Moritz von Schwinds Eltern waren Franz Edler von Schwind (1752–1818) und dessen Gattin Franziska von Holzmeister (1771–1842), eine Tochter des Hofrats August Holzmeister von Forstheim (1742–1806). Dieser hatte seit 1799 den österreichischen Adel, seit 1803 mit Prädikat „von Forstheim“. Sein Vater stammte aus Böhmen, war Hofsekretär bei der Geheimen Hofkanzlei und wurde im Jahr 1792 zum Reichsritter geschlagen.
Moritz von Schwind hatte fünf Brüder, darunter der k. u. k. Staatsrat Freiherr August von Schwind (1800–1892) und der Bergrat Franz von Schwind (1806–1877). Sein Enkel, der Opernsänger Wolfgang von Schwind, war der Sohn von Hermann von Schwind.
Im Jahr 1828 zog er auf den Rat von Peter Cornelius hin nach München, welcher ihm einen Auftrag zur Ausmalung des Bibliothekszimmers der bayerischen Königin mit Szenen aus Ludwig Tiecks Dichtung vermittelte. Nach einer Italienreise im Jahr 1835 schuf er Entwürfe für die Münchner Residenz und die Burg Hohenschwangau, letztere Szenen aus dem Leben Karls des Großen zeigend, umgesetzt von Franz Xaver Glink. Aufträge aus Sachsen und Baden folgten und machten ihn bekannt.
In den Jahren 1840 bis 1844 lebte und arbeitete Moritz von Schwind in Karlsruhe. Hier lernte er seine Frau Luise Sachs, die Tochter eines Majors, kennen. Im bekannten Bild Die Hochzeitsreise soll sie dargestellt sein. Andere Quellen nennen Frau von Mangstl, die von ihm verehrte Opernsängerin, als Modell. In Karlsruhe schuf er acht Rundmedaillons für den Sitzungssaal des Karlsruher Ständehauses und schmückte das Treppenhaus und die Erdgeschoss-Säle der Staatlichen Kunsthalle mit Fresken.
1844 bis 1847 war er in Frankfurt am Main an der Städelschule tätig. Dort ließ er 1845 das Moritz-von-Schwind-Haus in der Bockenheimer Anlage, eine Villa nach eigenem Entwurf in Formen des romantischen Klassizismus erbauen. Die Brüstungsfelder sind mit Terrakotten eigenen Entwurfs geschmückt.
1847 wurde er Professor an der Akademie der Bildenden Künste München. Lehraufträgen in Frankfurt am Main und München schloss sich über Vermittlung Franz von Schobers der Auftrag des Weimarer Erbgroßherzogs an, die Ausmalung der restaurierten Wartburg bei Eisenach zu übernehmen. Die 1854/1855 geschaffenen Wandgemälde auf der Wartburg – zum Beispiel der „Sängerkrieg“ – gehören zu seinen bekanntesten Werken. Die Gemälde zeigen Momente aus der thüringischen Geschichte, insbesondere dem Leben der Elisabeth von Thüringen. 1855 wurde er zusammen mit seinen Brüdern August (Ministerialrat) und Franz (Bergrat) in den Ritterstand erhoben. Seine Kartons konnte er nach Glasgow und London exportieren.
1866/1867 arbeitete er an der Ausmalung der neugebauten Wiener Hofoper im nachher so genannten „Schwind-Foyer“. In der Loggia sind Fresken Schwinds, die Szenen aus Mozarts Zauberflöte darstellen, im Foyer solche aus Werken anderer Komponisten. Schwinds Spätwerk, der „Melusinen-Zyklus“ war als Schmuck eines Rundtempels gedacht und wurde ein halbes Jahr vor seinem Tod vollendet. Diese Bilder sind in der Österreichischen Galerie ausgestellt.
Ab 1819 stieß er zu dem männlichen Künstlerzirkel, in dessen Mittelpunkt Franz Schubert, Franz von Schober und Leopold Kupelwieser standen. Besonders eng schloss er sich Schubert und Schober an, verbanden alle drei gemeinsame homoerotische Interessen. Sein Freundesname war Cherub sowie Giselher das Kind. In schwärmerischen Briefen an Schubert und Schober ließ er seinem Empfinden freien Lauf und sah in der Freundschaft zu beiden auch einen wichtigen Antrieb für sein künstlerisches Schaffen.[1][2]
1842 heiratete er in Beuern bei Baden-Baden Luise Sachs (1816–1894), eine Tochter des badischen Majors Wilhelm Sachs († 1841) und der Friederike Elise Weiss. Das Paar hatte einen Sohn und fünf Töchter, von denen zwei früh starben, es überlebten:
Hermann (* 6. Juli 1843; † 20. Juli 1906) ⚭ Karoline Haas (* 5. November 1856; † 1. November 1928)
Anna (1844–1891) ⚭ Johann Jacob Siebert, Dr. iur.
Marie (1847–1924) ⚭ Ferdinand Baurnfeind (1829–1895), Kinderarzt. Aus der Ehe entstammen der Maler Moritz Baurnfeind (1870–1947) und die Malerin Lena Baurnfeind (1875–1953)
Moritz Schwind starb 1871 im Alter von 67 Jahren in Niederpöcking. Seine Grabstätte befindet sich auf dem Alten Südlichen Friedhof in München (Gräberfeld 16 – Reihe 9 – Platz 43/44) Standort48.12719444444411.565333333333.[3]
Moritz von Schwind, der unter dem Einfluss von Peter von Cornelius und dessen Monumentalstil zu einem Stil fand, der durch Großzügigkeit und wenige Figuren gekennzeichnet ist, war neben Carl Spitzweg der bedeutendste und populärste Maler der deutschen Spät-Romantik. Seine Bilder zu Themen aus deutschen Sagen und Märchen sind volkstümlich und poetisch gestaltet. Neben der Ölmalerei schuf er auch Bedeutendes in der Freskomalerei und in der Buchillustration (etwa Radierungen[4]). So schuf er auch viele Vorlagen für die Münchener Bilderbogen. Seine Kunst ist, wie etwa diejenige von Carl Spitzweg, national begrenzt. Bei einem Brand, am 6. Juni 1931, im Münchener Glaspalast, wurden über 3.000 Gemälde während einer Kunstausstellung zerstört. Darunter befanden sich auch Kunstwerke von Schwind, u. a. das 1851 entstandene Gemälde Ritter auf nächtlicher Wasserfahrt.
Die Schwindstraße in Frankfurt am Main ist nach Moritz von Schwind benannt, ebenso eine Straße gleichen Namens im Stadtteil List, dem Malerviertel von Hannover, eine in München, in der Maxvorstadt, in der auch die Akademie der Bildenden Künste ist, auch in Homburg gibt es eine Schwindstraße.
Im Jahr 1874 wurde in Wien-Wieden (4. Bezirk) die Schwindgasse nach ihm benannt. In Niederpöcking gibt es den Moritz-von-Schwind-Weg.
Ihm zu Ehren wurde sein Name Ende der 1890er Jahre an der Ostseite der Kunstakademie Düsseldorf eingemeisselt, rechte Seite oberhalb des Haupteingangs zwischen Cornelius und Kaulbach.
Ein 1909 von Othmar Schimkowitz geschaffenes Denkmal in Wien wurde 1945 zerstört und danach nicht mehr wiederhergestellt.[5] Sein Denkmal von 1893 auf der Münchner Praterinsel soll nach der Zerstörung der Anlage im Zweiten Weltkrieg wieder an seinen alten Platz zurück.[6][7] In Dresden wurde die ehemalige Gartenstraße 1904 zur Schwindstraße umbenannt und enthält nun eine Ehrenplakette.[8]
Ritterliches Liebespaar (Wuppertal, Von der Heydt-Museum), um 1824, Öl auf Holz, 40 × 33 cm
Adams Schlaf (Halle an der Saale, Stiftung Moritzburg, Kunstmuseum des Landes Sachsen-Anhalt), um 1824, Aquarell und Feder, mit Gold überhöht, 42,7 × 33,5 cm.
Schwind. Des Meisters Werke in 1265 Abbildungen. Hrsg. von Otto Weigmann. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1906 (= Klassiker der Kunst in Gesamtausgaben, Bd. 9).
Friedrich Haack: M. von Schwind (= Künstler-Monographien. Band 31). 3. Aufl. Velhagen & Klasing, Bielefeld/Leipzig 1908.(InternetArchive),
Leopold Zahn: Moritz von Schwind. Recht, München 1922.
Gerhard Pommeranz-Liedtke: Moritz von Schwind. Maler und Poet. Stool Verlag, München 1974, ISBN 3-7031-0387-6.
Barbara Rommé: Moritz von Schwind und die Wandbilder. Hatje, Ostfildern-Ruit 1996, ISBN 3-7757-0634-8.
Sigmar Holsten (Hrsg.): Moritz von Schwind. Meister der Spätromantik. Hatje, Ostfildern-Ruit 1996, ISBN 3-7757-0632-1 (Katalog der gleichnamigen Ausstellung, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, 12. Oktober 1996 bis 6. Januar 1997).
Elmar Worgull: Franz Schuberts Gesichtsmaske und ihre Vorbildfunktion in Zeichnungen Moritz von Schwinds. In: Bilblos : Beiträge zu Buch, Bibliothek und Schrift / Österreichische Nationalbibliothek Wien. (Werner König zum 65. Geburtstag gewidmet). Böhlau Verlag, Wien u. a. 1997, S. 345–388.
Elmar Worgull: Franz Schubert in Bilddokumenten seiner Freunde und Zeitgenossen. Kunsthistorische Betrachtungen zur Schubert-Ikonographie. Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 2018, ISBN 978-3-88462-388-6.
Ulrike Olbrich: Das Märchen von der schönen Melusine. Moritz von Schwinds Vollendung der zyklischen Bilderzählung als Ausklang der Romantik. VDG, Weimar 2003, ISBN 3-89739-334-4 (zugl. Dissertation, Universität München 2001).
Silke Bettermann: Moritz von Schwind und Ludwig van Beethoven. Ein Maler der Romantik und seine Begeisterung für die Musik. Verlag Beethoven-Haus, Bonn 2004, ISBN 3-88188-084-4 (Katalog zur gleichnamigen Ausstellung).
Thomas Zeller: Die Architekten und ihre Bautätigkeit in Frankfurt am Main in der Zeit von 1870 bis 1950 (= Beiträge zum Denkmalschutz in Frankfurt/M.; Bd. 14). Henrich Verlag, Frankfurt/M. 2004, ISBN 3-921606-51-9, S. 349.
↑Christoph Schwandt: „Unaussprechlich, unbegriffen.“ Indizien und Argumente aus Leben und Werk für die wahrscheinliche Homosexualität des Franz Peter Schubert. In: Franz Schubert – Todesmusik. Verlag edition text + kritik, München 1997, ISBN 3-88377-572-X (= Musik-Konzepte, 97/98).
↑Moritz von Schwind, Ernst Freiherr von Feuchtersleben: Album vom Rauchen und vom Trinken. Nach der Ausgabe von 1785. 42 Radierungen von Moritz von Schwind. Mit einem Nachwort von Marianne Bernhard. Harenberg, Dortmund (= Die bibliophilen Taschenbücher.) Band 58.