Jan Balet (* 20. Juli 1913 in Bremen; † 31. Januar 2009 in Estavayer-le-Lac (Schweiz)) war ein deutsch-US-amerikanischer Maler, Zeichner und Illustrator. Beeinflusst von der Stilrichtung Naive Kunst arbeitete er vor allem als Grafiker und Illustrator von Kinderbüchern, daneben als Maler naiv-absurder Bilder mit die Komposition beherrschenden, flächig angelegten, meist männlichen Figuren in der Kleidung des Fin de Siècle vor Hintergründen, die trotz genauer perspektivischer Konstruktion unwirklich erscheinen (Peter Wiench, Allgemeines Künstlerlexikon).
Balet war Sohn deutsch-holländischer Eltern. Nach der Trennung seiner Eltern zog er 1916 als 3-Jähriger mit seiner Mutter, geborene Eggert, zu seinen Großeltern nach Langenargen an den Bodensee. Sein Großvater war Oberjustizrat Eduard Eggert, sein Onkel der Maler und Illustrator Benno Eggert. Im Hause seines Großvaters verkehrten damals viele bekannte Persönlichkeiten, unter anderem die Maler Hans Purrmann, Karl Caspar, Maria Caspar-Filser (Cousine seiner Mutter), der Schriftsteller Martin Andersen Nexø, der schwäbische Dichter Wilhelm Schussen sowie der elsässische Dichter und Schriftsteller Oskar Wöhrle, Balets Taufpate. 1920 verkaufte sein Großvater das Haus in Langenargen und sie zogen nach Friedrichshafen um.
Balet wurde 1920 in der Volksschule Friedrichshafen eingeschult. Nach dem Tod seines Großvaters 1926 wurde Balet, weil seine Mutter und seine Großmutter nicht mehr mit ihm zurechtkamen, in die Schule Schloss Salem geschickt. Der Aufenthalt dauerte nicht lange. Als 14-Jährigen schickten sie ihn 1927 nach München in das Hansa-Heim, ein streng katholisches Haus. Dort besuchte er tagsüber das Alte Realgymnasium in Schwabing. Balet verließ vor Abschluss der sechsten Klasse die Schule, um eine Lehre in einem Malerbetrieb in Bogenhausen zu machen, die er nach dem 2. Lehrjahr vorzeitig beendete.
Mit 17 Jahren zog er 1929 auf Einladung seines Vaters zu ihm nach Berlin und studierte an der Kunstgewerbeschule Ost am Schlesischen Bahnhof und lernte das Zeichnen. 1930 zog er wieder zurück zu seiner Mutter und seiner Großmutter, die zwischenzeitlich nach München umgezogen waren. Nach dem Rauswurf aus der Kunstgewerbeschule München wurde er 1932 in der Privatschule des Professors Ege untergebracht, einer Schule für Gebrauchsgrafik. Nebenher arbeitete Balet in einer Lithographieanstalt und für das Volkskunsthaus Wallach. Mit 19 Jahren mietete Balet sein erstes kleines Atelier, in dem er handkolorierte bayerische Trachten-Holzschnitte herstellte und erfolgreich verkaufte. Er schaffte 1934 die Aufnahmeprüfung auf die Akademie der Bildenden Künste München und lernte bei Olaf Gulbransson zeichnen.
1938 wurde er zum Militär eingezogen. Da sein Ahnenpass nicht vollständig vorlag, durfte er die Akademie der Bildenden Künste München nicht mehr besuchen. Balet emigrierte 1938 in die USA, ließ sich in New York nieder und verdiente seinen Unterhalt zunächst mit dem Bemalen von Bauernmöbeln, einen Winter als Skilehrer in Vermont und mit Gelegenheitsjobs als Werbegrafiker. Unter anderem malte er die Kantine des größten New Yorker Kaufhauses R. H. Macy aus. Er heiratete die junge Irin Bertha Quinn. 1940 wurde sein Sohn Peter geboren. Ab und zu machte Balet Zeichnungen für die Modezeitschrift Mademoiselle und trat dort 1943 die Nachfolge des Art Directors an. Über einen Agenten kam Balet an so viele Aufträge als Werbegrafiker, dass er seine Anstellung aufgab und sich selbständig machte. Er arbeitete im Auftrag der Radiostation CBS, für Zeitschriften wie Vogue, House and Garden, House Beautiful, Saturday Evening Post, Glamour, Good Housekeeping, This week und viele andere. Als 1945 der Krieg in Europa zu Ende war, erwarb Balet die amerikanische Staatsbürgerschaft. Sein Sohn war 5 Jahre alt, als seine Frau mit dem Buben zu ihren Eltern zog und Balet und seine Frau Bertha Quinn sich scheiden ließen. Balet pendelte zwischen seinem Atelier in New York und einem alten in den Dünen gelegenen Bootshaus in Montauk, Long Island, das er als Atelier umgebaut hatte. Er malte und zeichnete. Damals machte er auch sein erstes Kinderbuch Amos and the moon, das 1948 erschien. Als das Reisen nach Europa nach dem Krieg wieder möglich war, besuchte Balet das erste Mal seit seiner Auswanderung wieder seine Mutter und seine Großmutter in München und verbrachte anschließend zwei Monate in Paris. Der Aufenthalt in Paris war für seine künftige Arbeit sehr inspirierend. 1949 starb seine Großmutter im Alter von 93 Jahren. Seine Großmutter war ihm "der wichtigste und liebste Mensch" im Leben. Um diese Zeit lernte er das amerikanische Fotomodell Lisa Tallal kennen, das er zum Medizinstudium überredete. Balet verkaufte das Bootshaus und fand in Brookville, ebenfalls auf Long Island aber näher an New York, sein Traumhaus, ein altes Bauernhaus. Lisa und er heirateten nach ein paar Jahren. Balet kam kaum noch zum Malen, denn er musste mit Gebrauchsgrafik Geld verdienen, um den immer aufwendiger werdenden Lebensstil seiner Frau zu finanzieren. Auf ihren Reisen nach Europa und Mexiko fotografierte Balet viel, da zum Zeichnen nicht genügend Zeit war. Balet malte seinen Stil, obwohl damals in Amerika Abstrakt, Op-Art und Popart gefragt waren. 1963 starb seine Mutter, und er erbte das Haus in München. 1964 wurde er als ehemaliger Schüler des Olaf Gulbransson von der Stadt München eingeladen, im Pavillon Alter Botanischer Garten Stachus auszustellen. Ein Teil dieser Ausstellung bestand aus seinen gebrauchsgrafischen Arbeiten, seinen Kinderbüchern und Illustrationen, der andere Teil aus seinen Bildern. Die Bilder wurden nach guten Kritiken alle verkauft. Das bestärkte Balet, in seiner Art weiterzumalen.
1966 trennte sich Balet von seiner Fau Lisa und kehrte nach München zurück. Er fing wieder an, Bilderbücher zu machen und malte, um die auf Reisen gesammelten Eindrücke umzusetzen. Er arrangierte eigene Ausstellungen in München und verkaufte seine Bilder. 1973 siedelte er mit seiner damaligen Partnerin Claudia, die eigentlich Gerda C. Foth hieß, nach Frankreich in den Ort La Landelle in der Nähe von Paris. Er lebte nun in dem Land, das ihn schon immer am meisten inspiriert hatte. Er hatte zunehmenden Erfolg mit der Malerei und brauchte keine Gebrauchsgrafik mehr zu machen. 1976 erhielt Balet den Auftrag der Kunsthandlung Circle Fine Art Corporation, jährlich eine Anzahl Lithografien in der Schweiz zu machen. Der Kunsthändler arrangierte mehrere Ausstellungen dieser Lithografien in verschiedenen Ländern, zunächst im Rahmen einer großen Kunstausstellung in Paris. 1978 zogen Balet und seine Frau Claudia nach Estavayer-le-Lac am Neuenburger See in der Schweiz, um nicht so weit zum Lithografieren nach Zürich fahren zu müssen. Zufällig stammen seine Vorfahren väterlicherseits aus der Gegend, nämlich aus Grimisuat im Wallis. Dort heißt die halbe Einwohnerschaft Balet.
Personendaten | |
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NAME | Balet, Jan |
KURZBESCHREIBUNG | deutsch-US-amerikanischer Maler, Grafiker und Illustrator |
GEBURTSDATUM | 20. Juli 1913 |
GEBURTSORT | Bremen |
STERBEDATUM | 31. Januar 2009 |
STERBEORT | Estavayer-le-Lac |