Brasch wurde als Sohn jüdischerEmigranten im englischen Exil geboren. 1947 siedelte die Familie in die sowjetische Besatzungszone über. Hier begann die politische Karriere des Vaters Horst Brasch (1922–1989), die ihn bis ins Amt des stellvertretenden Ministers für Kultur der DDR beförderte. Thomas Braschs Mutter Gerda Brasch (1921–1975), geborene Wenger,[2] stammte aus Österreich. Sie war Journalistin und veröffentlichte Mitte der 1950er Jahre in einer Cottbuser Lokalzeitung das erste Gedicht ihres Sohnes. Brasch hatte eine Schwester, Marion Brasch (* 1961), sowie zwei Brüder, Klaus Brasch (1950–1980) und Peter Brasch (1955–2001).
Auf Vermittlung von Helene Weigel arbeitete er 1971/1972 im Brecht-Archiv, wo er an einer Arbeit saß, die die Strukturelemente des Westerns mit denen des russischenRevolutionsfilms verglich. Seitdem lebte er als freier Schriftsteller. Mehrere Dramen, die zwischen 1970 und 1976 entstanden, wurden wegen ihrer Thematik und ihrer häufig experimentellen Form nicht aufgeführt oder nach kurzer Zeit abgesetzt, so z. B. die gemeinsam mit Lothar Trolle verfassten LehrstückeDas beispielhafte Leben und der Tod des Peter Göring und Galileo Galilei – Papst Urban VIII.
1976 hatte die damalige inoffizielle Mitarbeiterin (IM) Anetta Kahane in einem Bericht für die DDR-Staatssicherheit die Brüder Thomas und Klaus Brasch als „Feinde der DDR“ bezeichnet.[5] 1976 war Brasch Mitunterzeichner der Resolution gegen die Ausbürgerung von Wolf Biermann. Nachdem die Publikation von Prosatexten durch staatliche Stellen verweigert worden war, stellte er einen Ausreiseantrag und übersiedelte gemeinsam mit seiner damaligen Freundin Katharina Thalbach und deren Tochter Anna Thalbach nach West-Berlin. Sein noch in der DDR entstandener und kurze Zeit später beim Verlag Rotbuch erschienener Prosaband Vor den Vätern sterben die Söhne wurde ein großer Erfolg und brachte ihm nachhaltige Anerkennung bei den Kritikern.
1981 wurde er für seinen Debütfilm (als Regisseur und Drehbuchautor) Engel aus Eisen mit dem Bayerischen Filmpreis ausgezeichnet. Bei der Verleihung kam es zu einem Eklat, weil Brasch sich bei der Filmhochschule der DDR für seine Ausbildung bedankte. Im Anschluss forderte die Bayerische Regierung den Dichter auf, sein Hotel in München selbst zu bezahlen.[6]
Brasch wurde 1982 Mitglied des P.E.N.-Zentrums der Bundesrepublik Deutschland.
1983 lebte Brasch für ein Jahr in Zürich. Für seinen Film Domino erhielt er in diesem Jahr auf dem Filmfestival von Locarno den Occhio del Pardo d’argento.[7] Sein Hörspiel Robert, ich, Fastnacht und die anderen wurde mit dem Kleist-Preis ausgezeichnet. Ab 1986 übersetzte er mehrere Theaterstücke William Shakespeares ins Deutsche. 1987 führte er in Der Passagier zum letzten Mal Regie in einem Kinofilm; Brasch konnte US-Weltstar Tony Curtis für die Hauptrolle gewinnen.
Nachdem er nach dem Fall der Berliner Mauer für viele Jahre verstummt war und sich Gerüchte über Alkohol- und Drogenmissbrauch gemehrt hatten, überraschte er im Jahr 1999 mit seinem neuen Prosaband Mädchenmörder Brunke,[8] der aus einem Manuskript von ursprünglich mehr als 10.000 Seiten entstanden war. Im selben Jahr kam es zur Uraufführung der Dramen Stiefel muß sterben und Die Trachinierinnen des Sophokles oder Macht Liebe Tod; im Jahr 2000 folgte Frauenkrieg. Drei Übermalungen. Sein letztes Stück, Eine Märchenkomödie aus Berlin, blieb unvollendet.
Thomas Brasch starb am 3. November 2001 im Alter von 56 Jahren in der Berliner Charité an Herz- und Lungenversagen; als Grund wird eine langjährige Alkohol- und Drogensucht angegeben.[9][10] Sein Grab befindet sich auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin-Mitte.
Der literarische Nachlass wird im Thomas-Brasch-Archiv der Akademie der Künste Berlin verwahrt.
Kargo. 32. Versuch auf einem untergehenden Schiff aus der eigenen Haut zu fahren. Frankfurt (Main) 1977
Rotter. Und weiter. Ein Tagebuch, ein Stück, eine Aufführung. Frankfurt (Main) 1978
Paper Tiger. Musical theater piece. Musik: Raymond Benson. Austin, TX (USA) 1976; New York, NY (USA) 1980
Der schöne 27. September. Gedichte, Frankfurt (Main) 1980
Lieber Georg. Ein Eis-Kunst-Läufer-Drama aus dem Vorkrieg. Intendanz: Claus Peymann. Darsteller: Georg Heym: Manfred Karge. Bochum Schauspielhaus, Bochum 1980[11]
Engel aus Eisen. Buch zum gleichnamigen Film, Frankfurt (Main) 1981
Der König vor dem Fotoapparat. Kinderbuch, Olten 1981
Domino. Buch zum gleichnamigen Film, Frankfurt (Main) 1982
Mercedes. Theaterstück, UA Zürich 1983
Anton Tschechows Stücke. in der Übersetzung von Thomas Brasch, Frankfurt (Main) 1985
Lovely Rita, Lieber Georg, Mercedes. Theaterstücke, Berlin 1988
Ich merke mich nur im Chaos. Interviews 1976–2001, Frankfurt (Main) 2009
Die nennen das Schrei. Gesammelte Gedichte (herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Martina Hanf und Kristin Schulz). Suhrkamp, Berlin, 2013, ISBN 978-3-518-42345-5.
Heute wird sich alles ändern. Drei Erfindergeschichten (illustriert von Matthias Mücke). Edition Mueckenschwarm, 2020, ISBN 978-3-00-064894-6.
Tage- und Nächtebuch. Traumtagebuch (herausgegeben von Martina Hanf, mit Zeichnungen von Natasha Ungeheuer). gutleut Verlag, Frankfurt (Main), 2021.
1981: Engel aus Eisen (schwarz-weiß) – Regie und Drehbuch. Braschs erster Film, für den er 1981 den Bayerischen Filmpreis erhielt. Seine Dankesrede im Cuvilliéstheater München in Gegenwart von Franz Josef Strauß führte zum Eklat, als Brasch sich ausdrücklich bei der Filmhochschule der DDR für seine Ausbildung bedankte.[6]