Wim Wenders wurde mit dem Goldenen Ehrenbären für sein genreübergreifendes und vielseitiges Werk als Filmemacher, Fotograf und Autor ausgezeichnet. Berlinale-Direktor Kosslick bezeichnete ihn als einen der renommiertesten zeitgenössischen Autorenfilmer.[2] Neben den gewonnenen Hauptpreisen von Venedig (1982 für Der Stand der Dinge) und Cannes (1984 für Paris, Texas) konkurrierte Wenders im Jahr 2000 mit The Million Dollar Hotel einmalig im Berlinale-Wettbewerb (Silberner Bär als Preis der Jury) und ließ bei der Berlinale 2011 seine 3D-Tanzfilm-Dokumentation Pina erstaufführen. Im Rahmen einer Hommage waren zehn Filme aus Wenders’ Spiel- und Dokumentarfilmschaffen zu sehen.
Die Berlinale 2015 hatte ein Jahresbudget von 22 Millionen Euro zur Verfügung. Ein Anteil von 6,5 Millionen Euro stammte aus Mitteln der institutionellen Förderung der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien.[4]
Jurypräsident der Berlinale 2015 war Darren Aronofsky. Der US-amerikanische Regisseur, Drehbuchautor und Produzent wurde von Berlinale-Direktor Kosslick als einer der „herausragenden Protagonisten des zeitgenössischen Autorenkinos“ gepriesen, der in seiner künstlerischen Herangehensweise immer wieder die filmische Sprache und deren ästhetische Möglichkeiten auslote.[5] Aronofsky drehte Filme über Realitätsverlust und das Leben am Rand der Gesellschaft.[6] Großen Erfolg erregte er mit dem Drama The Wrestler (Goldener Löwe von Venedig 2008) und dem im Ballett-Milieu angesiedelten Psychothriller Black Swan (Oscar-Nominierung 2011) in denen er wiederholt der Strapazierfähigkeit und Verletzbarkeit des menschlichen Körpers nachspürte.[6] Laut Fachkritik widmet er sich in seinem Werk der „Abgründe der menschlichen Psyche“[6] und dem „Elend des wirklichen Lebens“.[7] „Bei der Berlinale gibt es immer spannende und faszinierende Filme. Ich freue mich darauf, die jüngsten Werke großartiger Filmemacher in einer der tollsten Städte der Welt zu sehen“,[5] so Aronofksy, der in der Vergangenheit nie eine seiner Regiearbeiten bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin vorgestellt hatte. Er war 2001 Mitglied der Jury des Sundance Film Festival, die Inside a Skinhead zum besten Spielfilm auswählte. 2011 kürte Aronofsky als Jurypräsident der Internationalen Filmfestspiele von Venedig Alexander SokurowsFaust zum Sieger.
In der Reihe Berlinale Shorts werden Spiel-, Dokumentar-, Experimental- und Animationsfilme mit einer Maximallänge von 30 Minuten (inkl. Abspann) gezeigt. Internationale Beiträge dürfen vor der Berlinale-Aufführung noch nicht außerhalb ihres Entstehungslandes gezeigt worden sein; deutsche Beiträge müssen Weltpremieren sein.[8] Kuratorin der Berlinale Shorts ist seit 2007 die freie Autorin und Filmregisseurin Maike Mia Höhne. Der Internationalen Kurzfilmjury gehörten 2015 der türkische Künstler Halil Altındere, die indische Filmemacherin Madhusree Dutta und Wahyuni A. Hadi aus Singapur an, die Executive Director des Singapore International Film Festival ist.[9] Neben dem Goldenen Bär für den besten Kurzfilm und dem Silbernen Bär vergab die Jury die Nominierung für den Europäischen Kurzfilmpreis und erstmals 2015 den Audi Short Film Award.[10]
Die Beiträge des Kurzfilmwettbewerbs 2015:
Architektura – Regie: Ulu Braun, Deutschland, 15’; (Weltpremiere)
Bad at Dancing – Regie: Joanna Arnow, USA, 11’ (Weltpremiere)
Blood Below the Skin – Regie: Jennifer Reeder, USA, 32’ (Weltpremiere)
Chitrashala (Haus der Bilder) – Regie: Amit Dutta, Indien, 19’ (Weltpremiere)
Dissonance – Regie: Till Nowak, Deutschland, 17’ (Weltpremiere)
Hosanna – Regie: Na Young-kil, Südkorea, 25’ (Deutschlandpremiere)
La Isla está Encantada con Ustedes (Die Insel ist Verzaubert von Euch) – Regie: Alexander Carver & Daniel Schmidt, USA / Schweiz / Australien, 28’ (Internationale Premiere)
El Juego del Escondite (Versteckspiel) – Regie: David Muñoz, Spanien, 23’ (Weltpremiere)
Seit 1992 ist der Regisseur und Drehbuchautor Wieland Speck Kurator der Panorama-Sektion, die aktuelle Entwicklungen im Arthouse-Kino präsentiert und sich insbesondere Autorenfilmen verschrieben hat.
Jun Zhong Le Yuan (Paradise in Service) – Regie: Doze Niu Chen-Zer (Taiwan); Darsteller: Ethan Juan, Wan Qian, Chen Jianbin, Chen Yi-Han (Europapremiere)
Mord in Pacot(Meurtre à Pacot) – Regie: Raoul Peck (Frankreich / Haiti / Norwegen); Darsteller: Ayo, Alex Descas, Thibault Vinçon, Lovely Kermonde Fifi, Joy Olasunmibo Ogunmakin (Europapremiere)
Mot Naturen (Out of Nature) – Regie: Ole Giæver, Marte Vold (Norwegen); Darsteller: Ole Giæver, Marte Magnusdotter Solem, Rebekka Nystadbakk, Ellen Birgitte Winther, Sievert Giaever Solem (Europapremiere)
Ned Rifle – Regie: Hal Hartley (USA); Darsteller: Liam Aiken, Martin Donovan, Aubrey Plaza, Parker Posey, Thomas Jay Ryan (Europapremiere)
Paridan az ertefa kam (A Minor Leap Down) – Regie: Hamed Rajabi; Darsteller: Negar Javaherian, Rambod Javan, Mehri Aleagha, Shafagh Shokri
B-Movie: Lust & Sound in West-Berlin – Regie: Jörg A. Hoppe, Klaus Maeck, Heiko Lange (Deutschland); Darsteller: Mark Reeder, Marius Weber (Weltpremiere)
El hombre nuevo (The New Man) – Regie: Aldo Garay (Uruguay / Chile); (Weltpremiere)
Fassbinder – lieben ohne zu fordern (Fassbinder – To Love without Demands) – Regie: Christian Braad Thomsen (Dänemark); Darsteller: Rainer Werner Fassbinder, Irm Hermann, Harry Baer, Lilo Pempeit (Weltpremiere)
Iraqi Odyssey – Regie: Samir (Schweiz / Deutschland / Irak / Vereinigte Arabische Emirate); (Europapremiere)
Stories of Our Lives – Regie: Jim Chuchu (Kenia); Darsteller: Kelly Gichohi, Paul Ogola, Tim Mutungi, Mugambi Nthinga, Rose Njenga; (Europapremiere)
Das 45. Forum der Berlinale hatte insgesamt 43 Filme im Programm, darunter 31 Weltpremieren. Eröffnet wurde es im Jahr 2015 mit dem Film The Forbidden Room von Guy Maddin. Leiter der Sektion, bereits seit Juni 2001, ist der Politikwissenschaftler und Journalist Christoph Terhechte.
Das Forum Expanded feierte im Rahmen der 65. Berlinale sein zehnjähriges Jubiläum. Im Jahr 2015 wurde erstmals das komplette Programm in der Akademie der Künste gezeigt, nachdem sie bis 1999 schon einmal zu den Spielorten der Berlinale gehörte. Das Kino Arsenal und die Botschaft von Kanada blieben als weitere Spielorte bestehen.
Die Reihe Forum Expanded untersucht das Verhältnis des Kinos zu anderen Kunstformen. Sie wird unter der Leitung von Stefanie Schulte Strathaus kuratiert. Unter dem Programmtitel „To the Sound of the Closing Door“ wurden 2015 Arbeiten gezeigt, die sich den Augenblicken widmen, wenn Türen sich schließen und potenziell neue Möglichkeiten eröffnen: „Sie fragen, in welchen Momenten neue Projekte und Utopien entstehen können und wie historische Brüche und Umwälzungen Visionen von und Erwartungen an die Zukunft generieren.“[12]
Zur Eröffnung in der Akademie der Künste präsentierten die Palästinenser Lara Khaldi und Yazan Khalili ihre Performance Love Letters to a Union: The Falling Comrades.
Wie schon 2014 wurde auch im Jahr 2015 der „Think:Film Award“ an Arbeiten aus dem Programm des Forum-Expanded verliehen. Die Auszeichnung besteht in der Einladung zu Vorführungen in Berlin und Kairo und wird von der Allianz Kulturstiftung finanziert.
Die Sektion Perspektive Deutsches Kino fördert vielversprechende Regie-Talente. Sie zeigt Trends beim deutschen Film-Nachwuchs und eröffnet einen Blick auf die zukünftige Entwicklung des deutschen Kinos. Hierfür werden Spiel- und Dokumentarfilme des jüngsten Jahrgangs ab einer Länge von 20 Minuten ausgewählt. Die Auswahl nimmt die Kultur- und Theaterwissenschaftlerin Linda Söffker vor, die seit 2010 Leiterin der Sektion ist. Janna Ji Wonders wurde am Eröffnungsabend mit dem Made-in-Germany–Förderpreis Perspektive Deutsches Kino für junge Filmemacher ausgezeichnet.[13]
Ausgewählte Filme 2015
Bube Stur (Stubborn Boy) – Regie: Moritz Krämer; Produktion: Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin
Filme, die in den Wettbewerben Generation Kplus und Generation 14plus antreten, stehen in Zusammenhang mit der Erfahrungswelt von Kindern und Jugendlichen, sowohl inhaltlich als auch formal. Es werden zum einen Filme gezeigt, die sich ausdrücklich an Kinder- und Jugendliche richten. Zum anderen sind Filme im Programm, die in ihrer Zielgruppenansprache offen sind und sich für ein junges Publikum eignen. Die Jury dieser Sektion besteht aus elf Kindern zwischen 11 und 14 Jahren sowie sieben Jugendlichen zwischen 14 und 18 Jahren. Als Preise werden die Gläsernen Bären für die besten Lang- und Kurzfilme sowie die Preise der Internationalen Jury vergeben. Leiterin der Sektion Generation ist seit 2008 die gebürtige Neuseeländerin Maryanne Redpath.
Darüber hinaus waren in dieser Sektion drei weitere Spielfilme als Sondervorführungen sowie 19 Kurzfilme zu sehen.[14]
Von der Jugendjury wurde der schwedische Film Flocken (Flocking) von Beata Gårdeler mit dem Gläsernen Bären bedacht. Für den besten Kurzfilm erhielt Petros Silvestros für A Confession einen weiteren Gläsernen Bären.[15]
Seit 1977 werden in Zusammenarbeit mit der Deutschen Kinemathek filmhistorische Retrospektiven auf der Berlinale veranstaltet. 2015 wurden unter dem Titel Glorious Technicolor ca. 30 restaurierte Technicolor-Filme aus den Anfängen bis ins Jahr 1953 gezeigt, darunter sechs Produktionen aus Großbritannien. In Zusammenarbeit mit dem Museum of Modern Art und dem Österreichischen Filmmuseum wird die Filmreihe auch in Wien (April 2015) und New York (Sommer 2015) präsentiert.[17]
Daneben waren in der Reihe Berlinale Classics wieder neue Restaurierungen von Filmklassikern und wiederentdeckten Werke im Programm. Hierzu gehörten mit Varieté von Ewald André Dupont, Jahrgang 45 von Jürgen Böttcher und 9 Leben hat die Katze von Ula Stöckl im Jahr 2015 drei deutsche Filme.[18]
Eine Werkschau widmete sich im 65. Jahr der Berlinale als „Hommage“ dem Schaffen von Wim Wenders, der mit dem Goldenen Ehrenbären für sein Lebenswerk ausgezeichnet wurde.