Paul Morgan (Schauspieler)

Paul Morgan auf einem seiner ersten Bühnenfotos (Wien, 1909)[1]
Selbstbildnis (1929)
Stolperstein am Haus, Kantstraße 12, in Berlin-Charlottenburg

Paul Morgan (* 1. Oktober 1886 in Wien, Österreich-Ungarn; † 10. Dezember 1938 im Konzentrationslager Buchenwald; gebürtig Georg Paul Morgenstern) war ein österreichischer Schauspieler, Komiker und Librettist.

Paul Morgan, mit bürgerlichem Namen Georg Paul Morgenstern, war der älteste Sohn des Rechtsanwalts Gustav Morgenstern und der Clementine Morgenstern. Er nahm Schauspielunterricht und besuchte die k.k. Akademie für Musik und darstellende Kunst in Wien und debütierte im August 1908 am Theater in der Josefstadt. Er spielte an den Jaro-Bühnen und verschiedenen Provinztheatern in Österreich-Ungarn und Deutschland. 1910 wirkte er als Statist erstmals in einem Film mit. 1917 heiratete er die Schauspielschülerin Josephine Lederer (1898–1986).

1917 erhielt er ein Engagement am Berliner Lessingtheater. In den 1920er Jahren machte er sich einen Namen als Conférencier im Theater von Rudolf Nelson sowie bei den Revuen von Herman Haller und Erik Charell. Zusätzlich trat er beim Kabarett Größenwahn und im Kabarett Die Rakete auf. Zusammen mit Kurt Robitschek und Max Hansen gründete er Ende 1924 das Kabarett der Komiker in Berlin, in dem große Komiker und Kabarettisten wie Werner Finck, Wilhelm Bendow oder sehr viel später Heinz Erhardt auftraten. Mit Max Hansen und Wilhelm Bendow nahm Morgan Ende der 1920er Jahre auch mehrere Schallplatten auf.

Zwischen 1919 und 1933 spielte Paul Morgan in über 50 Filmen mit. Im Herbst 1930 hielt er sich in Hollywood auf, wo er in deutschen Versionen amerikanischer Filme[2] mitwirkte. Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten emigrierte er im Mai 1933 über die Schweiz nach Österreich. Seine Filmkarriere war praktisch beendet, er kam in Wien und in der Tschechoslowakei nur zu einigen Theaterauftritten. Um 1935/36 schrieb er das Libretto zu Ralph Benatzkys musikalischem Lustspiel Axel an der Himmelstür.[3]

Am 22. März 1938, wenige Tage nach dem Anschluss Österreichs, wurde Morgan verhaftet, angeblich wegen eines Briefes von Gustav Stresemann († 1929), und wurde im Mai 1938 in das Konzentrationslager Dachau deportiert und im September ins Konzentrationslager Buchenwald verlegt. Dort starb er im Dezember 1938. Als offizielle Todesursache wurde eine Lungenentzündung angegeben.

Am 24. September 2024 wurde vor dem Theater des Westens in Berlin-Charlottenburg, ein Stolperstein für Paul Morgan verlegt.

Tondokumente (Auswahl)

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  • In der Bar. Humoristische Szene (Max Hansen und Paul Morgan) Max Hansen, der Optimist, und Paul Morgan, der Pessimist. Polydor 21 056 (mx. 1094 BH-IV)
  • Familienleben. Humoristische Szene (Max Hansen und Paul Morgan) Max Hansen, der Optimist, und Paul Morgan, der Pessimist. Polydor 21 056 (mx. 1095 BH-IV), aufgen. 1928
  • Paul Morgan kauft Platten I und II (Morgan) Parlophon B.12 103 (mx. 30 373, 30 374 L)
  • Paul Morgan erzählt Witze, I und II. Parlophon B.12 016 (mx. 36 408, 36 409 L).
  • Rennbahngespräche 1. und 2. Teil, Originalvortrag von Paul Morgan und Wilhelm Bendow, mit Orchester. Parlophon P.2224-I und -II (mx. 8827, 8828)
  • Die Keuschheitskommission. Lied aus der Operette „Casanova“. Musik von Johann Strauß, bearbeitet von Ralph Benatzky, Text von Rudolf Schanzer und Ernst Welisch. Paul Morgan mit Chor und Orchester des Großen Schauspielhauses, Berlin. Electrola EG 949 (mx. BLR 4426), aufgenommen am 20. August 1928
  • Das Rothschild-Lied (Willy Prager). Paul Morgan mit Hans Sommer, Klavier. Electrola EG 1214 (mx. BL 5101), aufgenommen 27. Februar 1929
  • Silvesterfeier. Text von Paul Morgan. Paul Morgan mit Ensemble. Ultraphon A 235 (mx. 10 365), aufgenommen im Oktober 1929
  • Neujahrsmorgen. Text von Paul Morgan. Paul Morgan mit Ensemble. Ultraphon A 235 (mx. 10 366), aufgenommen im Oktober 1929
  • Zeitungsparodie. Text von Kurt Robitschek. Paul Morgan. Ultraphon A 267 (mx. 10367/68), aufgenommen im Oktober 1929

Wiederveröffentlichung auf CD

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  • Paul Morgan: Eine Stimme kehrt zurück. Preiser Records 90155 (1999)
  • Paul Morgan: Stiefkind der Grazien. Tagebuch eines Spaßmachers. Universitas Verlag, Berlin 1928.
  • Marie-Theres Arnbom: War'n Sie schon mal in mich verliebt? Filmstars, Operettenlieblinge und Kabarettgrößen in Wien und Berlin. Böhlau, Wien 2006, ISBN 3-205-77550-3.
  • Reinhard Hippen: Morgan, Paul. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 18, Duncker & Humblot, Berlin 1997, ISBN 3-428-00199-0, S. 102 (Digitalisat).
  • Berthold Leimbach (Hrsg.): Tondokumente der Kleinkunst und ihre Interpreten 1898–1945, Göttingen, im Selbstverlag 1991, unpaginiert.
  • Ulrich Liebe: Verehrt, verfolgt, vergessen. Schauspieler als Naziopfer. Edition Quadriga, Berlin 1995, ISBN 3-88679-247-1.
  • Kay Weniger: „Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben …“ Lexikon der aus Deutschland und Österreich emigrierten Filmschaffenden 1933 bis 1945. Eine Gesamtübersicht. S. 349 f., Acabus-Verlag, Hamburg 2011, ISBN 978-3-86282-049-8.
  • Morgan, Paul, in: Frithjof Trapp, Bärbel Schrader, Dieter Wenk, Ingrid Maaß: Handbuch des deutschsprachigen Exiltheaters 1933 - 1945. Band 2. Biographisches Lexikon der Theaterkünstler. München : Saur, 1999, ISBN 3-598-11375-7, S. 679–681
Commons: Paul Morgan (actor) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Ulrich Liebe: Verehrt, verfolgt, vergessen. Schauspieler als Naziopfer. 2. Auflage. Beltz, Weinheim (u. a.) 1997, ISBN 3-88679-292-7, S. 127.
  2. beispielsweise „Menschen hinter Gittern“ (MGM, 1930, deutschsprachige Version von „The Big House“, mit Heinrich George)[1] und „Wir schalten um auf Hollywood“ (MGM 1930, deutschsprachige Version von „The Hollywood Revue of 1929“)Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 2. November 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.oeaw.ac.at
  3. Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-10-039326-5, S. 416.
  4. laut Filmportal