Acemoğlu ist besonders bekannt für seine Arbeiten zur politischen Ökonomie. Seine wissenschaftliche Motivation ist nach eigener Aussage, die Ursachen von Armut besser zu verstehen.[4] Zusammen mit James A. Robinson verfasste er Economic Origins of Dictatorship and Democracy (2006) und Warum Nationen scheitern (2012). Letzteres ist ein einflussreiches Buch über den Einfluss staatlicher Institutionen auf die ökonomische Entwicklung von Nationen – es löste bei Veröffentlichung eine breite wissenschaftliche und mediale Debatte aus.[5] Acemoğlu sieht sich in der politischen Mitte und befürwortet eine regulierte Marktwirtschaft.[6] Er kommentiert regelmäßig verschiedene politische Themen, besonders Technologie, Klimawandel und wirtschaftliche Ungleichheit.[7]
Acemoğlu gilt nach einer Umfrage unter US-amerikanischen Wirtschaftsprofessoren als einer der besten lebenden Ökonomen unter 60 Jahren.[8] Laut IDEAS/RePEc ist er derzeit der weltweit am zweithäufigsten zitierte Wirtschaftswissenschaftler.[9] Außerdem ist er dem Open Syllabus Project zufolge einer der am häufigsten zitierten Autoren in Lehrplänen für Universitätskurse in Wirtschaftswissenschaft.[10] 2024 erhielt er gemeinsam mit Simon Johnson und James A. Robinson den Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften „für Studien darüber, wie Institutionen gebildet werden und den Wohlstand beeinflussen“.[11]
Als Forscher ist er insbesondere in den Bereichen Politische Ökonomie, Entwicklungsökonomik, Wachstumstheorie, Technologie, Einkommens- und Lohnungleichheit, Humankapital und Ausbildung sowie Arbeitsmarktökonomik tätig.
Sein zusammen mit Simon Johnson und James A. Robinson veröffentlichter Artikel The colonial origins of comparative development (AER, 2001) untersucht die Ursachen für Unterschiede in den Pro-Kopf-Einkommen verschiedener Länder.[15] Der von denselben Autoren im Jahr 2002 veröffentlichte Artikel Reversal of Fortune: Geography and Institutions in the Making of the Modern World Income Distribution[16] rief eine Debatte zwischen Acemoğlu und Jeffrey Sachs über die Ursachen von Unterentwicklung hervor. Im Unterschied zu Sachs, der Unterentwicklung vor allem auf geographische Faktoren zurückführt, vertreten Acemoğlu et al. die Ansicht, dass schlechte institutionelle Rahmenbedingungen den Hauptgrund für die Unterschiede im Grad der wirtschaftlichen Entwicklung zwischen verschiedenen ehemaligen Kolonien darstellen. Dabei haben die Kolonisatoren nach ihrer Untersuchung in den ärmeren Regionen (z. B. Australien) Institutionen für Investitionen (breitere Eigentumsrechte für die Bevölkerung) geschaffen, während in den wohlhabenderen Regionen (z. B. die früheren Gebiete der Inkas in Südamerika) eher z. B. Zwangsarbeit eingesetzt wurde und sich die Macht in der Hand einer kleinen Elite befand (sogenannte Extraktionsinstitutionen). Dadurch sei es ab dem 19. Jahrhundert zu einem umgedrehten Verhältnis zwischen ärmeren und wohlhabenderen Kolonien gekommen.[17]
Dieser Ansatz wurde u. a. von Pranab Bardhan als zu eurozentristisch kritisiert, da er nicht die wirtschaftliche Unterentwicklung von nicht oder wenig kolonisierten Staaten wie Äthiopien, Thailand oder China zu erklären vermag.[18]
mit James A. Robinson: The Narrow Corridor. State, Societies, and the Fate of Liberty. Penguin, New York 2019.
Deutsch: Gleichgewicht der Macht. Der ewige Kampf zwischen Staat und Gesellschaft. aus dem Englisch von Bernhard Jendricke et al., S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2019, ISBN 978-3-10-397336-5.
mit Simon Johnson: Power and Progress. Our Thousand-Year Struggle Over Technology and Prosperity. Public Affairs, New York 2023.
Deutsch: Macht und Fortschritt. Unser 1000-jähriges Ringen um Technologie und Wohlstand. Campus, Frankfurt am Main 2023, ISBN 978-3-5935-1794-0.
iconomix: Wie wichtig gute Institutionen sind. Abgerufen am 1. März 2013 (Daron Acemoğlu erklärt, weshalb gute Institutionen über arm oder reich entscheiden).
↑Daron Acemoglu, Simon Johnson, James A. Robinson: The Colonial Origins of Comparative Development: An Empirical Investigation. In: American Economic Review 91(5), S. 1369–1401, Dezember 2001, doi:10.1257/aer.91.5.1369.
↑Daron Acemoglu, Simon Johnson, James A. Robinson: Reversal of Fortune: Geography and Institutions in the Making of the Modern World Income Distribution. In: Quarterly Journal of Economics 117(4), November 2002, S. 1231–1294, doi:10.1162/003355302320935025.
↑NBER Working Papers. 8460, 2001; publiziert als: Daron Acemoglu, Simon Johnson & James A. Robinson: Reversal Of Fortune: Geography And Institutions In The Making Of The Modern World Income Distribution. In: Quarterly Journal of Economics. v107, 4. November 2002, S. 1231–1294.