Stefan Szczesny wurde in München als Sohn der Dramaturgin Martha Meuffels und des Philosophen und Schriftstellers Gerhard Szczesny geboren. Seine Schwester ist die Schriftstellerin Claudia Szczesny-Friedmann. Von der eher analytisch-nüchternen Ausprägung des elterlichen Haushalts wandte sich Szczesny in seinen Jugendjahren ab, um sich zunächst der Musik, dann der Malerei zuzuwenden, die ihm jeweils als unmittelbarere Kommunikationsmittel erschienen. In seinem Vorhaben, Künstler zu werden, wurde er nicht zuletzt vom Philosophen Ludwig Marcuse, einem Freund seines Vaters, unterstützt.[1]
Nach Grundschule und Gymnasium besuchte er von 1967 bis 1969 eine private Schule für freie und angewandte Kunst in München, bevor er sein Studium an der Akademie der Bildenden Künste München und ein Gaststudium der Kunstgeschichte und Philosophie an der Universität München aufnahm. Während seiner Studienzeit arbeitete Stefan Szczesny als archäologischer Zeichner an der Universität und als freier Kunstkritiker für die Münchner Abendzeitung.[1]
Unter dem Einfluss seines Lehrers Günther Fruhtrunk tendierte Szczesny zunächst zur abstrakten Malerei.[1] Insbesondere beschäftigte sich Szczesny zu dieser Zeit mit den Arbeiten Piet Mondrians, Barnett Newmans und Ad Reinhardts. Ein Aufenthalt als DAAD-Stipendiat 1975/76 in Paris und vor allem die Auseinandersetzung dort mit dem Werk von Auguste Delacroix stellte einen Wendepunkt dar, der die schrittweise Rückkehr Szczesnys zur figürlichen Malerei bedeutete.[2] Diese Entwicklung wurde später (1980) bestärkt durch einen Gastaufenthalt an der Villa Romana in Florenz, wo sich Szczesny intensiv mit der italienischen Renaissance befasste.
Die Rückkehr zur figürlichen Malerei bedeutete für Szczesny vor allem die Umsetzung einer Kunst, die „die Bindung an das Leben sucht“.[3] Szczesny äußerte sich 1985 hierzu folgendermaßen: „Es ist … ein Unterschied, ob man beim Malen an Kugel, Kegel und Zylinder oder an eine schöne Frau denkt. Das sind doch einfach große Unterschiede. Und das Ausgangsmaterial, die gegenständliche Assoziation, ob es sich nun um eine Landschaft oder einen Menschen handelt, halte ich als zusätzliches Element ganz wichtig, um nicht im Formalismus zu ersticken.“[4]
1974 heiratete er Mechthild Moldenhauer. Während seines Paris-Aufenthalts als DAAD-Stipendiat wurde 1975 sein erster Sohn David geboren. 1979 kam Tochter Sarah zur Welt.
1980er Jahre: Ausstellung Rundschau Deutschland / Neue Wilde
1981 zog Szczesny nach Köln und organisierte mit dem dänischen Künstler Troels Wörsel die Ausstellung Rundschau Deutschland, die zunächst in München und später in Köln im Rahmenprogramm der von Kasper König kuratierten Westkunst gezeigt wurde. Ausgestellt wurden Werke einer jungen Generation figurativer Maler, die später als „Neue Wilde“ bezeichnet wurden und die einen besonders impulsiven Stil praktizierten. Szczesny wurde durch seine Publikationen und Gruppenausstellungen zu einem Protagonisten der neuen Malerei, die sich zu einer internationalen Bewegung unter den Namen „New Image Painting“, „figuration libre“, „Neoexpressionismus“ formiert. Das im gleichen Jahr erschienene Buch „Hunger nach Bildern“ von Wolfgang Max Faust und Gerd de Vries trug diesem wieder aufgelebten Interesse an der neuen figurativen Kunst Rechnung.[5]
1982/83 war er Stipendiat der Deutschen Akademie Rom Villa Massimo, wo er sich eingehend mit der römischen Antike befasste, was sich in einer Serie „römischer Bilder“ niederschlug und im Jahr 1984 zu einer Ausstellung fünf großformatiger von Ovids Metamorphosen inspirierten Leinwandarbeiten in der Glyptothek in München führte.[6]
Von 1984 bis 1988 war Szczesny Herausgeber der Zeitschrift Malerei. Painting. Peinture. 1988 zeigte das Landesmuseum in Bonn unter der Leitung von Klaus Honnef die erste retrospektive Werkschau Szczesnys.[7] Im Jahr 1989 publizierte er als Herausgeber das Buch „Maler über Malerei“, in dem (in Essay- und Gesprächsform) Äußerungen verschiedener zeitgenössischer figürlicher Maler zu ihrer Malpraxis gesammelt sind.[8]
Stefan Szczesny war Mitglied des Deutschen Künstlerbundes, an dessen Jahresausstellungen er zwischen 1980 und 1985 teilnahm.[9]
1990er Jahre: Karibik, New York und Südfrankreich, die „Szczesny Factory“ und erste Architekturprojekte
Nach verschiedenen prägenden Aufenthalten im Mittelmeerraum in den 80er Jahren bereiste Szczesny 1990 erstmals die Karibik, die sich forthin als weiterer wichtiger Bezugspunkt seiner Arbeit herauskristallisierte, was sich konkret u. a. in Bilderserien wie den „Jamaica“ oder „Mustique“ Gemälden zeigt.[10] Auch auf der Insel St. Lucia entstanden in diesen Jahren wichtige Arbeiten.
In den Jahren 1991 und 1992 widmete sich Szczesny verstärkt auch dem Theater. Nach ersten Schritten in diese Richtung in den 80ern (er hatte bereits Bühnenbilder für eine „Faust“ Inszenierung in München geschaffen), übernahm er nun für die Inszenierung der Oper „Dunkles Haus“ von Robert HP Platz an der Bayerischen Staatsoper die künstlerische Gesamtgestaltung und verantwortete die künstlerische Ausstattung für eine Inszenierung von Schillers „Kabale und Liebe“ unter der Regie von Gert Pfafferodt.[11]
1994 bezog der Künstler ein Atelier in New York, wo er seine zweite Frau Eva Klein kennenlernte und bis 2001 jeweils den größten Teil des Jahres verbrachte. Der Mittelmeerraum blieb Szczesny aber auch in diesen Jahren ein steter Bezugspunkt. Nachdem er sich bereits 1993 zusammen mit Elvira Bach einige Zeit auf Sizilien aufgehalten hatte, um sich dort an dem Kunstprojekt Fiunara d’Arte zu beteiligen, verbrachte er in der zweiten Hälfte der 90er die Sommermonate zumeist in Ramatuelle, wo er zahlreiche Werke en plein air schuf.[12]
Die Erfahrung der New Yorker Kunstszene veranlassten ihn im Jahr 1996, die „Szczesny Factory“ zu gründen, der auch ein eigener Verlag angeschlossen ist. Ursprünglich in Köln gegründet, befindet sich die „Szczesny Factory“ inzwischen in Berlin. Die „Factory“ ist eine GmbH, die dem Künstler ermöglicht, in Zusammenarbeit mit verschiedensten Firmen größere Kunstprojekte umzusetzen.
In diesen Jahren befasste sich Szczesny mehr und mehr mit Architekturprojekten. Bereits 1985 hatte Szczesny angemerkt: „Die Anordnung von Bildern in den heutigen modernen Museen kann doch nicht alles sein. Malerei und Architektur müssen wieder eine Einheit werden.“[13] Vorbild waren ihm die großen Künstler der Renaissance, die nicht nur als Maler und Bildhauer, sondern eben auch als Architekten wirkten. Ein erstes Projekt dieser Art war etwa die Umsetzung eines großflächigen Deckengemäldes im Lindencorso in Berlin. Ab 1998 folgte die künstlerische Gestaltung des Kempinski Hotels Bahía in Estepona.[14]
Nach mehreren Aufenthalten auf der Karibikinsel Mustique heiratete er 1999 ebendort Eva Klein. Mit ihr hat er zwei Söhne, Felix (geb. 1997) und Anton (geb. 2000).
Im Jahr 2000 gestaltete Szczesny im Auftrag des WWF eine aus großformatigen Keramikwandbildern bestehende „Weltkarte des Lebens“ für die Weltausstellung Expo 2000 in Hannover. Thematisch eine Auseinandersetzung mit der WWF „Global 200“ Liste zu schützender Ökoregionen umfasste das Projekt zwölf Keramikwandbilder mit Maßen von je 330 × 830 cm, die den WWF Pavillon wie spanische Wände einfassten.[15] Heute ist das Werk in Mettlach/Saarland im Park am Stammsitz von Villeroy & Boch zu sehen.[16]
2001 zog Szczesny mit seiner Familie nach Saint-Tropez, wo er seither lebt. Nach einem knapp einjährigen Arbeitsaufenthalt in Sevilla 2001/2 wurde 2002 ein erster Film über Leben und Werk Szczesnys („Szczesny – The film“) vom Regisseur Curt Faudon im Rahmen der Filmfestspiele in Cannes uraufgeführt.
Seine Arbeit an Architekturprojekten setzte er in diesen Jahren fort, etwa im Rahmen der künstlerischen Ausgestaltung großer Bauprojekte in Südfrankreich. Dieser Tätigkeit verwandt war ein großes Kunstprojekt, das der Künstler nach zwei Jahren Vorarbeit 2007 umsetzte und das unter dem Titel „Ein Traum vom irdischen Paradies“ die Gestaltung der Insel Mainau zu einem Gesamtkunstwerk beinhaltete. Dieses Gesamtkunstwerk umfasste neben Keramiken, Skulpturen und als Bilder angelegten Blumenarrangements auch ein Luftschiff des Typs Zeppelin NT, das mit zwei Frauenakten nach Szczesnys Vorgaben beklebt worden war.[17]
Künstlerische Schwerpunkte bildeten in diesen Jahren die Arbeit an großen Stahlskulpturen, den sogenannten „Schattenskulpturen“, und in den Jahren 2008 bis 2013 die Arbeit an einer Reihe „goldener Bilder“, die mit einer Serie großformatiger Leinwandarbeiten, die als Hommage an Lucas Cranach den Älteren konzipiert war und im gleichen Jahr in einer Ausstellung auf Schloss Sigmaringen gezeigt wurde, ihren vorläufigen Abschluss fand.[18] Diese Serie stellte gleichzeitig eine erste Rückkehr zur großformatigen Malerei dar, die ihm auch durch ein großzügig angelegtes Atelier in Saint-Tropez, das 2011 fertiggestellt worden war, ermöglicht wurde.
2014 wird Szczesnys Werk in einer Retrospektive im Papstpalast in Avignon gezeigt. Kuratiert wurde diese Ausstellung von Frédéric Ballester, dem Direktor des Centre d’art La Malmaison in Cannes. Szczesny betonte mehrfach, dass ihm hiermit ein Wunsch in Erfüllung gegangen sei, den er seit den Picasso-Ausstellungen in den 1970er Jahren ebendort hegte. Für diese Retrospektive gestaltete Szczesny u. a. seine bislang größte Skulptur, eine ca. 6,5 m hohe Konstruktion aus Edelstahl, die einen Baum des Lebens darstellt.[19]
2017: Skulpturausstellung auf der Citadelle von Saint-Tropez
Auf Einladung der Stadt Saint-Tropez war 2017 eine große Skulpturenausstellung zur Retrospektive 2005–2017 auf der Citadelle von Saint-Tropez zu sehen.
Im mittelalterlichen Dorf von Les Baux-de-Provence stellte Szczesny circa 30 seiner monumentalen „Schattenskulpturen“ aus, sowie Glasskulpturen aus Murano, Keramik und Porträts.
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Die Szczesny Art Foundation Saint-Tropez ist eine gemeinnützige und nach französischem Recht anerkannte Stiftung mit Sitz in Saint-Tropez. Die Stiftung bemüht sich um die Vermittlung, Erhaltung und Erforschung des Werkes von Stefan Szczesny.
Seit 2011 tritt Szczesny als Markenbotschafter für den Automobilhersteller Jaguar auf. Diese Kollaboration führte zu mehreren gemeinsamen Kunstprojekten, darunter eine Wanderausstellung Szczesnys „Schattenskulpturen“ in St. Moritz, auf Sylt und in Saint-Tropez 2011 und eine Ausstellung von Bildern, Keramiken und Skulpturen im Frankfurter Palmengarten im Jahr 2012.
1981: Doris Schmidt, „Die zornigen Dreißigjährigen“ (zur Rundschau Deutschland), Süddeutsche Zeitung vom 14./15. März 1981
1981: Helmut Schneider, „Pubertierende Malerei“ (zur Rundschau Deutschland), Die Zeit vom 20. März 1981
1981: Wolfgang Max Faust, „'Du hast keine Chance. Nutze Sie!' With it and against it. Tendencies in recent German art“, in Artforum International, September 1981
1984: Stephan Schmidt-Wulffen, „Erotisches Spiel mit dem Schattenmann“, art 8/1984
1985: Hanns Theodor Flemming, „Szczesny: Badende“, Weltkunst 12 (Juni 1985)
1992: Donald Kuspit, „Stefan Szczesny – DuMont Hall“, Artforum 11/1992
↑ abcDonald Kuspit: Szczesny, DuMont, Köln 1995, S. 280
↑Andreas Lück (Hrsg.): Szczesny – Insel Mainau: Ein Traum vom irdischen Paradies, Prestel, München 2007, S. 12 (Einleitungstext von Roland Doschka)
↑Stefan Szczesny (Hrsg.): Maler über Malerei, DuMont, Köln 1989, S. 317
↑Stefan Szczesny (Hrsg.): Maler über Malerei, DuMont, Köln 1989, S. 318
↑Siehe auch: Wolfgang Max Faust (1981) „Du hast keine Chance. Nutze Sie!“ With it and against it. Tendencies in recent German art, in Artforum, September 1981
↑Donald Kuspit: Szczesny, DuMont, Köln 1995, S. 288
↑Auch Ende der 80er schuf Szczesny bereits im Freien gemalte Bilder an der Côte d’Azur. Siehe: Szczesny. Côte d'Azur, Ausstellungskatalog Kunsthalle Emden, Cantz Verlag, Ostfildern 1998, S. 11–22 (Text von Achim Sommer)
↑Stefan Szczesny (Hrsg.): Maler über Malerei, DuMont, Köln 1989, S. 322