Es handelt sich um schlanke Schlangen mit einem zylindrischen Körper, einem rundlichen und kaum vom Hals abgesetzten Kopf und kleinen Augen mit runder Pupille. Die Arten sind klein bis mittelgroß, meist werden Körperlängen unter einem Meter erreicht.[1] Die Körperschuppen (Scuta dorsalia) sind glatt. Kopfoberseits sind 9 vergrößerte, symmetrische Kopfschilde vorhanden. Die Körperfärbung variiert je nach Art oder auch innerhalb einer Art. Meist zeichnen sich der Körper durch markante, alternierende Ringe aus. Dreifarbige Arten sind schwarz, rot und hell (weiß, cremefarben oder gelb) gezeichnet. Zweifarbige Arten können beispielsweise schwarz oder braun mit hellen gelblichen, weißen oder orangen Bändern gefärbt sein. Die Ringe umgeben den gesamten Körper einschließlich der Bauchseite.[2][3]
Die Gattung verfügt über einen Giftapparat aus modifizierten Speicheldrüsen, die ein Giftsekret produzieren und mit Giftzähnen in Verbindung stehen. Diese sind feststehende, leicht verlängerte Fangzähne im vorderen Oberkiefer (proteroglyphe Zahnstellung) mit einem geschlossenen Giftkanal zur Verabreichung des Giftsekrets.[2]
Micrurus-Arten besitzen ein hochwirksames Neurotoxin mit postsynaptischer Wirkung, außerdem ist bei den meisten Arten ein Myotoxin nachweisbar, das das Muskelgewebe angreift[4]. Giftbisse können beim Menschen zu ernsthaften Vergiftungen führen, jedoch kommt es selten zu Bissunfällen und im Falle vieler Arten liegen keine klinischen Angaben zur Wirkung beim Menschen vor.[2] In Südamerika sind nur 0,9 %[4] aller Bissunfälle auf Micrurus-Arten zurückzuführen. In Nordamerika sind es dagegen 2 %. Korallenottern sind nicht sehr aggressiv. Sie beißen nur zu, wenn man sie reizt oder greift. Es sind mittlerweile mehrere hochwirksame Antivenine verfügbar und bei adäquater Therapie sind Todesfälle selten.
Korallenottern führen oftmals eine weitestgehend verborgene und bodenbewohnende sowie teils grabende Lebensweise. Sie sind insbesondere zur Dämmerung, aber auch in der Nacht aktiv und gehen in der Laubstreu des Waldbodens auf Beutesuche. Tagaktive Arten bevorzugen Lebensräume mit viel Deckung. Zum Beutespektrum können bodenbewohnende Schlangenarten, Skinke, Schleichenlurche und Kiemenschlitzaale zählen. Die Beute wird durch einen Giftbiss immobilisiert. Die Fortpflanzung erfolgt eierlegend (Oviparie). Von vielen Arten ist ein Abwehrverhalten bekannt, bei dem der Schwanz aufwärts gerichtet, gekringelt und bewegt wird, was vermutlich die Aufmerksamkeit von Fressfeinden vom Kopf ablenken soll. Beim Hantieren neigen die Arten dazu, rasch zuzubeißen.[2][3]
Es gibt in vielen Gebieten ungiftige Schlangenarten, die giftigen Korallenottern der jeweiligen Region ähneln. Dies kann der Abschreckung von Fressfeinden dienen (Bates’sche Mimikry). Beispiele sind Micrurus fulvius und Lampropeltis elapsoides (südöstliche USA) oder Micrurus mipartitus und Pliocercus euryzonus (Zentralamerika). In den USA gibt es verschiedene Eselsbrücken zur Unterscheidung der giftigen Arten und ihrer harmlosen Nachahmer. Ein weit verbreiteter Reim besagt „red touch yellow, kill a fellow; red touch black, venom lack“.[5] Dieser und zahlreiche andere Reime treffen jedoch hauptsächlich auf nordamerikanische Micrurus-Arten zu, in Lateinamerika gibt es etliche Arten, auf die er nicht angewandt werden kann.
Weiterhin erfüllt die Zeichnung von Korallenottern auch einen tarnenden Zweck. Die Abfolge der hellen und dunklen Ringe führt bei schneller Bewegung der Tiere dazu, dass sich die Umrisse für einen Betrachter auflösen, was der Korallenotter eine Fluchtmöglichkeit schaffen kann.[3]
Reptile Database führt derzeit (Stand: April 2024) 83 Arten innerhalb der Gattung Micrurus. Der Status mehrerer Arten und Unterarten ist dabei unsicher:[6]
↑Mebs, Dietrich (2010): Gifttiere - Ein Handbuch für Biologen, Toxikologen, Ärzte und Apotheker, Wissenschaftl. Verl. Gesellschaft, Stuttgart, 3. Aufl.
↑ abcdTwan Leenders: Reptiles of Costa Rica, Cornell University Press, Ithaca & London, 2019, ISBN 978-0-9894408-4-4.
↑ abcMattison: Enzyklopädie der Schlangen, BLV, München, 2007
↑ abMark O’Shea: Giftschlangen. Alle Arten der Welt in ihren Lebensräumen. Franckh-Kosmos Verlag, 2006, ISBN 3-440-10619-5.
↑Dixon & Werler: Texas Snakes; A Field Guide, University of Texas Press, 2005.