Otto Schenk wurde als Sohn katholischer Eltern geboren. Sein Großvater war der Wiener EmbryologeSamuel Leopold Schenk. Da seine Großeltern väterlicherseits getaufte Juden waren, wurde sein Vater nach dem „Anschluss“ Österreichs im Jahr 1938 nach den Nürnberger Gesetzen diskriminiert. Daher verlor er seinen bisherigen Arbeitsplatz als Jurist. Eine weitere Verfolgung blieb ihm erspart, da er mit einer „Arierin“ verheiratet war und dadurch in einer „privilegierten Mischehe“ lebte. Otto Schenk wiederum musste vorübergehend dem „Deutschen Jungvolk“ beitreten, wurde aber wenig später, da von den Nationalsozialisten als „Mischling“ eingestuft, wieder ausgeschlossen.
Im Jahr 1956 heiratete Schenk Renée Michaelis, die er am Reinhardt-Seminar kennengelernt hatte.[4] 1957 wurde der gemeinsame Sohn Konstantin[5] geboren, der Dirigent und Schauspieler ist.[6][7] Otto Schenks Frau starb am 7. April 2022 nach langer Krankheit im Alter von 95 Jahren.[8]
Von 1986 bis 1988 fungierte Schenk als Direktoriumsmitglied der Salzburger Festspiele, von 1988 bis 1997 war er gemeinsam mit Robert Jungbluth Direktor des Theaters in der Josefstadt. Für seine ausdrucksstarken Wagner-Interpretationen erhielt er im Jahr 2009 den „Anton-Seidl-Preis“(Anton-Seidl-Award) der „Wagner-Society of New York“.
Als Kabarettist trat Schenk schon in den 1950er-Jahren im Kabarett Simpl auf, begeisterte jedoch in den letzten Jahrzehnten sein Publikum im gesamten deutschen Sprachraum mit seinen Leseabenden unter dem Motto „Sachen zum Lachen“. Zahlreiche Schallplatten haben diese Tätigkeit begleitet, bei der er immer dieselbe Rolle verkörpert – den Schenk.
Im März 2021 gab er seinen Abschied von der Bühne bekannt, seine letzte Rolle war im November 2020 die des Dieners Firs in Der Kirschgarten am Theater in der Josefstadt.[11]
Am 9. Jänner 2025 in der Früh starb Otto Schenk im Alter von 94 Jahren in seinem Haus am Irrsee.[5]
Am 29. Jänner 2025 wurde die Verabschiedung im Stephansdom gefeiert. Toni Faber leitete die Trauerfeier. Sohn Konstantin Schenk wünschte sich, dass die Menschen nicht in Schwarz kommen.[12] Am 30. Jänner wurde Schenk unter Anwesenheit hunderter Menschen in einem Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof beigesetzt.[13] Der Trauerzug wurde vom Pfarrer des StephansdomsToni Faber angeführt.[14]
Nach seinem Tod wurde Otto Schenk von zahlreichen Institutionen und Persönlichkeiten der Theater- und Opernwelt gewürdigt.
Der Direktor der Wiener Staatsoper, Bogdan Roščić, bezeichnete ihn als ein „unverzichtbares, unvergessliches Kapitel in der Geschichte unseres Theaters“ und hob seine 31 Inszenierungen am Haus hervor, darunter die seit 1979 aufgeführte Version von Johann Strauss’ Die Fledermaus.[15] Der Intendant der Salzburger Festspiele, Markus Hinterhäuser, würdigte ihn als „Ausnahmekünstler“ und „wirkliche Legende“. Schenk trat bei den Salzburger Festspielen 237 Mal auf und leitete von 1986 bis 1988 das Schauspiel.[16]
Der ORF hob Schenks Vielseitigkeit hervor, die sich in seinen Rollen als Schauspieler, Regisseur und Kabarettist zeigte, und würdigte seine Fähigkeit, das Publikum über Jahrzehnte hinweg zu begeistern. Er sei der ungekrönte König des gepflegten Humors gewesen.[17]
Der Spiegel erinnerte insbesondere an seine Inszenierung von Richard Strauss’ Der Rosenkavalier aus dem Jahr 1968 an der Wiener Staatsoper, die bis heute gespielt wird, und nannte ihn eine „Institution“ des österreichischen Theaters.[18]Der Standard betonte seine herausragende Rolle als „Schauspiellegende“, die das Publikum mit Humor und Tiefgang beeindruckte.[19]
1967: Don Giovanni, Wiener Staatsoper (Bühnenbild und Kostüme: Luciano Damiani; Dirigent: Josef Krips; mit Cesare Siepi als Don Giovanni, Gundula Janowitz / Mimi Coertse als Donna Anna, Peter Schreier / William Blankenship als Don Ottavio, Sena Jurinac / Wilma Lipp als Donna Elvira, Erich Kunz / Wladimiro Ganzarolli als Leporello, Graziella Sciutti / Renate Holm als Zerlina, Heinz Holecek / Herbert Lackner als Masetto sowie Franz Crass/Gottlob Frick als Commendatore): Diese Produktion geriet wegen der deutlichen Unzufriedenheit von Krips und Teilen des Publikums mit der scheinbar naiven, ironisch gebrochenen Regie und Ausstattung zum Premierenskandal. Schenks Regie und Damianis Ausstattung orientierten sich an der Commedia dell’arte, den Rahmen dazu boten ein deutlich verkleinertes Portal sowie eine perspektivisch nach hinten verjüngte Kulissenbühne samt Bretterboden und gleißendem Horizont, vor dem die Sänger immer wieder wie Schattenrisse erschienen. Nur fünf Jahre nach der Premiere wurde die umstrittene Produktion durch eine der Aufführungstradition stärker folgende, manieristisch-romantische Neuinszenierung von Franco Zeffirelli ersetzt, die erneut von Josef Krips dirigiert wurde.
2006: Don Pasquale, Metropolitan Opera, New York (Bühnenbild und Kostüme: Rolf Langenfass, Dirigent: Maurizio Benini, mit Anna Netrebko als Norina, Juan Diego Flórez als Ernesto und Simone Alaimo als Don Pasquale). Diese letzte Operninszenierung Schenks wurde von Anthony Tommasini sehr gelobt.[22]
Lichtskizzen. New York und Venedig in den 1960er-Jahren. Hrsg. Ronnie Niedermeyer, Verlag Bibliothek der Provinz, 2014.
Ich bleib noch ein bissl, Flüssiges und Überflüssiges. Mit Bildgeschichten von Fritz von der Schulenburg und Verzeichnissen der Theaterrollen sowie der Regiearbeiten für Schauspiel, Oper und Operette. Amalthea, 2014.
Ich kann’s nicht lassen. Rührendes und Gerührtes. Amalthea, 2016.
Wer’s hört, wird selig. Musikalisches und Unmusikalisches. Amalthea Signum, Wien 2018, ISBN 978-3-99050-139-9.
Im Comicbuch Der Blöde und der Gscheite – Die besten Doppelconferencen. (Text: Hugo Wiener, Zeichnungen: Reinhard Trinkler, Amalthea Signum Verlag) ist die gezeichnete Hauptfigur des Würstelmannes Otto Schenk nachempfunden, eine Reminiszenz an dessen Rolle in der ORF-Fernsehserie Heiße am Samstag.[31]
C. Bernd Sucher (Hrsg.): Theaterlexikon. Autoren, Regisseure, Schauspieler, Dramaturgen, Bühnenbildner, Kritiker. Von Christine Dössel und Marietta Piekenbrock unter Mitwirkung von Jean-Claude Kuner und C. Bernd Sucher. 2. Auflage. Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 1999, ISBN 3-423-03322-3, S. 605 f.
Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 7: R – T. Robert Ryan – Lily Tomlin. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 96 f.
↑Malte Krasting: Zum Tode von Otto Schenk. In: staatsoper.de. Bayerische Staatsoper, 9. Januar 2025, abgerufen am 9. Januar 2025.
↑Herbert Fechter, Franz Endler (Hrsg.): Otto Schenk: Nach aussen bin ich ja viel jünger. Mit Verzeichnissen der Theaterrollen und der Regiearbeiten für Schauspiel, Oper und Operette. Amalthea, Wien 2005, ISBN 3-85002-535-7, S. 271.
↑ abNadja Sarwat: 1930–2025: Otto Schenk ist tot. In: orf.at. 9. Januar 2025, abgerufen am 9. Januar 2025: „Donnerstagfrüh starb Otto Schenk ...“
↑Konstantin Schenk Schauspieler, Dinner-Theater. (Abgerufen am 9. Jänner 2025).