Martin Kneser war der Sohn des Mathematikers Hellmuth Kneser und Enkel von Adolf Kneser. Er studierte ab 1945 in Tübingen, Göttingen und Berlin und wurde 1950 in Berlin bei Erhard Schmidt mit der Dissertation Über den Rand von Parallelkörpern promoviert. 1951 war Kneser Assistent an der Universität Münster bei Martin Eichler und ab 1952 in Heidelberg, wo er sich 1953 mit der Arbeit Abschätzung der asymptotischen Dichte von Summenmengen habilitierte und bis 1958 als Privatdozent lehrte. Vom 1. April bis zum 31. Dezember 1958 fungierte er als Extraordinarius für Mathematik an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken. Ab 1959 war er Professor in München und von 1963 bis zu seiner Emeritierung 1993 in Göttingen. Im Jahr 1962 war er eingeladener Sprecher auf dem Internationalen Kongress der Mathematiker in Stockholm mit dem Vortrag Einfach zusammenhängende algebraische Gruppen in der Arithmetik.[1]
Er arbeitete hauptsächlich über die Theorie quadratischer Formen und algebraische Gruppen. Daneben beschäftigte er sich auch mit Graphentheorie (die Kneser-Graphen, die er 1955 untersuchte, sind nach ihm benannt) und vereinfachte 1981 den konstruktiven Beweis des Fundamentalsatzes der Algebra seines Vaters Hellmuth Kneser (1940).[3][4][5] Die nach ihm benannte Kneser-Vermutung führte zur Entwicklung der topologischen Kombinatorik. Sie lässt sich auch als Vermutung über die chromatische Zahl von sogenannten Kneser-Graphen[6] formulieren und wurde 1978 von László Lovász bewiesen.[7]
Abschätzung der asymptotischen Dichte von Summenmengen. Heidelberg 1953, DNB480404151 (Hochschulschrift, Naturwiss.-math. F., Hab.-Schr. v. 18. Juli 1953).
Einfach zusammenhängende algebraische Gruppen in der Arithmetik. In: Proceedings of the International Congress of Mathematicians 1962. Uppsala 1963, S.260–263 (mathunion.org [PDF]).
Witts Satz über quadratische Formen über lokalen Ringen (= Nachrichten der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Mathematisch-Physikalische Klasse, Jg. 1972, Nr. 9). Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 1972.
Konstruktive Lösung p-adischer Gleichungssystems (= Nachrichten der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Mathematisch-Physikalische Klasse, Jg. 1978, Nr. 5). Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 1978.
Mit Rudolf Scharlau: Quadratische Formen (= Masterclass). Springer, Berlin / Heidelberg 2002, ISBN 3-540-64650-7, doi:10.1007/978-3-642-56380-5 (Vorlesungen von Kneser in den 1970er und 1980er Jahren in Göttingen, neu bearbeitet und herausgegeben in Zusammenarbeit mit Scharlau).
Ulrich Stuhler: Martin Kneser. In: Jahresbericht der Deutschen Mathematiker-Vereinigung Bd. 108, 2006, S. 45–61 (mit Schriftenverzeichnis).
Rudolf Scharlau: Martin Kneser's Work on Quadratic Forms and Algebraic Groups. In: Ricardo Baeza u. a. (Hrsg.): Quadratic Forms – Algebra, Arithmetic, and Geometry. (= Contemporary Mathematics 493). American Mathematical Society 2009, ISBN 0-8218-4648-5, S. 339–358 (Digital).
↑Hellmuth Kneser, Der Fundamentalsatz der Algebra und der Intuitionismus, Mathematische Zeitschrift, Band 46, 1940, S. 287–302
↑Reinhold Remmert, Der Fundamentalsatz der Algebra, in: Ebbinghaus u. a. (Hrsg.): Zahlen, Springer Verlag, 2. Auflage 1988, S. 93
↑M. Kneser, Ergänzung zu einer Arbeit von Hellmuth Kneser zum Fundamentalsatz der Algebra, Mathematische Zeitschrift, Band 177, 1981, S. 285–287
↑Ihre Knoten sind den k-elementigen Untermengen einer Menge von n Elementen zugeordnet. Knoten sind verbunden, falls die entsprechenden k-elementigen Untermengen kein Element gemeinsam haben.
↑Vereinfachte Beweise fanden Imre Baranyi und der Vordiplom-Student Joshua Greene (2002). Dargestellt in Martin Aigner, Günter M. Ziegler: Proofs from the book, 4. Auflage. Springer, Berlin 2013, ISBN 978-3-642-00855-9, S. 251–256.