Film | |
Titel | Asteroid City |
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Produktionsland | USA |
Originalsprache | Englisch |
Erscheinungsjahr | 2023 |
Länge | 106 Minuten |
Altersfreigabe | |
Stab | |
Regie | Wes Anderson |
Drehbuch | Wes Anderson, Roman Coppola |
Produktion | Wes Anderson, Jeremy Dawson, Steven Rales |
Musik | Alexandre Desplat |
Kamera | Robert D. Yeoman |
Schnitt | Barney Pilling |
Besetzung | |
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→ Synchronisation |
Asteroid City ist ein von Wes Anderson geschriebener, inszenierter und koproduzierter US-amerikanischer Spielfilm. Er spielt Mitte der 1950er Jahre in der Wüstenstadt Asteroid City, wo 5.000 Jahre zuvor ein Meteorit einen riesigen Einschlagkrater hinterlassen hat. Die Tragikomödie feierte am 23. Mai 2023 bei den Filmfestspielen von Cannes Premiere und wurde im Wettbewerb um die Goldene Palme gezeigt. Kinostart in den USA war am 16. Juni 2023, in Deutschland am 15. Juni 2023.
Angesiedelt in einer retro-futuristischen Version der 1950er Jahre stellt ein Fernsehmoderator eine Fernsehproduktion von (der im Universum fiktiven) Asteroid City vor, einem Stück des berühmten Dramatikers Conrad Earp. In der fiktiven Wüstenstadt Asteroid City findet ein Jugend-Astronomiekongress statt. Die Ereignisse werden im Breitbildformat und in stilisierten Farben dargestellt, während das Fernsehspecial im Schwarz-Weiß-Academy-Format zu sehen ist.
Der Kriegsfotojournalist Augie Steenbeck kommt früh mit Woodrow, seinem intellektuellen Teenager-Sohn und seinen drei jüngeren Töchtern zum Junior Stargazer-Kongress. Als ihr Auto eine Panne hat, ruft Augie seinen Schwiegervater Stanley an und bittet ihn um Hilfe. Stanley, der seinen Schwiegersohn nicht mag, überredet ihn, den Kindern vom kürzlichen Tod ihrer Mutter zu erzählen, den Augie verschwiegen hatte. Augie und Woodrow treffen Midge Campbell, eine berühmte, aber lebensmüde Schauspielerin, und ihre Tochter Dinah, die wie Woodrow auf dem Kongress geehrt wird. Augie und Midge sowie Woodrow und Dinah verlieben sich im Laufe des Stücks allmählich ineinander. Die anderen Tagungsteilnehmer treffen ein: Fünf-Sterne-General Grif Gibson, die Astronomin Dr. Hickenlooper, drei weitere jugendliche Preisträger (Ricky, Clifford und Shelly) und ihre Eltern (J.J., Roger und Sandy), eine Busladung Grundschulkinder unter der Aufsicht der jungen Lehrerin June Douglas und einer Cowboyband unter der Leitung des Sängers Montana. Ein örtliches Motel bietet für jeden die passende Unterkunft.
Gibson begrüßt die Teilnehmer am Krater von Asteroid City, wo die Teenager Auszeichnungen für verschiedene Erfindungen erhalten sollen. Über dem Krater taucht plötzlich ein UFO auf; ein Außerirdischer erscheint und stiehlt ein Fragment des Meteoriten, der den Krater geschaffen hat. Augie fotografiert den Außerirdischen. Präsident Dwight David Eisenhower und General Gibson ordnen an, dass die Stadt unter Militärquarantäne gestellt wird und jeder sich einer medizinischen und psychiatrischen Untersuchung unterzieht. Unterdessen entbrennt eine Romanze zwischen Montana und June, die den Schülern versichern, dass der Außerirdische wahrscheinlich friedlich sei. Die Stargazer-Preisträger versuchen mit Dr. Hickenloopers Ausrüstung, Kontakt mit dem Außerirdischen aufzunehmen. Über ein bewachtes Münztelefon ruft Ricky seine Schulzeitung an, um die Quarantänedetails und die Vertuschung an die Außenwelt weiterzugeben.
Die Ereignisse in Asteroid City werden zu nationalen Nachrichten. Ein wütender General Gibson ist dabei, die Quarantäne zu beenden, als das UFO wieder auftaucht und der Außerirdische das Meteoritenfragment zurückgibt. Als Gibson die Quarantäne wieder einführt, rebellieren Kinder, Wissenschaftler und Eltern und nutzen die Erfindungen der Preisträger, um das Militär zu überwältigen.
Die Entstehung des Stücks ist zwischen den Stücken eingestreut. Einige Zeit nachdem Conrad Earp mit dem Schreiben begonnen hat, trifft er sich mit dem Schauspieler Jones Hall, der bei Earp zu Hause vorspricht und sofort besetzt wird. Während derselben Interaktion küssen sich Earp und Hall und begründen so ihre Beziehung als Liebende. Earp schreibt das Stück mit Hilfe einer örtlichen Schauspielschule und rekrutiert daraus die meisten Darsteller, darunter Mercedes Ford, eine temperamentvolle, aber talentierte Schauspielerin, die Midge spielt.
Während der aufgezeichneten Aufführung des Stücks konfrontiert Hall, der Augie spielt, den Regisseur des Stücks, Schubert Green, mit der Aussage, dass er „das Stück immer noch nicht versteht“ und fragt Green, ob er „es richtig macht“. Green sagt Hall, er solle Augie trotz seiner Unsicherheit weiterhin auf die gleiche Weise spielen und dass er es richtig mache. Nach dieser Interaktion trifft Hall während einer Rauchpause auf einem Balkon auf die Schauspielerin, die für die Rolle von Augies Frau gecastet wurde, bevor ihre einzige Szene geschnitten wurde. Sie trägt ihm den Text der gelöschten Szene vor.
Sechs Monate nach Beginn des Stücks kommt Conrad Earp bei einem Autounfall ums Leben. Im Epilog des Stücks sind Augie und seine Familie die letzten, die Asteroid City verlassen, nachdem General Gibson die Quarantäne aufgehoben hat. Augies Töchter begraben die Asche ihrer Mutter in der Wüste, Woodrow gewinnt die Finanzierung des Stipendiums und Midge hinterlässt Augie ihre Postanschrift. Augie und seine Familie fahren leise davon.
Im September 2020 wurde bekannt, dass Wes Anderson einen Liebesfilm schreiben und inszenieren würde, den er gemeinsam mit Jeremy Dawson und Steven Rales für American Empirical Pictures und Indian Paintbrush produzieren würde.[3] Bei Asteroid City handelt es sich um Andersons elften Spielfilm.[4] Die Geschichte entwickelte der Regisseur gemeinsam mit Roman Coppola, mit dem er bereits die Drehbücher für Darjeeling Limited und Moonrise Kingdom schrieb.[5][6] Parallel zum Hauptgeschehen, den Ereignissen in Asteroid City, zeigt der Film eine Fernsehsendung in Schwarzweiß über ein neues Theaterstück, das von einem von Bryan Cranston gespielten Moderator vorgestellt wird.[4]
Die Besetzung wurde zwischen Februar und August 2021 bekannt.[7][8] In einem Interview sagte Fisher Stevens, dass der Film „die wildeste Besetzung seit Die Brücke am Kwai“ haben würde.[9] Viele der beteiligten Schauspieler wirkten bereits in Andersons früheren Filmen mit. Jason Schwartzman spielt den verwitweten Kriegsfotografen Augie Steenbeck, Tom Hanks seinen Schwiegervater Stanley Zak und Jake Ryan seinen Sohn Woodrow. Scarlett Johansson spielt den Filmstar Midge Campbell, Grace Edwards deren Tochter Dinah, Jeffrey Wright den Fünf-Sterne-General Grif Gibson, Steve Carell den Motelbesitzer, Matt Dillon den Mechaniker Hank und Rupert Friend den singenden Cowboy Montana. Edward Norton spielt den Dramatiker Conrad Earp.[10][11] Tilda Swinton ist in der Rolle der Astronomin Dr. Hickenlooper zu sehen, einer Teilnehmerin der Junior Stargazer Convention.[12] Jeff Goldblum spielt das Alien, das nach Asteroid City kommt und den Meteoriten mitnimmt.[6] Adrien Brody spielt den Regisseur Schubert Green und Willem Dafoe den Schauspiellehrer Saltzburg Keitel. Der Nachwuchsschauspieler Ethan Josh Lee ist in der Rolle von Ricky zu sehen. Margot Robbie ist in einem Cameo-Auftritt zu sehen.[13]
Im Juli 2022 wurde bekannt, dass Bill Murray aufgrund von COVID-19 aus der Produktion ausschied.[14] Auch einige andere zuvor angekündigten Darsteller sind im fertigen Film nicht zu sehen.
Die Dreharbeiten sollten ursprünglich in Rom stattfinden. Stattdessen fanden die Dreharbeiten zwischen August und Oktober 2021 in Spanien statt.[15] Für die Dreharbeiten wurden mehrere Sets in Chinchón in der Autonomen Region Madrid verwendet, die einer Wüstenlandschaft ähnelten. Als Kameramann fungierte Robert D. Yeoman, mit dem Anderson seit seinem Film Durchgeknallt zusammenarbeitet.[10]
Im November 2021 wurde bekannt, dass Alexandre Desplat in seiner sechsten Zusammenarbeit mit Anderson die Filmmusik komponieren würde.[16] Das Soundtrack-Album mit insgesamt 25 Musikstücken wurde am 23. Juni 2023 von ABKCO Records als Download veröffentlicht. Auf diesem finden sich neben Desplats Filmmusik auch die Filmsongs You Can’t Wake Up If You Don’t Fall Asleep gesungen von Jarvis Cocker und Dear Alien (Who Art In Heaven) gesungen von der Besetzung des Films. Auch Lieder von Slim Whitman, Bing Crosby, Burl Ives, Tex Ritter, Tennessee Ernie Ford, Johnny Duncan und Eddy Arnold finden sich auf dem Album.[17]
Die Premiere erfolgte am 23. Mai 2023 bei den Filmfestspielen von Cannes, wo der Film im internationalen Wettbewerb um die Golden Palme gezeigt wurde.[18] Zwei Jahre zuvor wurde dort bereits Andersons Film The French Dispatch gezeigt.[19] Am 16. Juni 2023 wurde Asteroid City im Verleih von Focus Features in ausgewählte US-amerikanische Kinos gebracht.[20] Am Tag zuvor kam der Film in die deutschen Kinos. Ebenfalls im Juni 2023 sind Vorstellungen beim Sydney Film Festival geplant.[21] Zwischen Juli und September 2023 wird Asteroid City im Rahmen des New Zealand International Film Festivals gezeigt.[22]
Von den bei Rotten Tomatoes aufgeführten Kritiken sind 75 Prozent positiv bei einer durchschnittlichen Bewertung von 6,9 von 10 möglichen Punkten.[23] Auf Metacritic erhielt der Film einen Metascore von 74 von 100 möglichen Punkten.[24]
Michael Meyns, Filmkorrespondent der Gilde deutscher Filmkunsttheater, schreibt, Asteroid City lasse mit den frontalen Kameraperspektiven, den liebevoll bis ins kleinste Detail ausgestatteten Sets, den seltsamen Charakteren und einer verschachtelten Narration vom ersten Moment an keinen Zweifel daran, dass es sich um einen Wes-Anderson-Film handelt. Hübsch selbstreferenziell sei auch die geradezu absurde Ansammlung bekannter Schauspieler, die teilweise in winzigen Rollen auftreten. Dies deute darauf hin, dass Anderson hier auch einen Film über sich, seine Arbeitsmethode, seinen Blick auf die Welt gedreht hat, und all diese Stars, die sonst meist Hauptrollen spielen, ließen sich mit augenscheinlicher Lust auf ihre oft winzig kleinen Rollen in diesem Film und ins große Ganze einfügen.[25]
John Nugent vom Filmmagazin Empire schreibt, von der ersten Minute an zeuge das Retro-Setting in seiner Genauigkeit und Detailtreue mit den schicken Kostümen, dem hübschen, hyperrealistischen Produktionsdesign und den gesättigten Farbtönen von Andersons künstlerischem Gespür: Die Stadt sehe aus wie eine Art Monument Valley aus Pappmaché. Auch Andersons bevorzugte Themen wie Familie, Vaterschaft, Trauer und Liebe kehrten hier zurück.[4]
Auch Christoph Petersen von Filmstarts bemerkt in seiner Kritik, Anderson habe mit Asteroid City die wohl beste Miniatur seiner gesamten Karriere geschaffen: „die Sets sind derart detailreich mit liebevollen Kuriositäten vollgestopft, dass man sich den Film vermutlich ein Dutzend mal anschauen müsste, um wirklich alle zu entdecken“. An der titelgebenden Mini-Stadt könne man sich praktisch kaum satt sehen. Dennoch sei, was Anderson und seine Superstar-Armada diesmal in den erneut unverkennbaren Sets anstellen, streckenweise so trocken wie der omnipräsente Wüstensand.[6]
Bilge Ebiri bemerkt in Vulture, dass Wes Andersons Wahnsinn schon immer Methode hatte, Asteroid City erinnere aber daran, dass auch seine Methode Wahnsinn ist. Er erklärt weiter, dass Andersons obsessiv konstruierte Dioramen stets das sehr menschliche Bedürfnis erforschten, unser Leben angesichts des Unerwarteten und Ungewissens zu organisieren, zu quantifizieren und zu kontrollieren, sei es in dem reglementierten Universum von Moonrise Kingdom, das durch den Wahnsinn der jungen Liebe in einen rasanten Niedergang geschickt wird, oder das in Grand Budapest Hotel gezeigte Bonbonschachtel-Milieu, das durch das schleichende Übel des Autoritarismus zerstört wird, bis hin zu dem von Protest, Ungerechtigkeit und Gewalt geprägten Film The French Dispatch. In Asteroid City gehe es nun um das Unbekannte in all seinen Formen, um den Tod, die Suche nach Gott, den künstlerischen Schaffensprozess, die überschwängliche Liebe und die Geheimnisse des Kosmos.[26]
Die Jury der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW) hat den Film mit dem Prädikat „besonders wertvoll“ ausgezeichnet. Asteroid City sei dabei „der bislang radikalste Film aus dem realitätsbrechenden Anderson-Universum. Aber auch wenn er hin und wieder etwas schwerer zugänglich ist, lohnt es sich, den Film zu schauen. Entweder indem man ihn einfach nur genießt oder aber und viel besser noch: indem man Spaß daran hat, ihn auch noch Stück für Stück zu dechiffrieren,“ so die Jury in ihrer Begründung.[27]
Die weltweiten Einnahmen des Films aus Kinovorführungen belaufen sich auf 38,9 Millionen US-Dollar.[28] In Deutschland verzeichnet der Film bisher 224.798 Besucher (Stand 8. August 2023).[29]
Im IndieWire Critics Poll des Jahres 2023 landete Asteroid City auf dem zehnten Platz.[30] Im Rahmen der Oscarverleihung 2024 wurde das Lied Dear Alien (Who Art In Heaven) aus dem Film in eine Shortlist der Kategorie Bester Song aufgenommen.[31] Im Folgenden eine Auswahl von Nominierungen.
Art Directors Guild Awards 2024
Critics’ Choice Super Awards 2024
Artios Awards 2024
Boston Society of Film Critics Awards 2023
Chicago Film Critics Association Awards 2023
Critics’ Choice Movie Awards 2024
Hollywood Critics Association Midseason Movie Awards 2023
Hollywood Music in Media Awards 2023
Internationale Filmfestspiele von Cannes 2023
London Critics’ Circle Film Awards 2024
Online Film Critics Society Awards 2024
Set Decorators Society of America Awards 2023
Die deutsche Synchronisation entstand nach einem Dialogbuch und der Dialogregie von Axel Malzacher im Auftrag der FFS Film- & Fernseh-Synchron GmbH, Berlin.[44]