Dieser Artikel behandelt das Maß. Siehe auch: Katastralgemeinde Laaer Klafter.
Das – seltener der, veraltet auch die – Klafter ist ein historisches Längen-, Raum- und Flächenmaß. Es ist noch vielerorts als Raummaß für Brennholz im süddeutschen und deutschsprachigen Alpenraum in ländlichen Gebieten und in der Forstwirtschaft verbreitet. Im Sprachgebrauch wird ein Klafter Holz als die Menge von 3 Ster entsprechend 3 Raummeter (rm) definiert.
Als Längenmaß geht das Klafter auf die Spanne zwischen den ausgestreckten Armen eines erwachsenen Mannes zurück und wurde traditionell mit 6 Fuß definiert, entsprach also etwa 1,80 m. In Österreich betrug seine Länge zum Beispiel 1,8965 m, in Preußen 1,88 m. In Bayern betrug ein Klafter hingegen lediglich 1,751155 m, in Hessen war es mit 2,50 m deutlich größer. Das Wiener oder niederösterreichische Klafter als Längenmaß wurde von Rudolf II. am 19. August 1588 festgelegt.[1] Als 1835 die schweizerischen Maßeinheiten über das metrische System definiert wurden, entsprach 1 Schweizer Klafter (zu 6 Fuß à 0,30 m) exakt 1,80 m.
Als maritimes Tiefenmaß entspricht dem Klafter der Faden. Dieser Name findet sich auch für das Klafter selbst, etwa beim Aeusserfaden und Eisenfaden im estnischen Pernau. Im Bergbau entspricht das Klafter dem Lachter, welches vergleichbare Abmessungen hat.
Das Verhältnis der „Klafterbreite“ von Menschen, d. h. der Spannweite der Arme zur Körperlänge, diente vor der Entdeckung der Genetik in der Anthropologie als Rassenmerkmal.[3]
Die Vermessung Österreich-Ungarns begann ab 1762 mit der Errichtung der Wiener Neustädter Grundlinie mit 6410, später 5000 Klafter Länge, dargestellt mit 5 Maßstäben von 1 Klafter Länge aus lackiertem Holz.
Vom Längenmaß leitete sich das alte Raummaß für Scheitholz ab. Ein Klafter Holz entsprach einem Holzstapel mit einer Länge und Höhe von je einem Klafter (6 Fuß); die Tiefe dieses Stapels entsprach der Länge der Holzscheite und damit in der Regel 3 Fuß, also 0,5 Klafter.[4] Das Volumen eines Klafters Scheitholz betrug also nur 0,5 Kubikklafter. Dies wiederum entsprach, je nach Gegend, 3 bis 4 rm beziehungsweise etwa 2 bis 3 Festmetern Holz. Das preußische Klafter entsprach 3,339 m³; in Österreich war ein Klafter äquivalent mit 3,386 m³.[5]
Das Rahmklafter,[6] wie ein Holzmaß in Österreich genannt wurde, gab es für langes und kurzes Brennholz.
1 Rahmklafter langes Brennholz = 6 Fuß lang und hoch, 1¼ Ellen Scheitlänge, etwa 111 Kubikfuß
1 Rahmklafter kurzes Brennholz = 6 Fuß lang und hoch, 1 Elle Scheitlänge, etwa 90 Kubikfuß
In der Schweiz, im Werdenfelser Land und in Teilen Unterfrankens entspricht ein Klafter Scheitholz seit der Einführung des metrischen Systems 3 m³ (Raummeter oder Ster) aufgeschichteten Brennholzes; üblicherweise sind die Scheite 1 m lang. 1 Klafter Brennholz entspricht damit etwa 2,2 Festmetern.
Auch Heu wurde im 19. Jahrhundert teilweise in Klaftern gemessen.[4]
In Österreich umfasste 1 Joch (mit dem die Größe von Feldern gemessen wurde) 1600 Quadratklaftern mit der Kantenlänge 8 Klafter mal 200 Klafter, folglich etwa 5754 m² bzw. 0,575 ha. 1 Quadratklafter (Wiener) entsprach 3,5979 Quadratmeter.[7]
Im angrenzenden Fürstentum Liechtenstein diente das Quadratklafter noch bis zur Eintragung des letzten Neuvermessungsgebietes am 11. Mai 2017 zur Messung von Grundstücksflächen.[8][9] 1 m² entsprach 0,27804 Quadratklafter, 1 Quadratklafter entsprach 3,59665 m².
Im Großherzogtum Hessen, wo die alten Einheiten im frühen 19. Jahrhundert metrisch umdefiniert (1 Klafter = 2,5 m) wurden, umfasste das Quadratklafter 100 Quadratfuß, was 6,25 Quadratmeter entspricht.[10]
↑Joseph Jäckel: Zimmentirungs Lexikon für alle Handels- und Gewerbsleute nach den österreichischen Zimmentirungsschriften. Anton Strauß, Wien 1824, S. 108.
↑Johann Friedrich Krüger: Vollständiges Handbuch der Münzen, Maße und Gewichte aller Länder der Erde. Verlag Gottfried Basse, Quedlinburg/Leipzig 1830, S. 138, 219.
↑Dr. S. Weissenberg: Die autochthone Bevölkerung Palästinas in anthropologischer Beziehung (Fellachen, Juden, Samaritaner). In: Zeitschrift für Demographie und Statistik der Juden. 5. Jahrgang, 9, September 1909. Bureau für Statistik der Juden, Berlin 1909 (uni-frankfurt.de).
↑Peters: Rechne, schreibe, rechne richtig! Völlig neu überarbeitete Auflage. Buchgemeinschaft Donauland, Wien 1964, S. 456.
↑Illustrierter Bürger-Calender für alle Kronländer der österreichischen Monarchie. Jahrgang 1852, Anton Schweiger, Wien 1852, S. 147.
↑Johann Conrad Gernrath: Abhandlung der Bauwissenschaften oder Theoretisch-praktischer Unterricht in der gemeinen bürgerlichen Baukunst, in dem Strassenbau (etc.). J. G. Gastl, Brünn 1825, S. 573.
↑Christian Noback, Friedrich Eduard Noback: Vollständiges Taschenbuch der Münz-, Maass- und Gewichtsverhältnisse, der Staatspapiere, des Wechsel- und Bankwesens und der Usancen aller Länder und Handelsplätze. Band 1, F. A. Brockhaus, Leipzig 1851, S. 215, 463.
↑Gesellschaft Gelehrter und praktischer Kaufleute: Allgemeine Enzyklopädie für Kaufleute und Fabrikanten so wie für Geschäftsleute überhaupt: oder, Vollständiges Wörterbuch. Verlag Otto Wigand, Leipzig 1838.