Tal wurde in Pinne im heutigen Polen geboren. Im Jahr 1910 zogen die Eltern, Ottilie und Rabbiner Julius Grünthal[Anm. 1], und seine ältere Schwester Grete nach Berlin,[1] wo die Familie fortan ein privates Waisenhaus leitete.[2][3] Rabbiner Julius Grünthal war Dozent an der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums und war spezialisiert auf die Philologie alter Sprachen.[4][5]
1934 verließ Tal mit seiner Frau und seinem Sohn Re'uven (1932–1967) – später ein Mitglied des Kibbuz Megiddo, gefallen im Sechstagekrieg – das nationalsozialistische Deutschland und emigrierte nach Palästina. Dort arbeitete er kurze Zeit als Fotograf in Haifa und Chadera. Die Familie zog danach in den Kibbuz Beit Alfa und später in den Kibbuz Gescher, wo Tal beabsichtigte, sich seiner Musik zu widmen. Da es für die Familie schwierig war, sich den gesellschaftlichen Regeln im Kibbuz anzupassen, ließ sie sich in Jerusalem nieder, wo Josef Tal berufliche und soziale Kontakte knüpfte. Er trat als Pianist auf, gab Klavierunterricht und spielte gelegentlich Harfe im neu gegründeten Palestine Orchestra. 1937 wurden Tal und Rosie Löwenthal geschieden.
Von 1937 an unterrichtete er auf eine Einladung von Emil Hauser hin Klavier, Musiktheorie und Komposition an dessen 1933 gegründeten Palestine Conservatory. 1948 wurde er zum Leiter der Jerusalemer Akademie für Musik und Tanz berufen, die er bis 1952 leitete. 1940 heiratete er die Skulpturen-Künstlerin Pola Pfeffer.[Anm. 2] 1951 wurde Tal zum Dozenten an der Hebräischen Universität Jerusalem ernannt, wo er 1961 das Center for Electronic Music in Israel gründete.[6][Anm. 3] Er veröffentlichte akademische Artikel und schrieb viele Einträge in der Encyclopaedia Hebraica. 1965 wurde er zum Senior Professor und später zum Leiter des Musikdepartements der Hebrew University ernannt, ein Posten, den er bis 1971 innehatte. Bekannte Schüler sind die Komponisten Ben-Zion Orgad, Robert Starer[7], Naomi Schemer, Jacob Gilboa, Yehuda Sharett, der Musikologe Michal Smoira-Cohn, der Cellist Uzi Wiesel und die Sopranistin Hilde Zadek.
Amnon und Tamar (Amnon and Tamar) (1959). Oper in einem Akt für Mezzosopran, Tenor, Bariton, Bass, Männerchor und Kammerorchester. Libretto: Recha Freier nach 2 Sam 13 EU.
Ashmedai (1969; Uraufführung Hamburgische Staatsoper, 9. November 1971). Oper in 2 Akten für 2 Soprane, Mezzosopran, 6 Tenöre, 5 Baritone, 2 Bässe, gemischten Chor, Tonband und Sinfonieorchester. Libretto: Israel Eliraz
Massada 967 (1972). Oper in 15 Szenen für 3 Soprane, 2 Alte, 8 Tenöre, 6 Baritone, 2 Knabensoprane, Erzähler, zweistimmigen Männerchor (Bariton, Bass) und Tonband. Libretto: Israel Eliraz
Die Versuchung (The Temptation) (1975). Oper in 2 Akten für 6 Tenöre, 4 Baritone, Bass, gemischten Chor, Tonband und Sinfonieorchester. Libretto: Israel Eliraz
Der Turm (The Tower) (1983). Oper in 2 Akten für 3 Soprane, Mezzosopran, 7 Tenöre, 4 Bariton, 3 Bässe, 5 Erzähler, gemischten Chor, Tonband und Sinfonieorchester. Libretto: Hans Keller
Der Garten (The Garden) (1987). Kammeroper in 7 Szenen für Sopran, Tenor, Erzähler und Instrumentalensemble. Libretto: Israel Eliraz
Josef (1993). Oper in 2 Akten für 2 Soprane, Mezzosopran, 2 Tenöre, 2 Baritone, Bass, gemischten Chor und Sinfonieorchester. Libretto: Israel Eliraz
Festive Prologue (1950) für Erzähler und 2 Klaviere. Text: Rachel Bluwstein
Three Songs (1936/1955) für Sopran und Klavier. Text: Rachel Bluwstein
Song (1971) für Bariton oder Alt, Flöte, Horn, 2 Tom Toms und Klavier. Text: Heinrich Heine
My Child (1975) für Sopran und Klarinette. Text: Natan Jonatan
Else – Hommage (1975). Kammer-Szene für Mezzosopran, Erzähler, Horn, Klavier, Bratsche und Violoncello. Text: Israel Eliraz
Die Hand (1987). Dramatische Szene für Sopran und Violoncello. Text: Israel Eliraz
Wars Swept Through Here (1991) für Bariton, Flöte/Picolo, Englischhorn, Klarinette, Tenor-Saxophon, Horn, Trompete, Posaune, Tuba, Percussion (1), Klavier, Bratsche und Violoncello. Text: Israel Eliraz
Bitter Line (1991) für Bariton, Klarinette, Fagott, Horn, 2 Violinen, Violoncello und Kontrabass. Text: Israel Eliraz
Mein blaues Klavier (My Blue Piano) (1993) für Mezzosopran und Klavier. Text: Else Lasker-Schüler
Sologesang mit Orchester
Exodus (1946). Symphonisches Poem für Bariton und Sinfonieorchester. Text: Exodus, Buch der Psalmen
Concerto No. 3 (1956) für Tenor, Klavier und Kammerorchester. Text: Eleazar Ha'Kalir
Saul at Ein Dor (1955). Opera concertante für Erzähler, Mezzosopran, Tenor, Bariton und Kammerorchester. Text: 1 Sam 28,3-25 EU
Werke für Chor a cappella und mit Instrumentalbegleitung
On the Way (1936) für 4 Frauenstimmen. Texts: Rachel Bluwstein
3 Songs on Yemenite Themes (1952) für Chor
Alenu Leshabe'ach (1954) für dreistimmigen Frauenchor, Tenor, Klavier/Orgel
Succoth Cantata (1955) für Sopran, Alt, Tenor, Bass, gemischten Chor und Kammerorchester. Text: Eleazar Ha'Kalir
The Death of Moses (1967). Requiem für Alt, Tenor, Bass, gemischten Chor, Kammerorchester und MagT. Text: Yehuda Ya'ari
Parade of the Fallen (Misdar Ha'Noflim) (1968) Kantate für Sopran, Bariton, gemischten Chor und Sinfonieorchester. Text: Haim Hefer
Death Came to the Wooden Horse Michael (1975) für Sopran, Alt, Tenor, Bass, gemischten Chor und MagT. Text: Natan Zach
With All Thy Soul (1978). Kantate für 3 Soprane, Bariton, gleichstimmigen Knabenchor, gemischten Chor und Kammerorchester. Text: 1 Makk
Dream of the Circles (1985) für Bariton, gemischten Chor, B-Klarinette, Horn, Tenor-Saxophon und Bratsche. Text: Rabbi Nachman
Touch a Place (1987) für Sologesang und dreistimmigen Chor für gleiche Stimmen a cappella. Text: Israel Eliraz
Der Sohn des Rabbiners. Ein Weg von Berlin nach Jerusalem. Eine Autobiographie, Quadriga, Berlin 1985, ISBN 3-88679-123-8 (Im Original als The Son of the Rabbis: a Way from Berlin to Jerusalem).
Tonspur. Auf der Suche nach dem Klang des Lebens. Eine Autobiographie. (On Search for the Sound of Life) Hrsg.: Ulrich Eckhardt. Henschel Verlag, Berlin 2005, ISBN 3-89487-503-8.
The Impact of the Era on the Interrelation Between Composer, Performer and Listener. Music in Time – A Publication of the Jerusalem Rubin Academy of Music and Dance. 1983–1984, S. 23–27.
Rationale und Sensitive Komponenten des „Verstehens“. In: Musik und Verstehen – Aufsätze zur semiotischen Theorie, Ästhetik und Soziologie der musikalischen Rezeption. Arno Volk Verlag, 197?, S. 306–313
Musik auf Wanderung – Querschnitte zwischen Gestern und Morgen. In: Berliner Lektionen. Bertelsmann, 1992, S. 79–90.
Wagner und die Folgen in der Musik des 20. Jahrhunderts. Sonderdruck aus Jahresbericht des Präsidenten, Universität Bayreuth, 1983, S. 167–181.
Der Weg einer Oper. Wissenschaftskolleg Jahrbuch 1982/83. Siedler, S. 355–356.
Gedanken zur Oper Ashmedai. In: Ariel – Berichte zur Kunst und Bildung in Israel, No. 15, (1972), S. 89–91.
Music, Hieroglyphics and Technical Lingo. In: The World of Music, Vol. XIII, No. 1/1971 B. Schott's Söhne, Mainz, S. 18–28.
Ein Mensch-zu-Mensch-Erlebnis im Wissenschaftskolleg Berlin. In: Axel von dem Bussche, Hase & Koehler Verlag, 1994, ISBN 3-7758-1311-X, S. 125–131.
Jeffrey Burns: Aus einem Gespräch mit Josef Tal. In: Zeitschrift für Musikpädagogik, Heft 41, September 1987, S. 3–9.
Reinhard D. Flender: Auf der Suche nach einer kulturellen Heimat. Stefan Wolpe und Josef Tal – Zwei Deutsch-Jüdische Komponisten aus Berlin. In: Neue Zeitschrift für Musik 1998, Nr. 3.
Jehoash Hirshberg: Joseph Tal's Homage to Else. In: Ariel – A Quarterly Review of Arts and Letters in Israel No. 41 (1976), S. 83–93.
Shlomo Markel: On Notation for Electro Acoustic Music and Interactive Environment for Composition. Dissertation, Technion, Haifa 1993.
Yohanan Ron: The Music of Josef Tal – Selected Writings. The Israeli Music Archive, Tel Aviv University, Department of Musicology, 2000.
Irmgard Scharberth: Josef Tal: „Ashmedai“. In: Musiktheater mit Rolf Liebermann. Hans Christians Verlag, 1975, S. 96–99.
Elmar Weingarten, Habakuk Traber (Hrsg.): Verdrängte Musik. Berliner Komponisten im Exil. Argon, Berlin 1987, ISBN 3-87024-118-7, S. 340–341.
Tal, Josef, in: Werner Röder; Herbert A. Strauss (Hrsg.): International Biographical Dictionary of Central European Emigrés 1933–1945. Band 2,2. München : Saur, 1983, S. 1151