Die Frage, wer zu den Patriarchen von Grado zu rechnen sei, ist für das Frühmittelalter seit Jahrhunderten umstritten. Daher kommen die Autoren auf stark divergierende Angaben, eine Unsicherheit, die durch die Widersprüchlichkeit der Quellenangaben und die spät einsetzende venezianische Überlieferung noch gesteigert wird. 1875 zählte etwa Simone Dellagiacoma 60 Patriarchen von Grado, die nach seiner Auffassung, die er in einer dreiseitigen Fußnote begründet, zwischen 725 und 1451 amtierten.[1] Heinrich Kretschmayr hingegen zählt 1905 in seiner Liste[2] allein fünf Patriarchen auf, die noch vor Candidianus in den von ihm benutzten Quellen erscheinen, nämlich „Paulus (Paulinus)“, „Probinus“, „Elias“, „Severus“ und „Marcian“. Candidianus datiert er etwa in die Jahre 607 bis 612 oder 610 bis 615, die Quellen geben als Amtsdauer fünf Jahre an.[3]
Nach dem Tod des letzten Patriarchen 1451 wurde das Patriarchat Grado durch Papst Nikolaus V. aufgelöst und an seiner Stelle zusammen mit den Bistümern Castello und Venedig das Patriarchat von Venedig eingerichtet, dessen erster Patriarch Lorenzo Giustiniani war.