1891 trat sie erstmals in Wien am Carltheater auf und gehörte von 1893 bis zu ihrem Tod zum Ensemble des Burgtheaters. Sie galt am Wiener Burgtheater als große Tragödin[Anm. 1] in der Tradition der legendären Charlotte Wolter. Auch als Rezitatorin machte sie sich einen Namen und besprach als solche mehrere literarische Sprechplatten.
Beim Film hatte sie zunächst vereinzelte Auftritte im Stummfilm, nach Aufkommen des Tonfilms nahm ihre Präsenz zu. Ihre bekanntesten Filmauftritte hatte sie in Dreizehn Stühle mit Heinz Rühmann und als Annas Vermieterin in Der dritte Mann (1949) mit Orson Welles nach dem Drehbuch von Graham Greene. Einer der kommerziell erfolgreichsten Filme, in dem sie in einer Nebenrolle erschien, war der NS-PropagandafilmWunschkonzert (1940).
1953 konnte sie als Erste nach Bernhard Baumeister 60 Jahre Zugehörigkeit zum Burgtheaterensemble feiern.[2]
Hedwig Bleibtreu war in erster Ehe mit dem Hofschauspieler und „dramatischen Lehrer“ am Konservatorium, Alexander Roempler (1860–1909),[3][Anm. 2] in zweiter mit dem Burgtheaterdirektor Max Paulsen (Künstlername Peter Petersen) verheiratet. Ihre Schwester Maximiliane Bleibtreu verehelichte Mebus (1870–1923)[4] debütierte 1890 am Theater an der Wien; nach dem Wechsel nach Dresden wurde sie zur Königlich Sächsischen Hofschauspielerin ernannt.[5] Hedwig Bleibtreus Großnichte Monica Bleibtreu (1944–2009) war eine profilierte Film- und Theaterschauspielerin, deren Sohn Moritz Bleibtreu (* 1971) ist ein bekannter Filmschauspieler des jüngeren deutschen Kinos.
Hedwig Bleibtreu ist (als Hedwig Paulsen) in einem ehrenhalber gewidmeten Grab[6] auf dem Friedhof Pötzleinsdorf (Gruppe F, Nummer 88/89) in Wien begraben. Im Jahr 1981 wurde in Wien-Simmering (11. Bezirk) die Bleibtreustraße nach ihr benannt. Auch in ihrer Geburtsstadt Linz gibt es im Franckviertel eine nach ihr benannte Straße.
Gertrud Doublier, Walter Zeleny: Hedwig Bleibtreu. Wesen und Welt einer großen Burgschauspielerin (zu deren 80. Geburtstag am 23. Dezember 1948). Donau-Verlag, Wien 1948.
Mitzi Friedmann: Hedwig Bleibtreu. Das Portrait einer Schauspielerin. Augartenverlag Stephan Szabo, Wien/Leipzig 1933.
C. Bernd Sucher (Hrsg.): Theaterlexikon. Autoren, Regisseure, Schauspieler, Dramaturgen, Bühnenbildner, Kritiker. Von Christine Dössel und Marietta Piekenbrock unter Mitwirkung von Jean-Claude Kuner und C. Bernd Sucher. 2. Auflage. Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 1999, ISBN 3-423-03322-3, S. 74.
Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 1: A – C. Erik Aaes – Jack Carson. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 422 f.
↑Viktor Reimann: Dr. Joseph Goebbels. Molden Taschenbuch Verlag, Wien, München 1976, ISBN 3-217-05018-5, S. 216, Bezug auf Bleistifteintragung in der Liste
↑Hedwig Bleibtreu gestorben. In: Arbeiter-Zeitung. Wien 26. Jänner 1958, S.7.
↑Alexander Roempler starb an einem Herzleiden; sein Leichnam wurde zur Einäscherung nach Gotha überführt. — Siehe: Hofschauspieler Alexander Römpler. In: Neue Freie Presse, Nachmittagblatt (Nr. 16283/1909), 20. Dezember 1909, S. 5, unten links. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nfp Roempler bewohnte bis zu seinem Ableben die (heute noch bestehende) Villa in Wien-Währing, Sternwartestraße 71. Am 26. März 1910 offerierte die Witwe das Haus Arthur Schnitzler, der es in der Folge, so wie der Vorbesitzer, bis zu seinem Tode (1931) nutzte. — Renate Wagner: Arthur Schnitzler. Eine Biographie. 2. Auflage. Molden, Wien u. a. 1981, ISBN 3-217-01198-8, S. 221.