Bei Parietaria-Arten handelt sich um einjährige oder ausdauernde krautige Pflanzen, die meist Wuchshöhen von 20 bis 50 Zentimetern erreichen. Die Stängel sind aufrecht oder aufsteigend.
Im Gegensatz zu den meisten anderen Arten der Familie stehen die Blätter wechselständig am Stängel und haben einen glatten Blattrand. Brennhaare fehlen bei den Glaskraut-Arten. Ihre Blätter und Stängel sind lediglich mit kurzen Haaren besetzt. Nebenblätter haben sie nicht. Die Form der Laubblätter ist meist eiförmig oder rhombisch; ihre Größe ist aber von Art zu Art sehr unterschiedlich.
Die unscheinbaren grünen oder rötlich-grünen Blüten stehen in Knäueln oder kurzen Wickeln in den Blattachseln. Die Tragblätter innerhalb dieser Knäuel ähneln den Kelchblättern. Es gibt in der Gattung Parietaria sowohl zwittrige als auch getrenntgeschlechtige Blüten. Die Staubfäden der männlichen Blüten sind in die Blüte hineingekrümmt, dadurch können die Staubbeutel aber plötzlich nach außen geschleudert werden.
Die meisten Parietaria-Arten wachsen an mehr oder weniger frischen, gerne etwas schattigen Ruderalstellen. Mehrere Parietaria-Arten findet man häufig in alten Gemäuern.
Der deutsche Trivialname „Glaskraut“ stammt daher, dass man die Asche dieser Pflanzen früher zur Glasreinigung benutzt hat.
Als Trivialnamen der (herba) parietaria sind auch Mauerkraut, Wandkraut und Rebhühnerkraut belegt.
Eine alte deutsche Bezeichnung für Glaskraut war auch Tag und Nacht.[1][2][3]
Den weiteren Trivialnamen Sankt-Peters-Kraut (teils synonym mit „Tag und Nacht“)[4] haben Parietaria-Arten mit Pflanzen auch anderer Gattungen gemeinsam.[5]
Die Gattung Parietaria wurde durch Carl von Linné in Species Plantarum, Tomus II, 1753, Seite 1052 und Genera Plantarum, 5. Auflage 1754, Seite 471 aufgestellt. Der wissenschaftliche Gattungsname Parietaria stammt vom lateinischen Wort paries für „Mauer“, parietarius für „von der Mauer“. Er bezieht sich auf den bevorzugten Wuchsort einiger europäischer Arten, insbesondere des Ausgebreiteten Glaskrauts (Parietaria judaica). Synonyme für ParietariaL. sind: FreireaGaudich., HelxineBubani, NesobiumPhil. ex Fuentes, ThaumuriaGaudich.[6]
Parietaria hesperaHinton: Die zwei Unterarten kommen von den südwestlichen Vereinigten Staaten und New Mexico bis ins nordwestliche Mexiko vor.[6]
Ausgebreitetes Glaskraut (Parietaria judaicaL., Syn.: Parietaria diffusaMert. & W.D.J.Koch, Parietaria jaxarticaPavlov, Parietaria littoralisSchchian, Parietaria maderensisRchb., Parietaria multicaulisBoiss. & Heldr., Parietaria pilosaWilld., Parietaria punctataWilld., Parietaria ramifloraMoench, Parietaria thymifoliaStapf, Parietaria tibethanaBlume, Parietaria velutinaBlume, Parietaria vulgarisHill)[7]: Die etwa vier Unterarten kommen in Makaronesien, Nordafrika, Europa bis Zentralasien und in Pakistan vor. Eine Unterart ist in einigen Gebieten der Welt ein Neophyt.[6]
Parietaria lusitanicaL. subsp. lusitanica: Sie kommt vom Mittelmeerraum bis zum Irak und der Arabischen Halbinsel vor.[7][6]
Parietaria lusitanica subsp. chersonensis(Láng & Szov.) Chrtek (Syn.: Parietaria chersonensis(Lang & Szov.) Dörfl., Parietaria micranthaLedeb., Parietaria coreanaNakai): Sie kommt von der Ukraine bis Pakistan vor.[7][6]
Parietaria lusitanica subsp. serbica (Pančić) P.W.Ball (Syn.: Parietaria serbicaPanc.): Sie kommt auf Balkanhalbinsel, Rumänien und in Zentralasien vor.[7][6]
Parietaria pensylvanicaMuhl. ex Willd. (Syn.: Parietaria obtusaRydb. ex Small, Parietaria occidentalisRydb.): Sie kommt ursprünglich in Nordamerika vor und ist in Tschechien sowie Deutschland ein Neophyt.[7][6]
David E. Boufford: Parietaria. In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico. Volume 3: Magnoliophyta: Magnoliidae and Hamamelidae. Oxford University Press, New York / Oxford u. a. 1997, ISBN 0-19-511246-6, S.406 (englisch)., online.
Chen Jiarui, Ib Friis, C. Melanie Wilmot-Dear: Parietaria. In: Wu Zhengyi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Volume 5: Ulmaceae through Basellaceae. Science Press / Missouri Botanical Garden Press, Beijing / St. Louis 2003, ISBN 1-930723-27-X, S.189 (englisch)., online.
Heinrich Marzell: Wörterbuch der deutschen Pflanzennamen. (unter Mitwirkung von Wilhelm Wissmann und Wolfgang Pfeifer): Band I–V, Leipzig, Stuttgart und Wiesbaden 1943–1979, Band III (ab Spalte 481) und IV hrsg. von Heinz Paul, Band V (Registerband) 1958 mit Wilhelm Wissmann; Neudruck Köln 2000. ISBN 3-88059-982-3; Band III, S. 571–574.
↑De simplici medicina. Kräuterbuch-Handschrift aus dem 14. Jahrhundert. Nach dem im Besitz der Basler Universitätsbibliothek befindlichen Original als Faksimile mit Begleittext hrsg. von Arnold Pfister, (Sandoz AG) Basel 1960; 2. Aufl. ebenda 1961, Blatt 24v.
↑Heinrich Marzell: Wörterbuch der deutschen Pflanzennamen. (unter Mitwirkung von Wilhelm Wissmann und Wolfgang Pfeifer): Band I–V, Leipzig, Stuttgart und Wiesbaden 1943–1979, Band III (ab Spalte 481) und IV hrsg. von Heinz Paul, Band V (Registerband) 1958 mit Wilhelm Wissmann; Neudruck Köln 2000. ISBN 3-88059-982-3; Band III, S. 573.
↑Robert Damme: Das Stralsunder Vokabular. Edition und Untersuchung einer mittelniederdeutsch-lateinischen Vokabularhandschrift des 15. Jahrhunderts. Köln/Wien 1989 (= Niederdeutsche Studien. Band 34), S. 178 und 180.
↑Pedacii Dioscoridis Anazarbaei Kraeuterbuch [...]. Ins Deutsche übersetzt von Johannes Danzius, Frankfurt am Main (Petrus Uffenbach) 1610; Neudruck Grünwald bei München 1964, S. 292 f.
↑Brigitte Hoppe: Das Kräuterbuch des Hieronymus Bock. Wissenschaftshistorische Untersuchung, mit einem Verzeichnis sämtlicher Pflanzen des Werkes, der literarischen Quellen der Heilanzeigen und der Anwendungen der Pflanzen. Hiersemann, Stuttgart 1969, S. 148 f.