Der Postbeamtensohn[2] Oswald Mathias Ungers besuchte die Schule von 1932 bis 1945 in Mayen. Kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Ungers zum Militär eingezogen und am Kriegsende gefangen genommen.[3] Nach seiner Freilassung machte er 1946 am Megina-Gymnasium das Abitur und studierte von 1947 bis 1950 an der Technischen Hochschule Karlsruhe bei Egon Eiermann Architektur. Nach erfolgreichem Abschluss als Diplom-Ingenieur im Jahr 1950 arbeitete Ungers als Architekt zunächst mit Helmut Goldschmidt zusammen und gründete dann Architekturbüros in Köln (1950), Berlin (1964), Frankfurt am Main (1974) und Karlsruhe (1983) sowie New York.
Ungers war verheiratet mit der Diplom-Kauffrau Liselotte Ungers, geborene Gabler. Aus der Ehe gingen ein Sohn, Simon Ungers (1957–2006), der selbst erfolgreicher Architekt wurde, und die Töchter Sibylle (1960) sowie Sophie (1962) hervor.
Ungers starb im Alter von 81 Jahren an den Folgen einer Lungenentzündung. Er wurde am 11. Oktober 2007 auf dem Kölner Friedhof Melaten bestattet.[5]
Ungers Einfluss auf das Architekturgeschehen hat mit seinen ikonenartigen Gebäuden zu tun, die jeweils eine klar formulierten Antwort auf den bestehenden Kontext geben. An Wettbewerben, so sein Diktum, nimmt man nicht einfach teil, sondern sollte „ein Statement abgeben.“[6] Seine Bauten zeichnen sich durch strenge geometrischeGestaltungsraster aus. Grundlegende gestalterische Elemente seiner Architektur sind elementare Formen wie Quadrat, Kreis bzw. Kubus und Kugel, die Ungers in seinen Entwürfen variierte und transformierte. Dies wird auch in der Fassadengestaltung sichtbar. Als Architekturtheoretiker und Hochschullehrer entwickelte Ungers das, was seine Kritiker den „Quadratismus“, seine Bewunderer den „deutschen Rationalismus“ nannten. Er griff dabei zurück auf die Lehre Jean-Nicolas-Louis Durands, der 1820 seine Musterbücher mit geometrischen Urtypen für „jedes x-beliebige Bauwerk“ publiziert hatte.[7]
Ungers berief sich in seiner Formensprache explizit auf elementare und vom jeweiligen Zeitgeschmack unabhängige Gestaltungsmittel der Architektur. Seine historischen Vorbilder in der Architekturgeschichte kommen hauptsächlich aus der römisch-griechischen Antike. Sein Werk wurde daher aber auch gelegentlich als formalistisch kritisiert. Im Zusammenhang mit seiner Bebauung auf dem Messegelände Frankfurt wurde oft von einer „neuen Klarheit“ gesprochen. Wie kaum ein anderer Architekt ist Ungers seiner einmal gewählten Formensprache über Jahrzehnte treu geblieben. Er zählte zu den maßgeblichen Theoretikern der Zweiten Moderne.
Ungers Archiv für Architekturwissenschaft enthält seine Architekturbibliothek, mit deren Aufbau er in den 1950er Jahren begann, sowie den gesamten künstlerischen Nachlass des Architekten.[25] Schwerpunkte der Bibliothek bilden Architekturtraktate, Werke zur Entstehung und Weiterentwicklung der Perspektive sowie Publikationen zur Farbenlehre. Die Bibliothek enthält unter anderem VitruvsDe Architectura Libri Decem in einer Ausgabe von 1495 sowie seltene Ausgaben wie das Staatliche Bauhaus in Weimar 1919–1923 und Veröffentlichungen der russischen Avantgarde, zum Beispiel Von zwei Quadraten des Architekten El Lissitzky. Untergebracht ist sie zusammen mit seinem Nachlass im Bibliothekskubus von Ungers denkmalgeschütztem Haus in der Belvederestraße 60, Köln-Müngersdorf und steht der wissenschaftlichen Öffentlichkeit für Forschungsarbeiten zur Verfügung.
Ebenfalls Bestandteil des Archivs für Architekturwissenschaft sind die Modelle von historischen Architekturikonen, die der Diplom-Designer und ArchitekturmodellbauerBernd Grimm in Zusammenarbeit mit dem Architekten angefertigt hat. Ungers Ziel war es, eine „dreidimensionale Sammlung“ historisch bedeutsamer Gebäude zu erstellen.[26] Die Modelle sind in weißem Alabastergips ausgeführt und haben eine Unterkonstruktion aus Holz.
1999: O. M. Ungers. Zeiträume. Architektur. Kontext, Wallraf-Richartz-Museum (Köln).[28]
27. Oktober 2006 bis 7. Januar 2007: Werkschau mit dem Titel O. M. Ungers. Kosmos der Architektur in der Neuen Nationalgalerie zu Berlin Dabei wurden neben einer Auswahl seiner Projekte auch Beispiele aus seinen Sammlungen (Kunst, Bücher, Modelle) gezeigt.
Kenneth Frampton (preface), Gerardo Brown-Manrique (Introduction): O. M. Ungers: Work in Progress 1976–1980. Ausstellungskatalog Nr. 6, IAUS. Rizzoli, New York 1981.
Ungers, Oswald M. In: Walter Habel (Hrsg.): Wer ist wer? Das deutsche Who’s who. 24. Ausgabe. Schmidt-Römhild, Lübeck 1985, ISBN 3-7950-2005-0, S. 1272.
Oswald Mathias Ungers. Architektur 1951–1990. Mit einem Beitrag von Fritz Neumeyer, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1991, ISBN 3-421-03010-3.
„Berliner Vorlesungen“ (1964–1965), in: Arch+ 179 (Juli 2006), Sonderausgabe zum 80. Geburtstag von Oswald Mathias Ungers, in Zusammenarbeit mit dem Ungers Archiv für Architekturwissenschaft (UAA), bearbeitet von Nikolaus Kuhnert, Anh-Linh Ngo, Stephan Becker, Martin Luce, Gregor Harbusch; Arch+ Verlag, Aachen 2006. Neuausgabe im Dezember 2010,[31]ISBN 978-3-931435-08-0. Onlineausgabe mit Inhaltsverzeichnis und kurzen Leseproben
Arch+ 181/182: „Lernen von O.M. Ungers“. Zu den Vorlesungen ergänzende Werksammlung ergibt einen Überblick zu Ungers Lehrauffassung. Onlineausgabe
Jasper Cepl: Oswald Mathias Ungers – Eine intellektuelle Biografie. Köln 2007, ISBN 978-3-86560-158-2.
↑Die Villa Steimel liegt in Trümmern. In: general-anzeiger-bonn.de vom 16. März 2017. Eine Ecke blieb jedoch stehen, weil sich ein Baubeamter eingemischt hatte. Die Einstufung als Baudenkmal durch das Denkmalamt des Landes NRW zog sich zu lange hin, weil zuerst eine „genaue gerichtsfeste Begründung“ verlangt worden war.
↑Nikolaus Bernau: Die Machtfrage gestellt. In: Berliner Zeitung, 23. März 2017, S. 21.
↑Stephan Becker, Gregor Harbusch: Ein letzter Blick auf ein Stück gebaute Utopie., In: Webseite urbanophil.net, „Netzwerk für urbane Kultur e. V.“, 23. Februar 2011, abgerufen am 7. Juli 2023.
↑frankfurt.de – Chronik des Nordends (abgerufen am 27. April 2014)
↑The Residence of the German Ambassador. German Information Center USA Embassy of the Federal Republic of Germany, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 2. Mai 2014; abgerufen am 24. September 2022 (englisch).
↑The Residence of the German Ambassador Washington, DC. 1. Auflage. German Information Center USA Embassy of the Federal Republic of Germany, Februar 2013 (englisch, archive.org [PDF; 1,8MB; abgerufen am 24. September 2022]).
↑Cornelia Escher, Lars Fischer (Hrsg.): Negotiating UNgers: The Aesthetics of Sustainability, the Solar House. common books, Brüssel/New York 2020, ISBN 978-0-9882906-2-4.