Hughes Aircraft
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Rechtsform | Corporation |
Gründung | 1936 |
Auflösung | 1997 |
Sitz | Culver City, Kalifornien, USA |
Leitung | Howard Hughes, CEO |
Mitarbeiterzahl | 80.000 (1945) |
Branche | Flugzeugbau |
Hughes Aircraft Company war eine der größten Verteidigungs- und Luftfahrtfirmen der USA. Sie wurde 1936 von Howard Hughes gegründet. Ihren Hauptsitz hatte sie bei Ballona Creek, in Culver City.
Im Laufe der 1970er und 1980er Jahre wurden immer wieder Teile der Firma verkauft, so dass heute fast keine der Sparten mehr unter dem Namen Hughes firmiert.[1] Auf dem alten Firmengelände haben sich inzwischen Filmstudios der DreamWorks SKG angesiedelt. 1997 fusionierten Hughes Electronics und Raytheon; Hughes Space and Communications wurde im Jahr 2000 von Boeing aufgekauft.
Hughes Aircraft war ursprünglich eine Tochter der Hughes Tool Company. 1935 baute Hughes die Hughes Special, ein für damalige Verhältnisse in Bezug auf Stromlinienförmigkeit wegweisendes Flugzeug mit einziehbarem Fahrwerk, geschlossenem Cockpit sowie versenkten Nieten auf der Außenhaut. Mit der H-1 erlangte Hughes Name im Laufe der nächsten Jahre hohe Bekanntheit, als er den absoluten Geschwindigkeitsweltrekord für Landflugzeuge errang.
1936 wurde Hughes Aircraft selbständig. Während des Zweiten Weltkrieges entwarf und baute HA einige Flugzeugprototypen, darunter die berühmte Hughes H-4 Hercules, die wegen ihrer teilweisen Holzbauweise auch als Spruce Goose bekannt ist (engl. „spruce“ = „Fichte“). Zu Beginn des Krieges hatte HA nur 4 festangestellte Mitarbeiter; am Ende waren es über 80.000.
Neben Douglas Aircraft, North American Aviation, Northrop, Lockheed Aircraft war Hughes Aircraft einer der Luftfahrtkonzerne, die während und nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgreich in Südkalifornien Fuß fassten. Zwischenzeitlich war Hughes Aircraft größter Arbeitgeber dieser Region.
Nach dem Krieg zerstritt sich Hughes mit Teilen des US-Senats. Im Sommer 1947 äußerten sich einige Politiker beunruhigt über Hughes Missmanagement bei der Spruce Goose und dem XF-11-Projekt, die in weiten Teilen aus Steuermitteln finanziert wurden. Noch während der Untersuchungsausschuss Belege gegen Hughes Aircraft sammelte, konnte Hughes jedoch beide Prototypen erfolgreich testen und dem amerikanischen Militär übergeben. Die Ermittlungen wurden daraufhin eingestellt und Hughes trotz bleibender Kritik freigesprochen.
Die Spruce Goose erhob sich nach ihrem kurzen Jungfernflug nie wieder in die Lüfte und blieb das Flugzeug mit der größten Spannweite, das jemals abgehoben ist, bis es am 13. April 2019 vom Scaled Composites Stratolaunch abgelöst wurde.
1948 gründete Hughes eine neue Tochterfirma, die Aerospace Group.
Zwei Hughes-Ingenieure, Simon Ramo und Dean Wooldridge, hatten damals einige bahnbrechende Ideen im militärischen Flugzeugbau. Das MA-1-System brachte ein Flugzeug mit Hilfe von Radarsignalen automatisch in die richtige Position, um Raketen auf ein anderes Flugzeug feuern zu können. Zeitgleich arbeiteten andere Teams mit der neu gegründeten US Air Force an Luft-Luft Raketen, was zur Entwicklung der AIM-4 Falcon (F-98) führte. Die Kombination aus MA-1 und Falcon, später noch mit einigen Upgrades versehen, war bis in die 1980er das wichtigste Abfangjägersystem der Vereinigten Staaten.
Wegen dieses erfolgreichen Anfangs wurde die Aerospace Group schnell sehr profitabel und wichtigster Bestandteil des Konzerns. Die Aerospace Group hat seitdem Radar- und elektro-optische Systeme produziert, die ersten funktionsfähigen Laser gebaut, Flugzeug- und Raketenleittechnik entworfen und ein Ionen-Antriebssystem für Raumfahrzeuge entwickelt.
Ramo und Wooldridge trennten sich 1953 aufgrund geschäftlicher und persönlicher Differenzen mit Howard Hughes von der Aerospace Group. Sie gründeten die Ramo-Wooldridge Corporation, die später zusammen mit Thompson Products die TRW bildete – und damit eine der größten Konkurrenten der Aerospace Group wurde. 1953 gründete Howard Hughes das Howard Hughes Medical Institute, eine Stiftung, der er die Hughes Aircraft vermachte.
Einige berühmte Persönlichkeiten weisen enge Verbindungen zu Hughes Aircraft auf. Nobelpreis-Träger Richard Feynman beispielsweise hielt wöchentliche Seminare in den Hughes Forschungsabteilungen. Murray Gell-Mann, ebenfalls Nobelpreisträger, teilte sich ein Büro mit dem späteren HA CEO Malcolm Currie. Greg Jarvis und Ronald McNair, zwei der Astronauten beim letzten Flug der Challenger, arbeiteten für Hughes.
Zwei Arbeitsgruppen der Hughes Aerospace, die Hughes Space and Communications Group und die Hughes Space Systems Division wurden 1948 Ableger um schließlich 1961 unter dem gemeinsamen Namen Hughes Space and Communications Company zu operieren.
Gemeinsam bauten sie 1963 den ersten geosynchronen Kommunikationssatelliten, Syncom, dem sie 1966 den ersten geostationären Wettersatelliten ATS-1 folgen ließen. Ebenfalls 1966 landete ihre Surveyor auf dem Mond. Hughes entwickelte 1978 Pioneer-Venus, die erstmals detailliert die Venus kartierte, und die Sonde Galileo, die in den 1990ern zum Jupiter flog. Fast 40 Prozent der im Jahr 2000 aktiven Satelliten wurden von Hughes Space and Communications gebaut.
Die Modellserien werden von Boeing fortgesetzt und laufen unter Boeings Namen weiter (z. B. HS376 als Boeing 376).
1947 begann bei Hughes die Helikopter-Produktion. Helikopter-Produzent Kellett verkaufte sein neuestes Modell an Hughes. Der H-17 Sky Crane flog erstmals im Oktober 1952. Der kommerzielle Erfolg des Modells blieb allerdings aus. 1955 startete der Ableger Toolco Aircraft Division und begann, leichte Militärhubschrauber zu entwickeln. Im Mai 1965 bekamen sie den Zuschlag für einen Beobachtungshelikopter für die US Army, was zu Entwicklung des OH-6 Cayuse führte – ein bis heute noch unter verschiedenen Namen produzierter Hubschrauber. 1976 wurde die Toolco Aircraft Division in Hughes Helicopters umbenannt. Aus diesem Hause stammt der berühmte AH-64 Apache Kampfhubschrauber, der 1983 die Collier Trophy gewann.
Zu Hughes Electronics gehören: