Faltings wuchs in einem naturwissenschaftlich orientierten Elternhaus auf. Sein Vater war Physiker, seine Mutter Chemikerin. Schon als Schüler fiel er durch mathematische Höchstleistungen auf und gewann zweimal im Bundeswettbewerb Mathematik.
1983 erregte Faltings mit einer 17-seitigen Schrift über algebraische Kurven Aufsehen in der mathematischen Fachwelt. In dieser Arbeit mit dem Titel Endlichkeitssätze für AbelscheVarietäten über Zahlkörpern bewies er im Alter von nur 27 Jahren, dass auf algebraischen Kurven vom Geschlecht größer als 2 über Zahlkörpern nur eine endliche Anzahl von Punkten mit rationalenKoordinaten liegen kann, eine Vermutung des britischen Mathematikers Louis Mordell – die sogenannte Mordellsche Vermutung – aus dem Jahre 1922, die also 60 Jahre lang ungeklärt war.[1] Er beweist in dieser Arbeit zudem gleichzeitig die Tate- und die Schafarewitsch-Vermutung und benutzt die Arakelov-Geometrie. 1986 wurde ihm für diesen Durchbruch in der algebraischen Geometrie die Fields-Medaille verliehen – die höchste Auszeichnung in der Mathematik und in der öffentlichen Wahrnehmung häufig mit einem Nobelpreis in anderen Disziplinen verglichen. Er war der erste und bis zur Vergabe 2018 an Peter Scholze einzige Deutsche, der die Fields-Medaille verliehen bekam.[2] Später gab er einen zweiten Beweis der Mordell-Vermutung mit dem Faltingsschen Produktsatz, bei dem er sogar eine noch allgemeinere Vermutung, die Mordell-Lang-Vermutung, bewies. Außerdem gab er zusammen mit Gisbert Wüstholz einen neuen Beweis des Satzes von Roth, für den Roth 1958 die Fields-Medaille erhalten hatte.
1985 ging Faltings für längere Zeit in die USA und forschte und lehrte an der Universität Princeton, behielt aber eine Gastprofessur in Wuppertal. Dies löste in der Öffentlichkeit eine Debatte über die Attraktivität des Forschungsstandortes Deutschland für junge Wissenschaftler aus.
1994 kehrte Faltings nach Deutschland zurück und wurde Wissenschaftliches Mitglied am Max-Planck-Institut für Mathematik in Bonn, an dem er ab 1995 auch einen der Direktionsposten übernahm.
Auch zur Lösung der sogenannten Fermatschen Vermutung durch den britischen Mathematiker Andrew Wiles hat Faltings Erhebliches beigesteuert. Mit Ching-Li Chai schrieb er eine Monographie in der Ergebnisse-Reihe des Springer Verlags über die Entartung (Degeneration) abelscher Varietäten und deren Anwendung auf die Kompaktifizierung der Modulräume abelscher Varietäten. Der Begriff Anabelsche Geometrie entstand aus einem Brief von Alexander Grothendieck an Faltings von 1983 als Reaktion auf dessen Lösung der Mordellvermutung.[3] Der japanische Mathematiker Shin’ichi Mochizuki, ein Experte auf diesem Gebiet, war ein Doktorand von Faltings, der aber mit dem von Mochizuki vorgelegten Beweisversuch der abc-Vermutung genauso wenig anfangen konnte wie die meisten anderen Experten für arithmetische Geometrie.
Neben Fachliteratur hat Faltings auch eine für Nichtmathematiker verständliche Aufsatzsammlung als Einführung in die moderne Mathematik herausgegeben.
Faltings: Crystalline cohomology and p-adic Galois representations, in: Jun-Ichi Igusa (Hrsg.), Algebraic analysis, geometry and number theory, Baltimore: Johns Hopkins University Press, 1989, S. 25–80
Faltings (Hrsg., Einleitung): Moderne Mathematik. Spektrum, Akademie Verlag (Reihe Verständliche Forschung), Heidelberg/Berlin/Oxford 1996, ISBN 3-8274-0025-2.
Faltings: Almost étale extensions, Astérisque, Nr. 279, 2002, S. 185–270.
↑Der entsprechende Satz für ganzzahlige Punkte wurde schon in den 1920er Jahren von Carl Ludwig Siegel bewiesen. Die Version der Mordellvermutung für Funktionenkörper bewiesen Yuri Manin und Hans Grauert in den 1960er Jahren. Für Zahlkörper gibt es seit Ende der 1980er Jahre auch einen alternativen Beweis von Vojta.
↑Klaus Friedrich Roth und Alexander Grothendieck stammten zwar aus Deutschland, waren aber durch die Nationalsozialisten vertrieben worden und Wendelin Werner war zwar gebürtiger Deutscher, nahm aber früh die französische Staatsbürgerschaft an.