Myriam Harry (geboren als Maria Rosette Shapira am 21. Februar 1869 in Jerusalem, Osmanisches Reich; gestorben am 10. März 1958 in Neuilly-sur-Seine) war eine französische Schriftstellerin.
Maria Rosette Shapira war eine von zwei Töchtern des Antiquitätenhändlers Moses Wilhelm Shapira und seiner Ehefrau, Anna Magdalena Rosette Jöckel, einer evangelischen Diakonisse[1]. Sie wurde in Jerusalem geboren, wohin ihr Vater aus der Ukraine ausgewandert war. Nach seinem Suizid im Jahr 1884 zog Marias Mutter mit den beiden Töchtern nach Berlin. Dort besuchte Maria eine Mädchenoberschule.
Als junge Frau ging Maria Shapira nach Paris, wo sie 1898 journalistisch für die von Marguerite Durand gegründete feministische Zeitung La Fronde tätig wurde und das Pseudonym Myriam Harry annahm. Im Jahr 1904 heiratete sie den Bildhauer Émile Perrault-Harry (1878–1938), Sohn des Malers Léon Bazile Perrault, auf den der Nachname in ihrem Pseudonym zurückging. (Später adoptierte das Paar ein syrisches Kind, eine Erfahrung, die Harry in ihrem 1928 erschienenen Roman Le Petit Prince de Syrie verarbeitete.)
Die erste Artikelsammlung der Autorin wurde 1899 unter dem Titel Passage de Bédouins gedruckt. Die nächsten Jahre hielt sie sich in Indochina auf, und 1902 erschienen ihre Novellen La Pagode de l'île flottante in der Zeitung Le Journal. Ebenfalls 1902 erschien ihr erster Roman Petites Épouses. Sie war einige Zeit die Geliebte des niederländisch-französischen Schriftstellers Joris-Karl Huysmans.
Das Lebensdrama ihres Vaters beschrieb sie 1904 in dem Roman La Conquête de Jérusalem, für den sie 1905 den in diesem Jahr erstmals vergebenen Prix Femina, seinerzeit noch unter seinem ursprünglichen Namen Prix La Vie heureuse, aus der Hand Jane Dieulafoys erhielt. Der Preis war extra für sie ausgelobt worden, nachdem sie von der ausschließlich männlich besetzten zehnköpfigen Jury des Prix Goncourt mit der Begründung, dass sie eine Frau sein, zurückgewiesen worden war. Später war sie viele Jahre selbst Mitglied der Jury des Prix Femina.
Harry reiste 1906 im Auftrag der Zeitung Le Temps zu einem Gerichtsprozess nach Sousse in Französisch-Nordafrika, der die Affäre von Thala-Kasserine verhandelte, bei dem drei europäische Kolonisten von Einheimischen gemeuchelt und weitere entführt und misshandelt worden waren. Harry berichtete darüber Anfang 1907 in einer Reportage, die bei französischen und italienischen Siedlern in Tunesien wütenden Protest auslöste, da sie die gegnerische Partei überhaupt zu Wort kommen ließ.[2] In Tunesien begegnete Harry der Schriftstellerin Lucie Delarue-Mardrus, mit der sie bis zu deren Lebensende 1945 befreundet war und für die sie postum eine Würdigung verfasste.
Um 1911 wurde Harry Sekretärin des Schriftstellers und Literaturkritikers Jules Lemaître, der ihre literarischen Ambitionen förderte.
Harry schrieb Reiseberichte von ihren Reisen nach Tunesien, Ägypten, in die Levante, nach Madagaskar (1935), Persien, Indochina und Palästina.
Im Jahr 1934 wurde Harry zum Ritter der Légion d’honneur ernannt.
Während der deutschen Besetzung Frankreichs im Zweiten Weltkrieg führten die deutschen Besatzer sie als sogenannte Nicht-Arierin auf der „Liste Otto“, woraufhin Verlage und Buchhändler einige ihrer Titel aus dem Sortiment nehmen mussten. Gleichwohl brachte sie in dieser Zeit noch Neuerscheinungen heraus.
Im Jahr 1954 feierte sie mit den Organisatoren des Prix Femina dessen fünfzigjähriges Bestehen.
Personendaten | |
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NAME | Harry, Myriam |
ALTERNATIVNAMEN | Maria Rosette Shapira (Geburtsname); Harry-Perrault, Myriam (Ehename) |
KURZBESCHREIBUNG | französische Schriftstellerin |
GEBURTSDATUM | 21. Februar 1869 |
GEBURTSORT | Jerusalem |
STERBEDATUM | 10. März 1958 |
STERBEORT | Neuilly-sur-Seine |