Félicien de Saulcy (vollständiger Name: Louis Félicien Joseph Caignart de Saulcy, * 19. März 1807 in Lille; † 4. November 1880 in Paris) war ein französischer Archäologe, Orientalist, Numismatiker und Entomologe.[1][2][3][4][5][6]
De Saulcy studierte ab 1826 an der École polytechnique. Er setzte seine Studien in der École d'application de l'artillerie et du génie (Artillerie- und Ingenieursschule) in Metz fort. Er wurde Artillerieoffizier, dann Hauptmann und schließlich Lehrer für Maschinenbau und Mechanik an der Kadettenanstalt.
Saulcy erlangte Bekanntheit auf den Gebieten der Numismatik und der Archäologe. 1842 wurde er Mitglied der Académie des inscriptions et belles-lettres (Akademie der Inschriften und Literatur). Bei einem Besuch des Herzog von Orléans Louis-Philippe I. erhielt er die Stelle eines Konservators am Musée de l’Artillerie (Artilleriemuseum) in Paris.
1845 und 1850 bereiste Saulcy verschiedene Mittelmeerländer, darunter die Türkei, Ägypten, Palästina und Syrien. 1856 begleitete Saulcy Prinz Napoléon auf einer Reise nach Island, Grönland und die Färöer.
1859 wurde Saulcy Senator. 1862 wurde Saulcy mit dem Orden Commandeur de la Légion d’Honneur ausgezeichnet.[5]
1863 und 1869 reiste Saulcy nochmals nach Palästina. Dort erhielt er den Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem.
1870 folgte er der kaiserlichen Familie ins Exil nach England.
Danach kehrte er nach Frankreich zurück und setzte seine numismatischen und archäologischen Arbeiten fort. Über die Ergebnisse seiner Forschungen publizierte er mehrere Bücher.[1][2][3][4]
Schon 1819 im Alter von 12 Jahren begann Saulcy sich unter Anleitung von Louis Jérôme Reiche (1799–1890) mit der Insektenkunde, speziell mit der Käferkunde zu beschäftigen. Zusammen mit seinem Bruder Ernest legte er eine umfangreiche Sammlung von Käfern der Umgebung von Lille an. Diese Tätigkeit fand ein Ende, als die beiden Brüder auf die École polytechnique kamen. Während Saulcy Konservator am Musée de l’Artillerie war, unternahm er wissenschaftliche Exkursionen nach Südfrankreich und in die Pyrenäen, wo er weitere Käferarten beschrieb. Schließlich auf seiner Reise im Jahr 1850 auf den Peloponnes, nach Palästina und an die Küste des Toten Meeres und deren Umgebung beschrieb er mehr als 50.000 Käfer. Aus diesen Beschreibungen veröffentlichte Reiche 261 Spezies zusammen mit vielen Zeichnungen in den Jahren 1855 und 1858 in den Annalen der Société entomologique de France.
Nach seiner Reise im Jahr 1856 nach Grönland, Island und auf die Färöer zusammen mit Prinz Napoléon veröffentlichte Saulcy 1857 weitere Berichte über interessante Käfer, die ihm auf dieser Reise begegnet waren. Die Beschreibungen weiterer Käfer von Saulcys Reise im Jahr 1869 nach Syrien wurden von dessen Sohn veröffentlicht. Insgesamt hat Saulcy mehr als 300 neue Spezies beschrieben, darunter
Bereits von Kindheit und Jugend an interessierte sich Saulcy für Münzen, legte schon zu dieser Zeit eine Sammlung an und erwarb vertiefte Kenntnisse auf diesem Gebiet. Für sein Essai sur la classification des suites monétaires byzantines wurde ihm 1836 ein Akademie-Preis verliehen. Es folgten Arbeiten über die Münzen der Kreuzfahrer, sowie über spanische, französische, lothringische, gallische, punische, jüdische, arabische und seleukidische Münzen.
Saulcy beschäftigte sich mit Epigraphik und dabei mit der Entschlüsselung der assyrischen Keilschriften, die Paul-Émile Botta im Rahmen seiner Ausgrabungen von Ninive entdeckte. Ebenso versuchte er die Ägyptischen Hieroglyphen und die Demotische Schrift zu entschlüsseln.[3]
Auf seinen Reisen in das Heilige Land, insbesondere nach Jerusalem gehörte er zu den Mitbegründern der Biblischen Archäologie.[7] Er grub am Toten Meer Ruinen aus, die er als die Ruinen von Sodom und Gomorra betrachtete.[2][1] Er entdeckte die Schihan-Stele und zeichnete die erste Skizze der Festung Masada⊙ mit dem Lager der römischen Belagerungsarmee und eine Skizze von Hebron⊙ .
Im Gehinnomtal grub er ein Grabmal⊙ und einen Sarkophag aus, von dem er behauptete, es sei das Grab König Davids.[7] Der Sarkophag befindet sich heute im Louvre. Saulcy kennzeichnete den Tell es-Sultan⊙ bei Jericho als Ort einer alten Stadt.
Saulcys Datierungen seiner Ausgrabungen halten teilweise neueren Erkenntnissen der Archäologie nicht stand. Dennoch ist deren Bedeutung bis heute unumstritten.[3][2][1]
Saulcys Eltern waren Félicien Marie Joseph Caignart de Saulcy (1774–1859) und Marie Rose Suzanne Liaubon (1780–1854). Er hatte einen jüngeren Bruder Ernest (1803–1888).
Saulcy war zweimal verheiratet. Mit seiner ersten Frau Pauline de Brye (1801–1850) war er ab 1832 bis zu ihrem Tod 1850 verheiratet. Das Ehepaar hatte den Sohn Félicien Henry Caignart de Saulcy 1832–1912, Entomologe, spezialisiert auf Käfer.
1852 heiratete Saulcy Charlotte Clotilde Valentine de Billing (1833–1908). Das Ehepaar hatte die Tochter Jacqueline Marie Thérèse (* 1853), verheiratet ab 1874 mit Adrien Dubouays de la Bégassière (1838–1904) Divisionsgeneral, und den Sohn Eugène Louis Napoléon (* 1860), der bereits als Kind starb.[8]
Personendaten | |
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NAME | Saulcy, Félicien de |
ALTERNATIVNAMEN | Saulcy, Louis Félicien Joseph Caignart de; Saulcy, Felix de |
KURZBESCHREIBUNG | französischer Archäologe, Orientalist und Numismatiker |
GEBURTSDATUM | 19. März 1807 |
GEBURTSORT | Lille |
STERBEDATUM | 4. November 1880 |
STERBEORT | Paris |