Der 800-Meter-Lauf ist eine Disziplin in der Leichtathletik. Zusammen mit dem 1000-Meter-Lauf, dem 1500-Meter-Lauf und dem Meilenlauf gehört er zu den Mittelstrecken.
Im Wettkampf sind zwei ganze Stadionrunden zu laufen. Um Drängeleien zu vermeiden, werden seit den Olympischen Spielen 1960 die ersten 100 Meter, also die Strecke bis nach der ersten Kurve, in Bahnen gelaufen. Danach ist durch eine gekrümmte sogenannte Übergangslinie die Stelle markiert, an der der Läufer seine Bahn verlassen darf.
Die Läufer starten im Stehen, also im Hochstart. Gelegentlich, wenn die Anzahl der Einzelbahnen nicht ausreicht, laufen zwei Läufer je Bahn.
Die schnellsten Männer erreichen Zeiten von ca. 1:41 Minuten (Weltrekord: 1:40,91 min), das entspricht 7,84 m/s oder 28,23 km/h.
Die schnellsten Frauen erreichen Zeiten von ca. 1:54 Minuten (Weltrekord: 1:53,28 min), das entspricht 7,01 m/s oder 25,26 km/h.
Der 800-Meter-Lauf ist eine der ältesten Wettkampfstrecken und steht bei den Männern seit den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit, 1896 im Programm. Für Frauen wurde er einmal ebenfalls zu den ersten Spielen mit Frauenbeteiligung (1928) ausgetragen, danach erst wieder ab 1960.
Der 800-Meter-Lauf ist von der Strecke der halben englischen Meile abgeleitet (880 Yards oder 804,67 m), die zuerst in Großbritannien um 1830 im Wettkampf gelaufen wurde.
Lange Zeit war es üblich, die erste Runde sehr schnell zu laufen, bis man erkannte, dass sich bessere Zeiten erzielen lassen, wenn beide Runden möglichst in der gleichen Zeit gelaufen werden. Dem Briten Tommy Hampson gelang es auf diese Weise, erstmals unter 1:50 Minuten zu bleiben: Er lief am 2. August 1932 die 800 Meter in 1:49,7 min mit Rundenzeiten von 54,8 Sekunden und 54,9 Sekunden.
Seit Ende der 1930er Jahre waren Intervallläufe das bevorzugte Trainingsmittel. Dabei werden Strecken, die kürzer als die Wettkampfstrecke sind, häufig und mit nur kurzen Erholungspausen wiederholt, also z. B. 50-mal 100 Meter oder 20-mal 200 Meter. Dem Deutschen Rudolf Harbig gelang mit der Intervallmethode unter seinem Trainer Woldemar Gerschler am 15. Juli 1939 eine Weltrekordzeit von 1:46,6 min.
Seit Beginn der 1960er Jahre wurde das Intervalltraining durch Ausdauertraining verdrängt. Bei den Olympischen Spielen 1960 gewann der Neuseeländer Peter Snell als bis dahin kaum bekannter Läufer die Goldmedaille über 800 Meter, nachdem er nach der Ausdauermethode von Arthur Lydiard trainiert hatte. Vier Jahre später konnte er bei den Olympischen Spielen 1964 sowohl über 800 und 1500 Meter die Goldmedaille erringen.
Sebastian Coe war einer der ersten, die sich von der eher ausdauerorientierten Methode Lydiards abwandten und ein komplexeres Training mit geringerem Umfang (Multi-Stufen-Training) einschlugen. Coe konnte damit den 800-Meter-Weltrekord bis auf 1:41,73 min verbessern.
Der 800-Meter-Lauf der Frauen wurde bei den Olympischen Spielen 1928 erstmals ins Wettkampfprogramm aufgenommen, aber danach sofort wieder gestrichen, weil den anwesenden Funktionären und Journalisten die Teilnehmerinnen zu erschöpft schienen. Danach wurde die Strecke noch bei den Frauen-Weltspielen gelaufen – letztmals 1934, so dass es danach für Frauen keine hochrangigen Mittelstreckenwettkämpfe mehr gab. Seit 1954 gehört der 800-Meter-Lauf wieder zum Programm der Leichtathletik-Europameisterschaften, seit 1960 laufen die Frauen die Strecke wieder bei Olympischen Spielen.
In die Rekordlisten werden auch Zeiten aufgenommen, die bei 880-Yards-Rennen (804,67 m) erzielt wurden.
y: Endzeit in einem 880-Yards-Lauf (804,68 m)
Zeit (min) | Name | Datum | Ort |
---|---|---|---|
1:51,9 | Ted Meredith | 8. Juli 1912 | Stockholm |
1:51,6 y | Otto Peltzer | 3. Juli 1926 | London |
1:50,6 | Séra Martin | 14. Juli 1928 | Colombes |
1:49,8 | Tommy Hampson | 2. August 1932 | Los Angeles |
1:49,8 y | Ben Eastman | 16. Juni 1934 | Princeton |
1:49,7 | Glenn Cunningham | 20. August 1936 | Stockholm |
1:49,6 y | Elroy Robinson | 11. Juli 1937 | New York |
1:48,4 | Sydney Wooderson | 20. August 1938 | Motspur Park |
1:46,6 | Rudolf Harbig | 15. Juli 1939 | Mailand |
1:45,7 | Roger Moens | 3. August 1955 | Oslo |
1:44,3 | Peter Snell | 3. Februar 1962 | Christchurch |
1:44,3 | Ralph Doubell | 15. Oktober 1968 | Mexiko-Stadt |
1:44,3 | Dave Wottle | 1. Juli 1972 | Eugene |
1:44,1 y | Rick Wohlhuter | 8. Juni 1974 | Eugene |
1:43,7 | Marcello Fiasconaro | 27. Juni 1973 | Mailand |
1:43,5 | Alberto Juantorena | 25. Juli 1976 | Montreal |
1:43,4 | Alberto Juantorena | 21. August 1977 | Sofia |
1:42,4 | Sebastian Coe | 5. Juli 1979 | Oslo |
1:41,73 | Sebastian Coe | 10. Juni 1981 | Florenz |
1:41,73 | Wilson Kipketer | 7. Juli 1997 | Stockholm |
1:41,24 | Wilson Kipketer | 13. August 1997 | Zürich |
1:41,11 | Wilson Kipketer | 24. August 1997 | Köln |
1:41,09 | David Rudisha | 22. August 2010 | Berlin |
1:41,01 | David Rudisha | 29. August 2010 | Rieti |
1:40,91 | David Rudisha | 9. August 2012 | London |
y: Endzeit in einem 880-Yards-Lauf (804,68 m)
Zeit (min) | Name | Datum | Ort |
---|---|---|---|
2:45,0 y | Nelly Hicks | 2. August 1922 | Torquay |
2:30,4 | Georgette Lenoir | 20. August 1922 | Paris |
2:26,2 y | Mary Lines | 30. August 1922 | London |
2:23,8 | Lina Batschauer | 7. August 1927 | Breslau |
2:20,4 | Inga Gentzel | 16. Juni 1928 | Stockholm |
2:19,6 | Lina Batschauer | 1. Juli 1928 | Brieg |
2:16,8 | Lina Radke | 2. August 1928 | Amsterdam |
2:15,9 | Anna Larsson | 28. August 1944 | Stockholm |
2:14,8 | Anna Larsson | 19. August 1945 | Helsingborg |
2:13,8 | Anna Larsson | 30. August 1945 | Stockholm |
2:13,0 | Jewdokija Wassiljewa | 17. Juli 1950 | Moskau |
2:12,2 | Walentina Pomogajewa | 26. Juli 1951 | Moskau |
2:12,0 | Nina Pletnjowa | 26. August 1951 | Minsk |
2:08,5 | Nina Pletnjowa | 15. Juni 1952 | Kiew |
2:07,3 | Nina Pletnjowa | 27. August 1953 | Moskau |
2:06,6 | Nina Otkalenko | 16. September 1954 | Kiew |
2:05,0 | Nina Otkalenko | 24. September 1955 | Zagreb |
2:04,3 | Ljudmila Schewzowa | 7. September 1960 | Rom |
2:04,3 | Ljudmila Schewzowa | 3. Juli 1960 | Moskau |
2:01,2 | Dixie Willis | 3. März 1962 | Perth |
2:01,1 | Ann Packer | 20. Oktober 1964 | Tokio |
2:01,0 | Judy Pollock | 28. Juli 1967 | Helsinki |
2:00,5 | Vera Nikolić | 20. Juli 1968 | London |
1:58,5 | Hildegard Falck | 11. Juli 1971 | Stuttgart |
1:57,5 | Swetla Slatewa | 24. August 1973 | Athen |
1:56,0 | Walentina Gerassimowa | 12. Juni 1976 | Kiew |
1:54,94 | Tatjana Kasankina | 26. Juli 1976 | Montreal |
1:54,85 | Nadija Olisarenko | 12. Juni 1980 | Moskau |
1:53,43 | Nadija Olisarenko | 27. Juli 1980 | Moskau |
1:53,28 | Jarmila Kratochvílová | 26. Juli 1983 | München |
(Stand: 2012)
Klasse | Zeit (min) | Name | Datum | Ort |
---|---|---|---|---|
Olympischer Rekord | 1:40,91 | David Rudisha | 09.08.2012 | London |
Juniorenweltrekord (M) | 1:42,69 | Abubaker Kaki | 06.06.2008 | Oslo |
Juniorenweltrekord (F) | 1:54,01 | Pamela Jelimo | 29.08.2008 | Zürich |
Jugendweltrekord (M) | 1:44,34 | Belal Mansoor Ali | 17.06.2005 | Coneglio |
Jugendweltrekord (F) | 1:57,18 | Wang Yuan | 08.09.1993 | Peking |
Österreichischer Landesrekord (M) | 1:46,21 | Michael Wildner | 19.07.1992 | Ingolstadt |
Österreichischer Landesrekord (F) | 1:55,74 | Stephanie Graf | 03.03.2002 | Wien |
Schweizer Landesrekord (M) | 1:42,55 | André Bucher | 17.08.2001 | Zürich |
Schweizer Landesrekord (F) | 1:57,76 | Audrey Werro | 09.09.2024 | Bellinzona |
Alle Läufer mit einer Zeit von 1:42,97 min oder schneller.
Letzte Veränderung: 11. September 2024
Alle Läuferinnen mit einer Zeit von 1:56,56 min oder schneller.
Letzte Veränderung: 11. September 2024
Es gibt drei Trainingsmethoden, die man als Haupttrainingsmethoden bezeichnen kann: Intensives Intervall-Training, Dauerleistungstraining, Multi-Stufen-Training. Des Weiteren gibt es eine Reihe von Abwandlungen dieser Methoden.
Das von dem Dresdner Woldemar Gerschler erstmals bei Rudolf Harbig angewandte Training zielt auf besonders häufige und auch schnelle Wiederholungen kurzer Strecken (bis max. 600 Meter) mit geringen Pausen ab. Dadurch wird die Schnelligkeitsausdauer dermaßen verbessert, dass über 800 Meter die Laktat-Belastung am Ende eines Rennens nicht mehr so extrem ist.
Harbig lief durch diese Methode z. B. 1939 den Weltrekord über 800 Meter von 1:46,6 min und wurde 1938 auch Europameister.
Ende der 1950er Jahre gelangte der Neuseeländer Arthur Lydiard zu der Erkenntnis, dass man durch hohe Dauerlaufumfänge (bis zu 160 Kilometer pro Woche) die individuelle anaerobe Schwelle (die Schwelle zwischen jeweils überwiegend durch Glykolyse bewirkte Energiebereitstellung) weiter nach oben verschieben kann.
Durch diese Trainingsmethode gewann z. B. Peter Snell dreimal olympisches Gold über 800 und 1500 Meter. Snell verbesserte auch den Weltrekord über 800 Meter.
Das Multi-Stufen-Training wurde Anfang der 70er Jahre des 20. Jahrhunderts durch den Briten Peter Coe, Vater des legendären Sebastian Coe, entwickelt. Diese Trainingsmethode zielt auf ein komplexes Training ab. Es werden also das ganze Jahr über Dauerläufe, Schnelligkeitstraining, Krafttraining und koordinatives Training absolviert. Je nach Saisonzeitpunkt werden aber die Schwerpunkte des Trainings verändert. So werden im Winter auf der Nordhalbkugel eher lange Läufe bevorzugt, um eine Grundlage für das im Frühjahr beginnende Tempotraining zu erarbeiten. Im Sommer oder vor Saisonhöhepunkten kann dann mit vielen kurzen Tempoläufen der letzte Schliff für den Wettkampfsportler gegeben werden. Grundlegende Aspekte des Multi-Stufen-Training waren bereits im Multi-Tempo-Training Frank Horwills vom British Milers Club, dem auch Sebastian Coe angehörte, enthalten.
Mit dieser Trainingsmethode gewann z. B. Sebastian Coe zweimal olympisches Gold über 1500 und zweimal olympisches Silber über 800 Meter. Des Weiteren stellte Coe zahlreiche Weltrekorde von 800 Meter bis zur Meile auf. Auch Saïd Aouita und die Trainingsgruppe um Hicham El Guerrouj wendeten leicht abgeänderte Versionen des Multi-Stufen-Trainings an.