Fritz Gurlitt war ein Sohn des Landschaftsmalers Louis Gurlitt und dessen Frau Elisabeth Gurlitt, geborene Lewald. 1881 heiratete er Annarella Imhof (1856–1935), eine Tochter des Schweizer Bildhauers Heinrich Maximilian Imhof. Aus der Ehe gingen die Töchter Angelina (1882–1962), Ehefrau von Sigmund von Weech und Margarete (1885–?) sowie die Söhne Wolfgang Gurlitt (1888–1965) und Manfred Gurlitt (1890–1972) hervor.[2] Später bestritt Manfred allerdings die Vaterschaft Fritz Gurlitts und gab sich als vorehelichen Sohn Willi Waldeckers, des zweiten Ehemanns seiner Mutter, aus. Dabei hat offenbar auch die jüdische Herkunft Elisabeth Lewalds, der Mutter Fritz Gurlitts, eine Rolle gespielt.[3]
1880 gründete Gurlitt in Berlin die Galerie „Fritz Gurlitt“. Diese Galerie lag in der Behrenstraße 29 und war auf zeitgenössische Kunst spezialisiert. Die Bezeichnung des Geschäfts ist umstritten; wahrscheinlich waren die verschieden benannten Geschäfte identisch. Ein Handelsregistereintrag führt die „Kunsthandlung Fritz Gurlitt“ als Gesellschaft mit beschränkter Haftung 1926 auf, zeitgenössische Zeitungen wie der Deutsche Reichsanzeiger verwendeten aber schon zu Lebzeiten von Gurlitt diesen Begriff alternativ zu „Kunstsalon Fritz Gurlitt“.[4][5]
Auch Paula Modersohn-Becker hat 1898 die Galerie Gurlitt besucht[8] und sich dort durch Arbeiten von Rippl-Ronai (Gruppe der „Nach-Impressionisten“) inspirieren lassen. Von 1881 bis 1886 bot die Kunsthandlung eine ganze Reihe von Nachbildungen von Tanagra-Figuren aus bemaltem Terrakotta an.[9]
Nach seinem Tod 1893 wurde die Galerie ab Ende des Ersten Weltkriegs von seinem Sohn Wolfgang Gurlitt (1888–1965) weitergeführt, Das Berliner Adressbuch verzeichnet 1915 die „Hof-Kunsthandlung“ Fritz Gurlitt in der Potsdamer Straße 113. Wolfgang Gurlitt hielt die Galerie bis 1943 und leitete auch den Verlag Fritz Gurlitt. Er sorgte auch für eine Fotodokumentation der Sammlung, die fast 1.500 Kunstwerke umfasste. Die Negative im Format 18×24 gingen 1937 ins Bildarchiv der Philipps-Universität Marburg über.[10] Später führte Wolfgang Gurlitt in München eine eigene Galerie.
Zwischen 1881 und 1889, dem Jahr, in dem es zum Bruch zwischen Arnold Böcklin und Gurlitt kam, zahlreiche Gemälde Böcklins: etwa die Tritonenfamilie, Der Sommertag, Der Abenteurer, Prometheus, Odysseus und Kalypso, Frühlingstag, Im Spiel der Wellen, Die Toteninsel, das Heiligtum des Herakles, Der Kampf auf der Brücke und viele mehr.[12]
Birgit Gropp: Studien zur Kunsthandlung Fritz Gurlitt in Berlin 1880–1943. Dissertation. Berlin 2000.
Auktionskalog Nr. 1296 des Auktionshauses Rudolph Lepke Berlin: Gemälde erster moderner Meister, Skulpturen in Marmor und Bronze: ausschließlich aus dem Besitze der Firma Fritz Gurlitt, Berlin; erster Auctionstag, Dienstag, den 11. März 1902. Gemälde und Aquarelle erster neuer Meister : dabei der Nachlaß des Rentiers Herrn Julius Protzen, Berlin; zweiter Auctionstag, Mittwoch, den 12. März 1902
↑Liselotte von Reinken: Paula Modersohn-Becker, rororo-Bildmonographien, 1983, S. 27
↑Jutta Fischer: Nachbildungen von ›originalen‹ Tanagrafiguren der Kunsthandlung Fritz Gurlitt, Berlin 1882-1886.doi:10.4000/acost.1033; Axel Attula/Julia Fischer: Echt antik! Terrakotten für Salon und Museum aus der Kunsthandlung Fritz Gurlitt, Berlin 1881-1886. Katalog der Sonderausstellung: Deutsches Bernsteinmuseum Ribnitz-Damgarten in Zusammenarbeit mit dem Heinrich Schliemann-Institut für Altertumswissenschaften der Universität Rostock : 1. Dezember 2016 bis 1. Mai 2017, Ribnitz-Damgarten : Deutsches Bernsteinmuseum Ribnitz-Damgarten 2016
↑Hanna Delf von Wolzogen, Helmuth Nürnberger: Theodor Fontane. Am Ende des Jahrhunderts. Band 1, Königshausen & Neumann, 2000, ISBN 3-8260-1795-1, S. 281 f.
↑H. Fr.: Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912. In: Georg Biermann (Hrsg.): Der Cicerone. Band4, Nr.22. Verlag von Klinkhardt & Biermann, Leipzig November 1912, Ausstellungen. Berlin, S.865 (uni-heidelberg.de).
↑Glaser, Curt: Von Ausstellungen und Sammlungen. In: Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur. Nr.8, 15. Januar 1915, S.186, doi:10.11588/DIGLIT.13091 (uni-heidelberg.de [abgerufen am 24. August 2022]).
↑Kunstmarkt. Wochenschrift für Kenner u. Sammler — 12.1915. S. 20