Nach dem Krieg war Höcherl zunächst Gelegenheitsarbeiter im Rohrleitungsbau. 1948 wurde er als Rechtsanwalt zugelassen. 1950 trat er als Staatsanwalt am Landgericht Deggendorf erneut in den bayerischen Staatsdienst. 1951 bis 1953 war er Amtsgerichtsrat und Vorsitzender des Schöffengerichts in Regensburg. In den 1950er Jahren war er stellvertretender Vorsitzender des Verwaltungsrates der Sparkasse Regensburg-Land.
Höcherl, der von 1931 bis 1932 Mitglied der NSDAP war, trat zum 1. Mai 1935 der Partei erneut bei (Mitgliedsnummer 3.652.084).[1][2][3][4]
Seit 1949 war er Mitglied der CSU und wurde bald Mitglied des Bezirksvorstandes Oberpfalz. 1952 wurde er in den Landesvorstand seiner Partei gewählt.
Höcherl gehörte dem Auswahlgremium der beiden Unionsparteien an, das am 24. Februar 1959 Ludwig Erhard als neuen Bundespräsidenten vorschlug; Erhard war allerdings nicht zur Übernahme dieses Amtes bereit.
Seit 1952 war Höcherl Mitglied des Kreistages im Landkreis Regensburg und dort Vorsitzender der CSU-Fraktion.
Von 1953 bis 1976 war er Mitglied des Deutschen Bundestages. Hier war er 1957 bis 1961 Vorsitzender der CSU-Landesgruppe und stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Von 1969 bis 1972 war er stellvertretender Vorsitzender der CSU-Landesgruppe und zugleich Vorsitzender des Vermittlungsausschusses. Vom 21. Januar 1971 bis 1976 war Höcherl Vorsitzender des Arbeitskreises Haushalt, Steuern, Geld und Kredit der CDU/CSU-Fraktion.[5]
Höcherl ist stets als direkt gewählter Abgeordneter des Wahlkreises Regensburg in den Bundestag eingezogen.
Massive Kritik bis hin zu Rücktrittsforderungen trug ihm ein, wie er sich Anfang September 1963 während der Abhöraffäre als Bundesminister des Innern dazu äußerte, dass das Bundesamt für Verfassungsschutz unter Verstoß gegen das Telefongeheimnis des GrundgesetzesTelefonabhörmaßnahmen durch alliierte Dienststellen hatte vornehmen lassen: „Die Beamten können nicht den ganzen Tag mit dem Grundgesetz unter dem Arm herumlaufen.“[6]
Wolf J. Bell: Hermann Höcherl. Berto Verlag, Bonn 1964 (Kennen Sie eigentlich den? 10).
Walter Henkels: 99 Bonner Köpfe, durchgesehene und ergänzte Ausgabe, Fischer-Bücherei, Frankfurt am Main 1965, S. 124ff.
Helge Dvorak: Höcherl, Hermann. In: Helge Dvorak: Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band I: Politiker. Teil 2: F–H. Winter, Heidelberg 1999, ISBN 3-8253-0809-X.
Hermann Höcherl dem Jüngeren: „Wenn einer von uns stirbt, zieh' ich in die Stadt“. Ernstes und Heiteres aus dem Leben eines großen kleinen Mannes. Attenkofer, Straubing 2005, ISBN 3-936511-10-1.
Eckhard Jesse: Hermann Höcherl. In: Udo Kempf, Hans-Georg Merz (Hrsg.): Kanzler und Minister 1949–1998. Biographisches Lexikon der deutschen Bundesregierungen. Westdeutscher Verlag, Wiesbaden 2001, ISBN 3-531-13407-8, S. 320–325.
↑Höcherl, Hermann. In: Martin Schumacher (Hrsg.): M.d.B. – Die Volksvertretung 1946–1972. – [Haack bis Huys] (= KGParl Online-Publikationen). Kommission für Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien e. V., Berlin 2006, ISBN 3-7700-5224-2, S.504, urn:nbn:de:101:1-2014070812574 (kgparl.de [PDF; 507kB; abgerufen am 19. Juni 2017]).
↑Geheimdienst im Telefon (Titelgeschichte). In: Der Spiegel. Nr.18, 1963 (online – 18. September 1963).