Heinz Franz Ludwig Reincke (* 28. Mai 1925 in Kiel, Schleswig-Holstein; † 13. Juli 2011 in Purkersdorf bei Wien[1][2]) war ein deutscher Schauspieler, Hörspiel- und Synchronsprecher. Ab 1970 besaß er auch die österreichische Staatsbürgerschaft.
Als Sohn eines Schneiders besuchte Heinz Reincke die Volksschule. Bereits im Alter von zehn Jahren entwickelte sich bei ihm der Wunsch, Schauspieler zu werden; nach eigenen Angaben war das einschneidende Erlebnis eine Elternbesprechung. Auf Wunsch seines Vaters machte er eine Ausbildung in der Verwaltung der Industrie- und Handelskammer Kiel, nahm aber währenddessen schon Schauspielunterricht und arbeitete nebenbei als Souffleur, Inspizient und Komparse am Kieler Stadttheater. Nachdem er seine Lehre abgeschlossen hatte, verschrieb er sich mit 17 Jahren der Bühne.[3]
Erste Rollen spielte Reincke ab 1943 am Stadttheater in Landsberg an der Warthe. Als weitere Stationen kamen ab 1944 das Stadttheater in Zoppot und das Sommertheater in Minsk hinzu. In französischer Kriegsgefangenschaft war er im Lager bis 1947 Teil einer Theatergruppe.[4] 1948 und 1949 gastierte er an Theatern in Schleswig und Bonn. Ab 1950 folgte ein Engagement am Württembergischen Staatstheater Stuttgart unter der Intendanz von Walter Erich Schäfer.[5]
1955 wurde er Ensemblemitglied am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg unter Generalintendant Gustaf Gründgens.[1] Bis 1965 spielte er dort eine Reihe großer Charakterrollen, darunter den Bluntschli in George Bernard Shaws Helden, den Beckmann in Draußen vor der Tür, den Figaro in Der tolle Tag und die Titelrolle in Hans Henny Jahnns Thomas Chatterton. Von 1968 bis 1985 gehörte er dem Ensemble des Wiener Burgtheaters an. Zu seinen herausragenden Rollen zählte der Leon in Weh dem, der lügt! und der Einstein in Die Physiker. Mit der Verkörperung von Wilhelm Voigt in Der Hauptmann von Köpenick nahm er Abschied von der Bühne.
Reincke spielte in etwa 100 Kino- und Fernsehfilmen mit. Einen seiner frühesten Auftritte hatte er in Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull (1957). Unter der Regie von Frank Wisbar spielte er 1958 an der Seite von Horst Buchholz, Gert Fröbe und Inge Meysel in Nasser Asphalt. 1960 war er als Student in Auerbachs Keller im Faust-Film von Gustaf Gründgens zu sehen.
Er war in allen Genres zu Hause, vom Jugendfilm wie Das fliegende Klassenzimmer (1973) (neben Joachim Fuchsberger) über den Kriminalfilm wie Der Mörderclub von Brooklyn (1967) (Jerry-Cotton-Film), vom Kriegs-Drama wie Der längste Tag (1962) bis hin zur Komödie wie Hochwürden drückt ein Auge zu (1971).
Reincke spielte die Hauptrolle in der ersten Fernsehserie, die in Deutschland in Farbe ausgestrahlt wurde: Adrian der Tulpendieb (1966). Die sechs Folgen wurden bereits während des Versuchsbetriebes für das Farbfernsehen ausgestrahlt. Reincke spielte in Es muß nicht immer Kaviar sein (1977) den Bastian Fabre. Zu seinen bekanntesten Fernsehrollen gehört die des Pastors und Bürgermeisters Eckholm in der Serie Der Landarzt, in der er von 1987 bis 2010 zu sehen war.[4] Nach seinem letzten Auftritt in der 19. Staffel wurde die Rolle in den verbleibenden drei Staffeln der Serie nicht mehr erwähnt und eine Erklärung für ihre Abwesenheit blieb aus. 1985 trat er als Weltreisender in der Fernsehserie Die Schwarzwaldklinik auf. In der Serie Zwei Münchner in Hamburg spielte er zwischen 1989 und 1993 den Alfred „Vadder“ Haack. Ein weiterer Auftritt war in Zwischen Tag und Nacht (1995). Für den NDR drehte er ab den 1990er Jahren zahlreiche Episoden der Reihe Heimatgeschichten. In Gastrollen war Reincke darüber hinaus in zahlreichen weiteren Serien zu sehen.
Mit seiner markanten Stimme war Reincke auch ein gefragter Sprecher im Hörfunk.[4] So fungierte er seit 1955 als Erzähler im Schulfunk bei den Kurzhörspielen Neues aus Waldhagen.[6] Als Synchronsprecher war er die deutsche Stimme des Drachen Fuchur in Die unendliche Geschichte (1984) und lieh außerdem gelegentlich James Coburn, Marlon Brando und Alec Guinness sein markantes Timbre. Kindern ist Reinckes Stimme auch von Hörspiel- oder Sprechplatten wie Emil und die Detektive (Erich Kästner) oder Max und Moritz (Wilhelm Busch) bekannt, auch an Wort-Produktionen für Erwachsene wirkte er häufig mit.
Heinz Reincke starb am 13. Juli 2011 im Alter von 86 Jahren an Lungenkrebs in Purkersdorf bei Wien. Er erhielt ein ehrenhalber gewidmetes Grab (Gruppe 40, Nummer 180) auf dem Wiener Zentralfriedhof.[7][8]
Heinz Reincke war von 1958 bis 1978 mit der österreichischen Schauspielerin Erni Mangold verheiratet.[9] Bis zu seinem Tod lebte er mit seiner dritten Ehefrau Elfi Petsch in Wien.[10]
1974 wurde Reincke durch den österreichischen Bundespräsidenten der Titel eines Kammerschauspielers verliehen.[11] 1983 erhielt er den Kulturpreis der Stadt Kiel.
Die ARD-Hörspieldatenbank und die Ö1-Hörspieldatenbank enthalten (Stand: April 2024) für den Zeitraum von 1951 bis 2003 insgesamt 203 Datensätze, bei denen Heinz Reincke als Sprecher geführt wird.
Personendaten | |
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NAME | Reincke, Heinz |
ALTERNATIVNAMEN | Reincke, Karl-Heinz (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutsch-österreichischer Schauspieler und Synchronsprecher |
GEBURTSDATUM | 28. Mai 1925 |
GEBURTSORT | Kiel, Deutschland |
STERBEDATUM | 13. Juli 2011 |
STERBEORT | Purkersdorf, Österreich |