Italienisches Heer | |
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Wappen des italienischen Heeres | |
Aufstellung | 1861 als Regio Esercito |
Staat | Italien |
Streitkräfte | Italienische Streitkräfte |
Typ | Teilstreitkraft |
Gliederung | Heeresgeneralstab
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Stärke | 93.100 (Sollstärke)[1] |
Hauptsitz des Generalstabes | Palazzo Esercito, Rom |
Schutzpatron | Johannes XXIII.[2] |
Leitung | |
Chef des Heeres-Generalstabs | Generalleutnant in besonderer Dienststellung Carmine Masiello |
Das italienische Heer (it. Esercito Italiano) umfasst den Großteil der Landstreitkräfte Italiens und bildet mit Marine, Luftwaffe und Carabinieri die italienischen Streitkräfte. Das Heer besteht seit 2005 nur noch aus Berufssoldaten und Freiwilligen. Die Sollstärke liegt bei 93.100 Soldaten.
Das italienische Heer untersteht dem Generalstab des Heeres (Stato Maggiore Esercito – SME) im Verteidigungsministerium in Rom. Der Heeresgeneralstab legt die konzeptionellen Grundlagen für die Teilstreitkraft im Einklang mit den politischen Vorgaben und der Gesamtplanung des Generalstabs der Streitkräfte (Stato Maggiore Difesa – SMD) fest, welchem man insbesondere für die Einsatzbereitschaft des Heeres verantwortlich ist.
Als ausführende Organe dienen dem Heeresgeneralstab mehrere Heereskommandos, die für die Ausbildung, die Logistik, territoriale Aufgaben und die operativen Kräfte zuständig sind. Die Führung militärischer Einsätze obliegt dem Generalstab der Streitkräfte, beziehungsweise dessen Einsatzführungskommando, soweit sie nicht von der NATO, der EU oder anderen internationalen Stäben übernommen wird.
Die derzeitige Gliederung des italienischen Heeres basiert auf zwei einschneidenden Heeresreformen, die 1975 und 1997 durchgeführt wurden. Im Jahr 1975 ersetzte man die traditionellen Regimenter durch 24 gemischte, in Bataillone untergliederte Brigaden. 18 in Norditalien stationierte Brigaden unterstanden drei Korps in Mailand (III.), Bozen (IV.) und Vittorio Veneto (V.), die in einem Krieg gegen die Streitkräfte des Warschauer Pakts vom NATO-Kommando Landsouth in Verona geführt werden sollten. Die übrigen sechs Brigaden unterstanden Territorialkommandos in Mittel- und Süditalien. Das während des Kalten Krieges zum Großteil aus Wehrpflichtigen bestehende, im Nordosten Italiens konzentrierte Heer hatte insgesamt etwa 270.000 Soldaten, 1.500 Kampfpanzer, etwa 4.500 andere gepanzerte Fahrzeuge, über 1.200 Artilleriegeschütze, etwa 350 Hubschrauber und 100 Propellerflugzeuge. 1986 wurde die beim III. und V. Korps verbliebene Divisionsebene abgeschafft. 1991 verringerte man wegen der neuen weltpolitischen Lage die Zahl der Brigaden zunächst auf 19 und löste etliche andere Verbände auf. Die Bataillone nahmen wieder die traditionelle Bezeichnung Regiment an.
Die Gesamtreform der Streitkräfte führte 1997 beim Heer zur Neuordnung des Generalstabs und der höheren Kommandobehörden. Die Territorialkommandos wurden verringert und verloren alle operativen Aufgaben, dafür entstand bei Neapel ein neuer Stab für die Brigaden in Süditalien. Die bisherigen Korpsstäbe erhielten neue Bezeichnungen und teilweise neue Aufgaben. Diese Stäbe und deren verbliebene 13 Kampfbrigaden unterstellte man zusammen mit neuen Unterstützungsverbänden (ehemalige Korpstruppen) dem „Kommando Landstreitkräfte“ in Verona direkt. 2002 wurden in Norditalien zwei weitere Brigaden aufgelöst. Gleichzeitig entstanden für die Planung und Durchführung von Auslandseinsätzen wieder drei Divisionsstäbe.
Das italienische Heer hat (Stand: Mai 2024) folgende Gliederung:
Die Divisionsstäbe Acqui und Vittorio Veneto sind für Auslandseinsätze vorgesehen und werden für Übungen und größere Operationen unter NATO-Kommando bereitgehalten. Der 2023 aufgelöste Divisionsstab Tridentina des Gebirgstruppenkommandos COMALP in Bozen hatte nur Reservefunktionen; die Bezeichnung Tridentina führt nunmehr das Führungsunterstützungsbataillon von COMALP. Im Einsatz werden den beiden verbliebenen Divisionsstäben je nach Bedarf die notwendigen Verbände zugeteilt, ansonsten sind ihnen Brigaden truppendienstlich permanent nicht unterstellt. Die Brigaden werden, beginnend bei der Pinerolo, nach und nach digitalisiert.
Grundsätzlich hat jede Kampfbrigade ein Logistikregiment in Bataillonsstärke, im Bereich der Heeresflieger gibt es eine technische und logistische Unterstützungsbrigade. Für alle weiteren logistischen Aufgaben ist das Logistikkommando des Heeres (COMLOG) in Rom zuständig, das sich in einen Bereich territoriale Logistik und in einen Bereich Einsatzlogistik untergliedert. Die territoriale Logistik umfasst Depots, Instandhaltungszentren, Transport- und Unterstützungseinheiten, Erprobungseinrichtungen, Verwaltungsdienststellen und Sanitätseinrichtungen. Das für die Einsatzunterstützung verantwortliche Unterstützungskommando, das etliche Jahre dem Unterstützungskommando Landstreitkräfte in Verona unterstellt war, führt eine Logistikschule, 6 Logistik- und Transportbataillone sowie 4 Sanitätsbataillone.[3]
Die territoriale Organisation untersteht dem Generalstab über die oben genannten drei höheren Kommandobehörden in Bozen, Padua und Neapel, denen auch die operativen Verbände nachgeordnet sind. Darüber hinaus besteht im Bereich von COMFOTER ein Territorialkommando für die Hauptstadt Rom und Teile Mittelitaliens sowie für Sardinien; im Auftrag des Generalstabs übernimmt dieses Kommando landesweit Koordinierungsaufgaben. Die territoriale Organisation ist nach den italienischen Regionen ausgerichtet. In ihren Zuständigkeitsbereich fallen die Infrastruktur, die Zivil-Militärische Zusammenarbeit sowie die Öffentlichkeitsarbeit, die Nachwuchsgewinnung und die Reservisten. Die Zivil-Militärische-Zusammenarbeit umfasst in Italien neben dem Katastrophenschutz beispielsweise auch den gemeinsamen Streifendienst von Militär und Polizei in Großstädten.
Dem Territorialkommando in Rom untersteht unter anderem das Militärgeographische Institut in Florenz, das regionale Territorialkommando Sardinien in Cagliari, das Militärorchester des Heeres in Rom, das Militärgefängnis in Santa Maria Capua Vetere und verschiedene Verwaltungs- und Unterstützungseinrichtungen in Rom.[4]
Im 2013 in Pisa aufgestellten und 2020 nach Camp Darby bei Livorno verlegten „Heeresspezialkräftekommando“ (it. Comando delle Forze Speciali dell’Esercito, COMFOSE; force provider) wurden truppendienstlich alle Spezialeinheiten des Heeres zusammengefasst. Davor unterstanden sie der Fallschirmjägerbrigade Folgore, dem Gebirgstruppenkommando oder Unterstützungsverbänden, was die zusammenfassende Bearbeitung von Grundsatzangelegenheiten erschwerte. Die Einsatzführung der Spezialeinheiten aller Teilstreitkräfte obliegt weiterhin dem Spezialkräftekommando der Streitkräfte (COFS) in Rom-Centocelle.
Spezialverbände des Heeres sind:
Das 3. Heeresflieger-Regiment Aldebaran in Viterbo ist dem Spezialkräftekommando zugeordnet.
Beim Spezialkräftekommando des Heeres in Camp Darby befindet sich neben dessen Stab eine Unterstützungseinheit für Heeresspezialkräfte, die auch der Einsatzunterstützung des COFS dient, und ein Ausbildungszentrum, das für die Rekrutierung, die Auswahl und den ersten gemeinsamen Abschnitt der Ausbildung aller Soldaten der Heeresspezialverbände zuständig ist.[5]
Das italienische Heer gliedert sich in nachstehende Truppengattungen („Waffengattungen“) und Dienste (die Leiter der dazugehörigen Truppenschulen sind zugleich Inspekteure ihrer „Waffengattung“ bzw. Untergattung):
Diese „Waffengattungen“ (bzw. deren Untergattungen) unterteilen sich in Regimenter, die heute im italienischen Heer in aller Regel Bataillonsstärke haben. Grundsätzlich hat jedes Regiment eine Stabs- und Unterstützungskompanie und ein Bataillon (das für Ausbildung und Einsatz von administrativen Belangen befreit sein soll). In verschiedenen Bereichen (insbesondere in der Fernmeldetruppe, in der Logistik und bei den Spezialkräften) werden Regimenter mit sechs oder sieben Kompanien in zwei kleine Bataillone untergliedert, was nicht immer nötig wäre, aber den Erhalt der traditionellen Regimentsebene rechtfertigt. Auch so strukturierte Regimenter haben de facto Bataillonsstärke. Die Regimenter (Bataillone) und andere Verbände und Einheiten der Waffengattungen werden wie in anderen Armeen je nach geographischer Lage und anderen militärischen Kriterien zu gemischten Großverbänden (Brigade, Division, Korps) zusammengefügt und führen in diesem Rahmen das Gefecht der verbundenen Waffen.
Das „Kommando für Ausbildung, Spezialisierung und Einsatzdoktrin“ (it. Comando della Formazione, Specializzazione e Dottrina, COMFORDOT) führt seit Ende 2012 etliche Heeresschulen und andere Ausbildungseinrichtungen.[6] Verschiedene Truppenschulen hat man im operativen Bereich belassen, andere sind Schulen der Streitkräfte mit Heeresanteil.
Folgende Ausbildungseinrichtungen sind weiterhin in den operativen Bereich eingegliedert:
Streitkräfteschulen mit Heeresanteil sind:
Nachstehende Liste beinhaltet nur eine Auswahl der wichtigsten Ausrüstungsgegenstände.[7]
Siehe Hauptartikel: Geschichte des italienischen Heeres
Das italienische Heer ist im Wesentlichen eine Fortführung der Armee des Königreiches Sardinien-Piemont. Sie entstand im 17. Jahrhundert als stehendes Heer, kämpfte im 18. Jahrhundert in den drei europäischen Erbfolgekriegen und gegen die Revolutionstruppen Frankreichs, während des Risorgimento schließlich in den italienischen Einigungskriegen. Nach der Eingliederung von Truppenkontingenten anderer italienischer Staaten und den Freischaren Garibaldis erfolgte am 4. Mai 1861 die Umbenennung der Sardinischen Armee durch einen Ministerialerlass. Das Heer hieß bis 1946 Regio Esercito (dt. „Königliches Heer“) und kämpfte als solches mit wechselndem Erfolg in Kolonialkriegen in Afrika sowie im Ersten und Zweiten Weltkrieg. 1939 war es nach mehrjährigen Einsätzen in Ostafrika und Spanien materiell geschwächt und mangels politischem Engagement, finanzieller Ressourcen, Rohstoffen und industrieller Basis für einen Weltkrieg nicht gerüstet. Noch bei Kriegsausbruch befand sich das Heer inmitten eines strukturell fragwürdigen Reformprozesses, bei dem für neue, zweigliedrige („binäre“) Divisionen laufend Verbände auseinandergerissen wurden. Diese von Mussolini in verantwortungsloser Weise ignorierten Umstände, seine durch einsame Entscheidungen gekennzeichnete Kriegsführung und die auch dadurch bedingte Demotivierung der Soldaten führte das italienische Heer bis 1943 zum Zusammenbruch und zur Spaltung in ein faschistisches und in ein königstreues Restheer. Ersteres kämpfte bis 1945 an der Seite der deutschen Wehrmacht, unter anderem auch gegen italienische Partisanen in Norditalien, während fünf Kampfgruppen des königlichen Heeres mit den Alliierten am Befreiungskrieg teilnahmen. Aus diesen Kampfgruppen entstand das Heer der Nachkriegszeit, das 1946 mit Ausrufung der Republik seinen heutigen Namen erhielt. Dank amerikanischer Militärhilfe und gänzlich veränderter Ausbildungsgrundsätze erreichte es bald eine recht hohe Einsatzbereitschaft. 1955 hatte es drei Panzerdivisionen, zehn Infanteriedivisionen und fünf Gebirgsjägerbrigaden. Bis 1975 wurden sechs Divisionen zu Brigaden verkleinert, auf Grund mangelnder finanzieller Ressourcen insgesamt jedoch keine wesentlichen qualitativen Verbesserungen erreicht. Mit der Heeresreform von 1975 und der Einführung von 24 gemischten, in Bataillone untergliederten Brigaden beginnt im italienischen Heer die Zeitgeschichte. Gekennzeichnet ist sie durch die stetige Zunahme von Auslandseinsätzen im Rahmen internationaler Organisationen.
Im Jahr 2000 wurden die Carabinieri, die seit 1814 eine autonome Waffengattung des Heeres waren, ausgegliedert und als vierte Teilstreitkraft der italienischen Streitkräfte konstituiert. Ein kleiner Teil der Carabinieri übernimmt die Aufgaben einer Militärpolizei in den Streitkräften, ansonsten haben sie nach Weisung des Innenministeriums immer allgemeinen Polizeidienst außerhalb der Armee durchgeführt.