Otto Schenk

Otto Schenk (2010)
Autogramm Otto Schenk österreichischer Schauspieler
Autogramm Otto Schenk österreichischer Schauspieler

Otto Schenk (* 12. Juni 1930 in Wien; † 9. Jänner 2025 in Oberhofen am Irrsee, Ortsteil Fischhof) war ein österreichischer Schauspieler, Kabarettist, Regisseur und Intendant.

Otto Schenk wurde als Sohn katholischer Eltern geboren. Sein Großvater war der Wiener Embryologe Samuel Leopold Schenk. Da seine Großeltern väterlicherseits getaufte Juden waren, wurde sein Vater nach dem „Anschluss“ Österreichs im Jahr 1938 nach den Nürnberger Gesetzen diskriminiert. Daher verlor er seinen bisherigen Arbeitsplatz als Jurist. Eine weitere Verfolgung blieb ihm erspart, da er mit einer „Arierin“ verheiratet war und dadurch in einer „privilegierten Mischehe“ lebte. Otto Schenk wiederum musste vorübergehend dem „Deutschen Jungvolk“ beitreten, wurde aber wenig später, da von den Nationalsozialisten als „Mischling“ eingestuft, wieder ausgeschlossen.

Schenk wuchs mit seiner Schwester im ersten Wiener Gemeindebezirk auf und hat darüber in der ORF-Doku Meine Innere Stadt (2017) berichtet.[1]

Otto Schenk hatte ursprünglich literarische Ambitionen, seine Gedichte veröffentlichte er in einer Literaturzeitschrift. Nach seiner Ausbildung am Max-Reinhardt-Seminar begann er seine Karriere am Wiener Volkstheater und danach am Theater in der Josefstadt.[2] Ab dem Jahr 1953 führte er bei verschiedenen Aufführungen in Wiener Theatern Regie. Im Jahr 1957 inszenierte er seine erste Oper (Die Zauberflöte von Wolfgang Amadeus Mozart) am Salzburger Landestheater. Schenk spielte und inszenierte an den bedeutendsten Schauspiel- und Opernhäusern der Welt, darunter am Wiener Burgtheater, den Münchner Kammerspielen, der Wiener Staatsoper, der New Yorker Metropolitan Opera, der Mailänder Scala und dem Royal Opera House in Covent Garden, London. Weitere Operninszenierungen erarbeitete er für die Deutsche Oper Berlin, die Bayerische Staatsoper[3] oder die Hamburgische Staatsoper.

Im Jahr 1956 heiratete Schenk Renée Michaelis, die er am Reinhardt-Seminar kennengelernt hatte.[4] 1957 wurde der gemeinsame Sohn Konstantin[5] geboren, der Dirigent und Schauspieler ist.[6][7] Otto Schenks Frau starb am 7. April 2022 nach langer Krankheit im Alter von 95 Jahren.[8]

Otto Schenk war ebenso Kammerschauspieler wie Ehrenmitglied der Wiener Staatsoper (1980)[9] und des Theaters in der Josefstadt (2000).[10]

Von 1986 bis 1988 fungierte Schenk als Direktoriumsmitglied der Salzburger Festspiele, von 1988 bis 1997 war er gemeinsam mit Robert Jungbluth Direktor des Theaters in der Josefstadt. Für seine ausdrucksstarken Wagner-Interpretationen erhielt er im Jahr 2009 den Anton-Seidl-Preis“ (Anton-Seidl-Award) der „Wagner-Society of New York“.

Als Kabarettist trat Schenk schon in den 1950er-Jahren im Kabarett Simpl auf, begeisterte jedoch in den letzten Jahrzehnten sein Publikum im gesamten deutschen Sprachraum mit seinen Leseabenden unter dem Motto „Sachen zum Lachen“. Zahlreiche Schallplatten haben diese Tätigkeit begleitet, bei der er immer dieselbe Rolle verkörpert – den Schenk.

Auf der Theaterbühne spielte er die Zettel-Rolle in Shakespeares Sommernachtstraum, den Narren in Wie es euch gefällt und in Molières Der Geizige. Häufig spielte er die Komödienklassiker von Nestroy, Ferdinand Raimund und Hugo von Hofmannsthal. Die größten Erfolge feierte er in Boulevardstücken wie dem Solo Die Sternstunde des Josef Bieder oder in der Komödie Othello darf nicht platzen.

Im März 2021 gab er seinen Abschied von der Bühne bekannt, seine letzte Rolle war im November 2020 die des Dieners Firs in Der Kirschgarten am Theater in der Josefstadt.[11]

Tod und Begräbnis

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Am 9. Jänner 2025 in der Früh starb Otto Schenk im Alter von 94 Jahren in seinem Haus am Irrsee.[5]

Am 29. Jänner 2025 wurde die Verabschiedung im Stephansdom gefeiert. Toni Faber leitete die Trauerfeier. Sohn Konstantin Schenk wünschte sich, dass die Menschen nicht in Schwarz kommen.[12] Am 30. Jänner wurde Schenk unter Anwesenheit hunderter Menschen in einem Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof beigesetzt.[13] Der Trauerzug wurde vom Pfarrer des Stephansdoms Toni Faber angeführt.[14]

Nach seinem Tod wurde Otto Schenk von zahlreichen Institutionen und Persönlichkeiten der Theater- und Opernwelt gewürdigt.

Der Direktor der Wiener Staatsoper, Bogdan Roščić, bezeichnete ihn als ein „unverzichtbares, unvergessliches Kapitel in der Geschichte unseres Theaters“ und hob seine 31 Inszenierungen am Haus hervor, darunter die seit 1979 aufgeführte Version von Johann StraussDie Fledermaus.[15] Der Intendant der Salzburger Festspiele, Markus Hinterhäuser, würdigte ihn als „Ausnahmekünstler“ und „wirkliche Legende“. Schenk trat bei den Salzburger Festspielen 237 Mal auf und leitete von 1986 bis 1988 das Schauspiel.[16]

Der ORF hob Schenks Vielseitigkeit hervor, die sich in seinen Rollen als Schauspieler, Regisseur und Kabarettist zeigte, und würdigte seine Fähigkeit, das Publikum über Jahrzehnte hinweg zu begeistern. Er sei der ungekrönte König des gepflegten Humors gewesen.[17]

Der Spiegel erinnerte insbesondere an seine Inszenierung von Richard StraussDer Rosenkavalier aus dem Jahr 1968 an der Wiener Staatsoper, die bis heute gespielt wird, und nannte ihn eine „Institution“ des österreichischen Theaters.[18] Der Standard betonte seine herausragende Rolle als „Schauspiellegende“, die das Publikum mit Humor und Tiefgang beeindruckte.[19]

Theater (Auswahl)

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Folgend eine Auswahl von Inszenierungen an Opern- und Schauspielhäusern:

Schauspielrollen

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Filmografie (Auswahl)

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  • Oben (Up, Synchronsprecher von Carl Fredricksen – österreichische Version)
  • Garantiert zum Lachen. Witzesammlung. Piper, 2003.
  • Nach außen bin ich ja viel jünger. Ein Stück aus meinem Leben. Piper, 2006.
  • Sachen zum Lachen. Ein Lesebuch. 16. Auflage. Piper, 2006.
  • Wer kocht, ist selber schuld. Angefressene Memoiren. Amalthea, 2007.
  • Darum das ganze Theater. Nichts ist so komisch wie das Leben. Amalthea, 2008.
  • Es war nicht immer komisch. Notizen aus meinen ersten 80 Jahren. Amalthea, 2010.
  • Warum mir so fad ist …. Amalthea Signum Verlag GmbH, Wien 2012, ISBN 978-3-85002-796-0.
  • Lichtskizzen. New York und Venedig in den 1960er-Jahren. Hrsg. Ronnie Niedermeyer, Verlag Bibliothek der Provinz, 2014.
  • Ich bleib noch ein bissl, Flüssiges und Überflüssiges. Mit Bildgeschichten von Fritz von der Schulenburg und Verzeichnissen der Theaterrollen sowie der Regiearbeiten für Schauspiel, Oper und Operette. Amalthea, 2014.
  • Ich kann’s nicht lassen. Rührendes und Gerührtes. Amalthea, 2016.
  • Wer’s hört, wird selig. Musikalisches und Unmusikalisches. Amalthea Signum, Wien 2018, ISBN 978-3-99050-139-9.
  • Schenk. Das Buch: Ein intimes Lebensbild. Gemeinsam mit Michael Horowitz, Molden/Styria, Wien 2020, ISBN 978-3-222-15047-0.

Anlässlich des 75. Geburtstages von Otto Schenk erschien im Jahr 2005 die Jubiläumsausgabe 1: Ich habe den Humor immer sehr ernst genommen auf 6 DVDs.

  • Sachen zum Lachen (Lesungen)
  • Die Sternstunde des Josef Bieder
  • Lacherfolge
  • Beste Sketche (ZDF)
  • Der Untermieter
  • Mein Opa ist der Beste

Im Jahr 2010 erschien aus Anlass des 80. Geburtstages die Jubiläumsausgabe 2: Sternstunden und alte Hüte ebenfalls auf 6 DVDs.

  • Sternstunden und alte Hüte
  • Garantiert zum Lachen
  • Sonny Boys
  • Grimms Märchen
  • August der Glückliche
  • Schenk liest Schwejk

Im Comicbuch Der Blöde und der Gscheite – Die besten Doppelconferencen. (Text: Hugo Wiener, Zeichnungen: Reinhard Trinkler, Amalthea Signum Verlag) ist die gezeichnete Hauptfigur des Würstelmannes Otto Schenk nachempfunden, eine Reminiszenz an dessen Rolle in der ORF-Fernsehserie Heiße am Samstag.[31]

  • C. Bernd Sucher (Hrsg.): Theaterlexikon. Autoren, Regisseure, Schauspieler, Dramaturgen, Bühnenbildner, Kritiker. Von Christine Dössel und Marietta Piekenbrock unter Mitwirkung von Jean-Claude Kuner und C. Bernd Sucher. 2. Auflage. Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 1999, ISBN 3-423-03322-3, S. 605 f.
  • Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 7: R – T. Robert Ryan – Lily Tomlin. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 96 f.
Commons: Otto Schenk – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Otto Schenk, Paulus Manker, Brigitte Swoboda und Peter Rapp präsentieren am 16. Juli „Meine Innere Stadt“. apa.at, abgerufen am 28. Juli 2017.
  2. Otto Schenk im Munzinger-Archiv, abgerufen am 28. Januar 2025 (Artikelanfang frei abrufbar)
  3. Malte Krasting: Zum Tode von Otto Schenk. In: staatsoper.de. Bayerische Staatsoper, 9. Januar 2025, abgerufen am 9. Januar 2025.
  4. Herbert Fechter, Franz Endler (Hrsg.): Otto Schenk: Nach aussen bin ich ja viel jünger. Mit Verzeichnissen der Theaterrollen und der Regiearbeiten für Schauspiel, Oper und Operette. Amalthea, Wien 2005, ISBN 3-85002-535-7, S. 271.
  5. a b Nadja Sarwat: 1930–2025: Otto Schenk ist tot. In: orf.at. 9. Januar 2025, abgerufen am 9. Januar 2025: „Donnerstagfrüh starb Otto Schenk ...“
  6. Konstantin Schenk Schauspieler, Dinner-Theater. (Abgerufen am 9. Jänner 2025).
  7. Karl Pufler: Meidling : Tamara Trojani und Konstantin Schenk laden zur Weihnachtsshow. In: meinbezirk.at. 22. November 2024, abgerufen am 29. Januar 2025.
  8. Otto Schenks Ehefrau Renée mit 95 Jahren gestorben. In: kurier.at, 7. April 2022, abgerufen am 19. Mai 2022.
  9. a b c Die Wiener Staatsoper trauert um Otto Schenk. In: wiener-staatsoper.at. 9. Januar 2025, abgerufen am 10. Januar 2025.
  10. a b c d Schauspiellegende Otto Schenk im Alter von 94 Jahren verstorben. In: nachrichten.at. 9. Januar 2025, abgerufen am 10. Januar 2025.
  11. Otto Schenks Abschied von der Bühne. In: ORF.at. 11. März 2021, abgerufen am 12. März 2021.
  12. Abschied von Otto Schenk. In: orf.at. 29. Januar 2025, abgerufen am 29. Januar 2025.
  13. Otto Schenk in der Verstorbenensuche bei friedhoefewien.at
  14. Otto Schenk am Zentralfriedhof beigesetzt. In: orf.at. 30. Januar 2025, abgerufen am 30. Januar 2025.
  15. Otto Schenk, director known for traditional opera productions, dies at 94. 9. Januar 2025, abgerufen am 11. Januar 2025 (englisch).
  16. Salzburger Festspiele: Nachruf zum Tod von Otto Schenk. Abgerufen am 11. Januar 2025 (deutsch).
  17. Nadja Sarwat, für ORF.at: 1930–2025: Otto Schenk ist tot. 9. Januar 2025, abgerufen am 11. Januar 2025.
  18. Otto Schenk, 94 – Nachruf. In: Der Spiegel. 10. Januar 2025, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 11. Januar 2025]).
  19. Schauspiellegende Otto Schenk verstorben. Abgerufen am 11. Januar 2025 (österreichisches Deutsch).
  20. Bayerische Staatsoper: Vergangene Termine mit Otto Schenk (Memento vom 14. Mai 2021 im Internet Archive) (Abgerufen am 10. Jänner 2025)
  21. Radiobericht über die Inszenierung des Rosenkavaliers in München in der Sendung Aus Burg und Oper vom 21. April 1972 im Onlinearchiv der Österreichischen Mediathek
  22. Anthony Tommasini: „Don Pasquale“ in a New Production at the Met by Otto Schenk. In: The New York Times, 3. April 2006.
  23. Theater in der Josefstadt: Archiv 1923/1924 – 1997/1998 (Memento vom 24. Dezember 2021 im Internet Archive) Theater in der Josefstadt: Spielplan-Archiv 1923/1924 – 1997/1998 (abgerufen am 9. Jänner 2025)
  24. Guido Tartarotti: Wenn der Tod auf die Blase drückt. In: kurier.at. 15. März 2015, abgerufen am 9. Januar 2025.
  25. Stücke. Abgerufen am 7. April 2020.
  26. Der Kaufmann von Venedig auf youtube.com (2:32:37 Stunden)
  27. Mailath überreicht Otto Schenk Bürgerurkunde von Wien. (Memento vom 1. Mai 2014 im Internet Archive) Rathauskorrespondenz, 11. Juni 2010, abgerufen am 11. Juni 2010.
  28. Die Buchlieblinge 2014. (Memento vom 9. Februar 2015 im Internet Archive) Abgerufen am 21. Mai 2015.
  29. Für Lebenswerk geehrt: Platin-Romy für Schenk. In: orf.at. 21. März 2016, abgerufen am 21. März 2016.
  30. Österreichischer Musiktheaterpreis verliehen: Diese Häuser räumten ab. In: vienna.at/APA. 7. September 2023, abgerufen am 7. September 2023.
  31. Bücher. Abgerufen am 25. März 2017.