Die Lockheed P-3 Orion ist ein viermotoriges propellergetriebenes Flugzeug, das weltweit als Seefernaufklärer und U-Jagd-Flugzeug eingesetzt wird. Die P-3 Orion ist eine militärische Ableitung der Zivilmaschine Lockheed L-188 Electra (Erstflug 6. Dezember 1957).
Der Erstflug war am 25. November 1959. Die Orion wurde 1962 als P-3 in den Streitkräften der USA in Dienst gestellt. Die ursprünglichen Baureihen wurden ab 1979 durch die P-3C abgelöst, deren letztes Exemplar 1990 gebaut wurde. In den USA wurden die P-3 Orion in ihrer primären Rolle zwischen 2010 und 2019 durch die P-8 Poseidon von Boeing, einer Militärversion der B-737-800, ersetzt. Der letzte Nutzer war die auf der Naval Air Station Whidbey Island stationierte Patrouillenstaffel VP 40. Lediglich eine auf der Marine Corps Base Hawaii stationierte US-Navy Staffel für spezielle Projekte nutzt die P-3C noch.[1]
Auch die US-Meteorologiebehörde National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) setzt noch zwei P-3 in der Version WP-3D ein, die speziell für die Aufnahme und Auswertung von meteorologischen Daten ausgerüstet wurden. Am 1. April 2001 musste eine EP-3E Aries II, ein SIGINT-Aufklärer der US Navy, auf der Insel Hainan in China notlanden, nachdem er mit einem chinesischen Kampfflugzeug vom Typ Shenyang J-8 kollidiert war.
Daneben stehen P-3 verschiedener Varianten weiterhin bei einer Reihe von Exportkunden im aktiven Dienst.[2] Nachdem die Niederlande ihre Exemplare bereits Mitte der 2000er Jahre an Deutschland und Portugal abgaben, beschleunigte sich die Außerdienststellung zu Beginn der 2020er Jahre, zunächst in Spanien und Neuseeland.
Bei der Deutschen Marine setzt sich die Besatzung üblicherweise aus elf Mitgliedern zusammen. Besatzungsmitglieder wechseln sich an den gewölbten Ausgucken ab. Dies sind:
Kommandant /Pilot (Aircraft Commander or Patrol Plane Commander, kurz „PPC“)
Copilot (kurz „2P“)
Bordingenieur (Flight Engineer, kurz „FE“)
Bordelektroniker (In-Flight Technician, kurz „IFT“)
P-3A Aerostar: sechs als Löschflugzeuge umgebaute P-3A der Firma Aero Union
P-3B: U-Jagd-Flugzeug, 144 gebaut, hatte stärkere Motoren
EP-3B: zwei zur elektronischen Aufklärung modifizierte P-3B
P-3B Aerostar: eine als Löschflugzeug umgebaute P-3B der Firma Aero Union
P-3BR: alternative Bezeichnung für die P-3AM für die neun von EADS für die FAB modifizierten P-3A
P-3CK: acht für Südkorea modifizierte P-3B
P-3C: U-Jagd-Flugzeug, 267 ab 1968 gebaut
P-3C CUP: 13 niederländische P-3C Update II.5, die eine neue Datenverarbeitungsanlage, ein neues Radar, einen neuen Akustikprozessor sowie eine neue ESM-Ausrüstung und SATCOM erhielten. 2006 nach Modifizierung an Deutschland (8) und Portugal (5) verkauft.
P-3C Update I: 31 P-3C mit neuer Avionik, die ab Januar 1975 gebaut wurden
P-3C Update II: 44 P-3C mit Infrarot-Ortungs- und Sonarbojen-Referenzsystem, die ab August 1977 gebaut wurden
P-3C Update II.5: 24 Flugzeuge, die 1981 gebaut wurden; sie erhielten verbesserte Navigations- und Kommunikationssysteme
P-3C Update III: 50 P-3C, die ab Mai 1984 gebaut wurden; sie erhielten einen neuen Akustikprozessor, Sonarbojenempfänger und ein verbessertes Hilfstriebwerk
P-3C Update IV: Version mit besseren Systemen für elektronische Maßnahmen, zusätzlichem Suchradar und Sensoren zur Ortung leiserer U-Boote
EP-3C: japanische Version der P-3C von Kawasaki zur elektronischen Aufklärung
NP-3C: eine zum Testflugzeug umgebaute P-3C
RP-3C: zum Forschungsflugzeug modifizierte P-3C
UP-3C: zwei von Kawasaki umgebaute Transportflugzeuge
RP-3D: ein zur atmosphärischen Datenerfassung umgebaute P-3C
WP-3D: zwei für die National Oceanic and Atmospheric Administration umgerüstete P-3A zur Wetteraufklärung
EP-3E: Aries: zwölf Maschinen zur elektronischen Aufklärung
EP-3E: Aries II: zwölf P-3C mit der Ausrüstung der EP-3B
NP-3E: Testflugzeuge
P-3F: sechs P-3C mit Luftbetankungsausrüstung für den Iran
P-3G: zunächst die Bezeichnung für eine stark modifizierte P-3, 1989 in P-7A umbenannt. Der Auftrag über zwei Prototypen und 123 Serienflugzeuge wurde 1990 gestrichen.
P-3H: vorgeschlagene Ersatzversion für die gestrichene P-7A
P-3K2: von L-3 mit Untervergabe an Safe Air (Blenheim, NZ) systemseitig modernisierte P-3K (Glas-Cockpit, neues Navigationssystem, neue Einsatz- und Kommunikationssysteme)
VP-3T: eine P-3A, die für die thailändische Marine zum VIP Transportflugzeug modifiziert wurde
P-3W: 20 P-3C-II der australischen Luftwaffe mit australischem Barra-Sonarbojensystem, zu AP-3C modifiziert, drei P-3B wurden zu TAP-3 zur Pilotenschulung umgebaut
P-3AEW&C: Frühwarnflugzeug der US-Zollbehörde, Luftraumüberwachungs-Radar zur Bekämpfung des Drogenschmuggels. Erstflug 14. Juni 1984.
CP-140 Aurora: 18 modifizierte P-3C mit den U-Jagd-Systemen der Lockheed S-3 für die Royal Canadian Air Force. Zehn davon sollen für 156 Mio. Dollar im ALSEP (Aircraft Service Life Extension Program) für weitere 20–25 Jahre Lebensdauer modernisiert werden.
CP-140A Arcturus: drei kanadische Maschinen ohne U-Jagd-Ausrüstung zur Fischereiüberwachung
Schon 1985 gab es eine Studie unter dem Titel Maritime Patrol Aircraft für die 90er Jahre (MPA 90), die den Ersatz der Breguet Atlantic durch die P3C Update 4 zum Ziel hatte. Die Studie wurde von den Firmen Lockheed California Company und dem MBB-Unternehmensbereich Transport- und Verkehrsflugzeuge (heute Airbus Deutschland, Standorte Hamburg und Bremen) gemeinsam mit dem BWB durchgeführt.
1997 bot Lockheed Martin Deutschland und Italien eine „Orion 2000“ oder „P-3CPlus“ als Ersatz für die Breguet Atlantic BR 1150 an. Beide Länder etablierten ein Management-Team beim Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung in Koblenz und unterzeichneten am 21. Oktober 1999 ein MPA Definition MoU. Zwischen 2007 und 2015 sollte Deutschland zehn Flugzeuge erhalten, Italien 14. Am 26. Juli 2002 bot Lockheed Martin eine P-3C mit überarbeiteten Tragflächen, Allison-T56-Triebwerken und moderner Avionik an. Das Programm wurde jedoch gestoppt. 2003 schließlich boten die Niederlande ihre P-3C Update II.5 zum Kauf an, die 1982 bis 1984 geliefert worden waren. Am 31. Oktober desselben Jahres unterzeichneten beide Länder eine Absichtserklärung über den Verkauf von zehn Flugzeugen. Später wurde entschieden, dass Deutschland acht Flugzeuge erhalten sollte und Portugal die restlichen fünf. Der am 15. November 2004 unterzeichnete Vertrag sah für Deutschland die Lieferung von acht P-3C, Ersatzteilen, Flugsimulator und sonstigem Material zu einem Preis von 271 Millionen Euro vor. Für weitere 24 Millionen Euro bildeten die niederländischen Streitkräfte das Boden- und Flugpersonal des Marinefliegergeschwaders 3 (MFG 3) Graf Zeppelin aus Nordholz auf dem Fliegerhorst Valkenburg in den Niederlanden aus. Zwanzig Jahre lang sollen die Aufklärungsflugzeuge für die Deutsche Marine die weiträumige Seeraumüberwachung und Aufklärung über sowie unter Wasser übernehmen. Die Deutsche Marine erhielt am 18. Mai 2006 offiziell die erste P-3C.
Laut Angaben des Spiegel betrugen die Beschaffungskosten 441,52 Millionen Euro; bis 2014 wurden für Grundüberholungen und Wartungsarbeiten zusätzliche 573,3 Millionen Euro ausgegeben. Trotzdem waren Ende Januar 2015 nur drei der acht P-3C einsatzbereit.[7]
Ende 2016 meldete das Magazin Der Spiegel, dass mit Stichtag 30. September 2016 keines der Flugzeuge einsatzbereit gewesen sei und dass eine der Maschinen in 10 Jahren gerade einmal zweieinhalb Flugstunden absolviert habe.
Laut Presseerklärung des Verteidigungsministerium wurden im Juni 2020 die Arbeiten gestoppt. Grund hierfür seien die nicht mehr kalkulierbaren Gesamtkosten.[8] Ab dem 8. Januar 2021 war für mindestens mehrere Wochen kein einziges Flugzeug mehr einsatzbereit.[9] Nach der Beendigung der Modernisierung der Flugzeuge im Jahr 2020 beschloss das Verteidigungsministerium 2021 als Interimslösung die Beschaffung von fünf Boeing P-8A Poseidon. Diese sollen ab 2025 dem Marinefliegergeschwader 3 unterstellt werden und bis zur Verfügbarkeit des deutsch-französischen Kooperationsvorhabens Maritime Airborne Warfare System (MAWS) bis 2035 im Einsatz sein.[10]
Die deutsche Marine setzt die P-3C unter anderem bei der EU-Mission Atalanta vor der Küste Somalias ein, dabei sind die Maschinen mit ihren Besatzungen in Dschibuti stationiert.[7]
4 × LAU-117A-Startschienenträger für je 1 × Raytheon AGM-65A/B/E/F „Maverick“ – fernseh-, laser- oder infrarotgesteuerter Lenkflugkörper gegen Schiffe oder Panzer