Unterbringung von Asylbewerbern insbesondere zu nennen:[2]
das Ausreisezentrum Kærshovedgård, ein Lager für alleinstehende, nicht gewollte Migranten
das Zentrum für Ausländer Ellebæk, faktisch ein Abschiebegefängnis.
In Liechtenstein besteht ein Aufnahmezentrum in Vaduz; eine weitere, zeitweilige Unterkunft in Triesen wurde am 1. Juli 2016 vom Verein Flüchtlingshilfe Liechtenstein (FHL) in Betrieb genommen.[3]
Angesichts der großen Zahl von Flüchtlingen auf den Straßen ist es in diesem Zusammenhang von Bedeutung, dass das „Gesetz zur Gestaltung und zum Schutz der öffentlichen Umgebung“ von 2010 und die „Vierte Neufassung der Ungarischen Verfassung“ vom 11. März 2013 unter anderem eine Kriminalisierung der Obdachlosigkeit beinhalteten.[7]
In Serbien gibt es noch Flüchtlingslager in Cardak und Kalenic mit Flüchtlingen die infolge der Jugoslawienkriege, bzw. des Kosovokrieges geflohen sind.
Die im Palästinakrieg und Sechstagekrieg geflohenen und vertriebenen Palästinenser wurden in 58 Flüchtlingslagern im Westjordanland und Gazastreifen, in Jordanien, Syrien und dem Libanon aufgenommen, wo sie und ihre Nachkommen teilweise bis heute leben und vom Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) versorgt werden. Die Integration der Flüchtlinge in die Bevölkerung wurde auch in den arabischen Staaten teilweise behördlich unterbunden. Die Zelte sind zwischenzeitlich durch feste Bebauung ersetzt worden, der Begriff „Lager“ (als kurzzeitiges Provisorium) ist damit sachlich nicht mehr korrekt. Der Gebrauch dieses Begriffs ist hier mehr politischer Natur, um den ungeklärten Status der Bewohner zu verdeutlichen. Der Unterschied zu politischen Gemeinden ist jedoch, dass das Land nicht den Bewohnern gehört, sondern sich noch immer in staatlichen oder privaten Besitz befindet und nur der UNRWA zur Verwaltung überlassen ist.[10] Es gibt daher auch keine politische Vertretung wie Gemeinderat und Bürgermeister.
Zurzeit bestehende Flüchtlingslager mit Anzahl der Bevölkerung und Jahr der Entstehung (Stand: Juli 2014):[11]
Seit dem Darfur-Konflikt sind in Kenia die Flüchtlingslager Dadaab und Kakuma für Flüchtlinge aus Somalia und dem Sudan sowie in weiteren Ländern Lager aufgebaut worden:
In der Nähe von Tindouf, Algerien befinden sich Flüchtlingslager für die seit dem Westsaharakonflikt aus der Westsahara geflohenen Saharauis, außerdem für die Exilregierung der Frente Polisario. Dort lebten in den letzten 30 Jahren bis zu 150.000 Menschen.[13]
Aufgrund der zahlreichen Konflikte und Vertreibungen der letzten 40 Jahre leben in Afghanistan mehr als zwei Millionen Menschen als Binnenvertriebene im eigenen Land, darunter Hunderttausende Kinder. In Kabul und Umgebung lebten Ende 2017 schätzungsweise 65.000 Menschen in mehr als 60 Flüchtlingslagern, die in der Vergangenheit durch humanitäre Organisationen unterstützt wurden. 2014 brach die Hilfe jedoch ein, da die EU-Nothilfeagentur ECHO diese als reguläre Slums einstufte.[14][15][16]
Im Iran und Pakistan leben zahlreiche Flüchtlinge aus dem benachbarten Afghanistan in Flüchtlingslagern wie Nasir Bagh in Pakistan.
In Thailand leben viele Flüchtlinge aus den benachbarten Staaten in Lagern nahe der Grenze. Das größte ist das Mae La Lager im Amphoe Tha Song Yang.[17][18]
In den heutigen Kriegen und denen der jüngeren Geschichte können Flüchtlingslager auch eine wichtige Kriegsressource für teilnehmende Gruppen darstellen[19]. Sie können dadurch, dass konstant Gelder und Ressourcen aus dem Ausland in das Kriegsgebiet fließen, zu einem Bestandteil der Kriegsökonomie werden. Davon können Kriegsparteien, welche die Umgebung der Lager kontrollieren, auf folgende Weise profitieren:
Die Versorgung der eigenen Truppen mit Nahrung und Medikamenten durch internationale Hilfslieferungen, da selbige üblicherweise auch die Verteilung kontrollieren
Einnahmen durch an den Zufahrtsstraßen erhobene Zölle. Einnahmen durch Verkauf der durch internationale Hilfslieferungen in das Lager gekommenen Güter (Nahrungsmittel, Medikamente usw.)
Dar al Janub (Hrsg.): … und wo ist Palästina? Eine Reise in die palästinensischen Flüchtlingslager im Libanon. Wien 2006, ISBN 3-9502184-0-8.
Bernhard Mann: Politische Flüchtlinge. Sozialberatung in Sammelunterkünften und Fragen zur gesellschaftlichen Integration. Mit einem Vorwort eines Vertreters des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen. Frankfurt am Main 1983, ISBN 3-88129-725-1.