Die 67. Internationalen Filmfestspiele von Cannes fanden vom 14. bis 25. Mai 2014 statt. Eröffnet wurde das Filmfestival mit Olivier Dahans Filmbiografie Grace of Monaco,[1] die außer Konkurrenz lief. Das Fürstenhaus von Monaco nahm aus Protest gegen den Film nicht an der Eröffnung der Filmfestspiele von Cannes teil.[2] Abschlussfilm der Filmfestspiele wurde der in 4K2K restaurierte Spielfilm Für eine Handvoll Dollar von Sergio Leone.
Präsidentin der internationalen Jury, die unter anderem die Goldene Palme vergibt, war in diesem Jahr die neuseeländische Regisseurin Jane Campion. Aufgrund der Europawahlen am 25. Mai wurden die Gewinner des Festivals einen Tag früher als üblich bekannt gegeben.[3] Moderator der Auftaktzeremonie und der Preisgala war der französische Schauspieler Lambert Wilson.
Die Goldene Palme ging an den Film Winterschlaf (englischer Festivaltitel: Winter Sleep, Originaltitel: Kış Uykusu) von Nuri Bilge Ceylan, der im Vorfeld auch als Mitfavorit galt.[4][5][6]
Offizielles Festivalplakat |
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Lagency / Taste, Paris, 2014 (unter Verwendung einer Fotografie von Gaumont) |
Das Festivalplakat zeigte den italienischen Schauspieler Marcello Mastroianni in einer Szene des Films Achteinhalb von Federico Fellini aus dem Jahr 1963. Im Film erblickt er dabei Claudia Cardinales Filmfigur Claudia, wobei er seine Sonnenbrille leicht hinunterzieht und über die Gläser blickt. Der Film lief 1963 außerhalb des Wettbewerbs der Filmfestspiele. Das Design des Plakats stammt von Hervé Chigioni und Gilles Frappier.[7]
Als Nachfolgerin des letztjährigen Jurypräsidenten Steven Spielberg wurde Anfang Januar 2014 die neuseeländische Regisseurin Jane Campion vorgestellt. Campion nahm 1986 erstmals an den Filmfestspielen in Cannes mit einem Kurzfilm teil. Sie ist die einzige Regisseurin, die die Goldene Palme gewonnen hat: Sie erhielt den Preis 1993 für Das Piano. Für ihren Kurzfilm Peel gewann sie zudem 1986 eine Goldene Palme für den Besten Kurzfilm und ist die bisher einzige Person, die zwei derartige Ehrungen erhalten hat.[8]
Der Jurypräsidentin standen mehrere Jurymitglieder zur Seite, deren Namen am 28. April präsentiert wurden:
Statistik (Stand: 2014) * = ehemaliger Gewinner der Goldenen Palme | ||
Regisseur/-in | Einladungen | |
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Ken Loach* | 12 | |
Jean-Luc Godard | 7 | |
Atom Egoyan, Jean-Pierre und Luc Dardenne* |
6 | |
David Cronenberg, Nuri Bilge Ceylan, Mike Leigh* |
5 | |
Olivier Assayas, Naomi Kawase | 4 | |
Bertrand Bonello | 3 | |
Michel Hazanavicius, Tommy Lee Jones, Andrei Swjaginzew | 2 | |
Xavier Dolan, Bennett Miller, Alice Rohrwacher, Abderrahmane Sissako, Damián Szifron | 1 |
Das offizielle Wettbewerbsprogramm wurde am 17. April 2014 von den Festivalorganisatoren bekannt gegeben. Insgesamt konkurrierten 18 Filme um die Goldene Palme. Deutschland war im Wettbewerb nicht vertreten; Fatih Akin zog seinen Beitrag The Cut kurz vor Bekanntgabe der Filme zurück;[9] auch neu fertiggestellte Werke von Andreas Dresen (Als wir träumten) und Christian Petzold (Phoenix) hatten keine Berücksichtigung gefunden. Wim Wenders, der als Koregisseur des Dokumentarfilms Das Salz der Erde in der Nebenreihe Un Certain Regard vertreten war, kritisierte einige Tage vor Festivalbeginn die Auswahlpolitik für deutsche Filme.[10]
Für den Wettbewerb um die Goldene Palme für den besten Spielfilm durften Produktionen eingereicht werden, die innerhalb der letzten zwölf Monate vor Festivalbeginn fertiggestellt worden waren, vorab an keinem internationalen Festival teilgenommen hatten, außerhalb ihres Ursprungslandes bisher nicht kommerziell ausgewertet worden waren und weder im Fernsehen noch Internet präsentiert wurden. Einreichfrist für Filme im Wettbewerb um die Goldene Palme war dabei der 10. März 2014.[11]
Eine Übersicht über die 18 Spielfilmproduktionen, die um die Goldene Palme konkurrierten.
Außer Konkurrenz wurden im Rahmen des Offiziellen Programms folgende Filme vorgestellt:
Mitternachtsaufführungen („Séances de minuit“)
Sonderaufführungen („Séances Spéciales“)
Aufführung anlässlich des 70. Geburtstages von Le Monde
In der Reihe Un Certain Regard (deutsch „Ein gewisser Blick“) werden vornehmlich Werke von weniger bekannten Filmemachern gezeigt, die mit einem mit 30.000 Euro dotierten Preis ausgezeichnet werden. Die Jury stand 2014 unter der Leitung des argentinischen Regisseurs Pablo Trapero. Weitere Jurymitglieder waren der Leiter der Criterion Collection Peter Becker, die norwegisch-schwedische Schauspielerin Maria Bonnevie, die französische Schauspielerin Géraldine Pailhas sowie Regisseur, Drehbuchautor und Produzent Moussa Touré aus dem Senegal.[12]
Das Programm der Reihe umfasste 20 Filme. Eröffnungsfilm der Reihe war der französische Beitrag Party Girl von Marie Amachoukeli, Claire Burger und Samuel Theis.
Der Jury des Kurzfilmwettbewerbs stand der iranische Regisseur und Drehbuchautor Abbas Kiarostami vor. Weitere Jurymitglieder waren die französische Regisseurin, Schauspielerin und Drehbuchautorin Noémie Lvovsky, die brasilianische Regisseurin Daniela Thomas, Regisseur Mahamat-Saleh Haroun aus dem Tschad sowie der norwegische Regisseur Joachim Trier. Die Jury entschied über die Vergabe der Goldenen Palme für den Besten Kurzfilm.[13]
Film | Regie | Land | Länge (in min) |
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The Administration of Glory | Ran Huang | Volksrepublik China | 15’ |
Aïssa | Clément Tréhin-Lalanne | Frankreich | 8’ |
Les corps étrangers (Foreign Bodies) |
Laura Wandel | Belgien | 15’ |
Happo-en | Masahiko Sato Takayoshi Ohara Yutaro Seki Masayuki Toyota Kentaro Hirase |
Japan | 13’ |
Ja, vi elsker (Yes we Love) |
Hallvar Witzø | Norwegen | 15’ |
A Kivégzés (The Execution) |
Petra Szőcs | Ungarn, Rumänien | 14’ |
Leidi | Simón Mesa Soto | Kolumbien, Vereinigtes Königreich | 15’ |
Sonuncu (The Last One) |
Sergey Pikalov | Aserbaidschan | 15’ |
Ukhilavi Sivrtseebi (Invisible Spaces) |
Dea Kulumbegaschwili | Georgien | 10’ |
Für die 1998 ins Leben gerufene Reihe Cinéfondation werden Kurzfilmarbeiten aus der ganzen Welt ausgewählt, darunter sowohl Animations- als auch Realfilme. Das Programm richtet sich an Filmstudenten. Als Jury fungierte die Kurzfilmjury um Abbas Kiarostami, die die drei Cinéfondation-Preise vergab.[13]
Film | Regie | Land (Hochschule) | Länge (in min) |
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ما حدث بعد وضع حجز الأساس لمشروع الحمام بالكيلو 375 (The Aftermath of the Inauguration of the Public Toilet at Kilometer 375) |
Omar El Zohairy | Ägypten (High Cinema Institute, Gizeh) | 18’ |
The Bigger Picture | Daisy Jacobs | Vereinigtes Königreich (National Film and Television School) | 8’ |
Home Sweet Home | Pierre Clenet Alejandro Diaz Romain Mazevet Stéphane Paccolat |
Frankreich (Supinfocom, Arles) | 10’ |
Last Trip Home | Han Fengyu | Singapur (Ngee Ann Polytechnic) | 26’ |
Leto bez meseca (Moonless Summer) |
Stefan Ivančić | Serbien (Fakultät für Dramaturgie, Universität der Künste Belgrad) | 31’ |
Lievito madre (Sourdough) |
Fulvio Risuleo | Italien (Centro Sperimentale di Cinematografia) | 17’ |
Niagara | Chie Hayakawa | Japan (ENBU Seminar) | 27’ |
Oh Lucy! | Atsuko Hirayanagi | Japan, Singapur, Vereinigte Staaten (NYU Tisch School of the Arts Asia, Singapur) | 22’ |
Les oiseaux-tonnerre (Thunderbirds) |
Léa Mysius | Frankreich (La fémis) | 24’ |
Our Blood | Max Chan | Vereinigte Staaten (Hampshire College, Amherst) | 26’ |
Provincia | György Mór Kárpáti | Ungarn (University of Theatre and Film Arts, Budapest) | 21’ |
Skunk | Annie Silverstein | Vereinigte Staaten (University of Texas at Austin) | 20’ |
Soom (Breath) |
Kwon Hyun-ju | Südkorea (Chung-Ang University) | 38’ |
Stone Cars | Reinaldo Marcus Green | Vereinigte Staaten (Tisch School of the Arts) | 14’ |
Une vie radieuse (A Radiant Life) |
Meryll Hardt | Frankreich (Le Fresnoy) | 17’ |
The Visit | Inbar Horesh | Israel (Minshar for Art) | 27’ |
Parallel zur Vergabe der Goldenen Palme widmet sich die seit 1962 bestehende Nebensektion Semaine de la critique (bis 2007 Semaine internationale de la critique) der Entdeckung neuer Talente. Ausgerichtet vom Syndicat français de la critique de cinéma konkurrieren ausschließlich Erstlingsfilme oder Zweitwerke junger Regisseure. Der Wettbewerb umfasste in der Vergangenheit stets sieben Spielfilme und sieben Kurzfilmarbeiten, die seit 1990 mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet werden. Begleitet wird die „internationale Kritikerwoche“ von Sonderaufführungen zahlreicher Kurzfilme.
Film | Regie | Land | Darsteller (Auswahl) |
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Gente de bien | Franco Lolli | Kolumbien, Frankreich | Brayan Santamarià, Carlos Fernando Perez, Alejandra Borrero |
Hope | Boris Lojkine | Frankreich | Justin Wang, Endurance Newton, Dieudonné Bertrand Balo’o |
It Follows | David Robert Mitchell | Vereinigte Staaten | Maika Monroe, Keir Gilchrist, Daniel Zovatto |
Più buio di mezzanotte (Darker Than Midnight) |
Sebastiano Riso | Italien | Davide Capone, Vincenzo Amato, Lucia Sardo Laurier |
Self Made (Boreg) |
Shira Geffen | Israel | Sarah Adler, Samira Saraya, Doraid Liddawi |
The Tribe (Plemya) |
Myroslaw Slaboschpyzkyj | Ukraine | Grigoriy Fesenko, Yana Novikova, Rosa Babiy |
When Animals Dream (Når Dyrene Drømmer) |
Jonas Alexander Arnby | Dänemark | Sonia Suhl, Lars Mikkelsen, Sonja Richter |
Film | Regie | Land | Länge (in min) |
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A Ciambra (Young Lions of Gypsy) |
Jonas Carpignano | Italien, Frankreich | 16′ |
Boa noite Cinderela (Goodnight Cinderella) |
Carlos Conceição | Portugal | 30′ |
The Chicken | Una Gunjak | Kroatien, Deutschland | 15′ |
La contre-allée | Cécile Ducrocq | Frankreich | 29′ |
Crocodile | Gaëlle Denis | Vereinigtes Königreich | 15′ |
Les fleuves m’ont laissée descendre où je voulais | Laurie Lassalle | Frankreich | 38′ |
Petit frère | Rémi St-Michel | Kanada | 14′ |
Safari | Gerardo Herrero | Spanien | 15′ |
TrueLoveStory | Gitanjali Rao | Indien | 19′ |
Une chambre bleue (Niebieski Pokój) |
Tomasz Siwiński | Polen, Frankreich | 14′ |
Die Nebenreihe Quinzaine des Réalisateurs (dt.: „Zwei Wochen der Regisseure“) wurde 1969 in Anlehnung an die ein Jahr zuvor stattgefundenen Maiunruhen ins Leben gerufen und wird von der Société des réalisateurs de films (SRF) organisiert. Gezeigt werden Langfilme (Dokumentar- und Spielfilme) sowie eine Vielzahl an Kurzfilmen aus aller Welt, ohne dass ein Preis vergeben wird.
Der Ehrenpreis der SRF, die Carosse d’or, ging 2014 postum an den französischen Regisseur Alain Resnais.[14] Eröffnungsfilm der Reihe wurde Mädchenbande mit Karidja Touré, Assa Sylla und Lindsay Karamoh.[15]
Film | Regie | Land[16] | Länge (in min) |
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8 balles (8 Bullets) |
Frank Ternier | Frankreich | 13' |
A caça revoluções (The Revolution Hunter) |
Margarida Rêgo | Portugal | 11' |
Cambodia 2099 (Cambodia 2099) |
Davy Chou | Frankreich, Kambodscha | 21' |
En août (Im August) |
Jenna Hasse | Schweiz | 9' |
Fragmenty (Fragments) |
Aga Woszczyńska | Polen | 26' |
Guy Moquet | Demis Herenger | Frankreich | 32' |
Jutra (Jutra) |
Marie-Josée Saint-Pierre | Kanada | 13' |
Man on the Chair (Man on the Chair) |
Dahee Jeong | Frankreich, Südkorea | 7' |
Sem Coração (Heartless) |
Nara Normande Tião |
Brasilien | 25' |
Torn | Elmar Imanov Engin Kundag |
Aserbaidschan, Deutschland | 22' |
Trece si prin perete (It can pass through the wall) |
Radu Jude | Rumänien | 17' |
Mit der Caméra d’Or („Goldene Kamera“) wird seit 1978 der beste Debütfilm eines Regisseurs ausgezeichnet, unabhängig in welcher Sektion dieser vertreten ist. Präsidentin der internationalen Jury war 2014 die französische Regisseurin und Schauspielerin Nicole Garcia. Unterstützt wurde sie von den Jurymitgliedern Richard Anconina (Schauspieler), Lisa Nesselson (Kritikerin), Sophie Grassin (Journalistin und Filmkritikerin), Philippe von Leeuw (belgischer Kameramann), Gilles Gaillard (Direktor von Mikros Image) und Héléna Klotz (Regisseurin).[17]