Alpha Jet | |
---|---|
Alpha Jet des britischen Unternehmens QinetiQ in Gloucestershire, England | |
Typ | |
Entwurfsland | |
Hersteller | |
Erstflug | 26. Oktober 1973 |
Indienststellung | 1979 |
Produktionszeit | 1973 bis 1984 |
Stückzahl | 508 |
Der Alpha Jet ist ein zweistrahliges Schulflugzeug und leichter Jagdbomber, insbesondere für Luftnahunterstützung. Er entstand aus einer Kooperation zwischen Deutschland und Frankreich Anfang der 1970er Jahre.
Die Wurzeln des Alpha Jets reichen bis in die 1960er Jahre zurück. Ende jenes Jahrzehnts spielte die deutsche Luftwaffenführung mit dem Gedanken, die Ausbildung von Kampfpiloten wieder nach Europa zu holen, statt diese der US Air Force zu überlassen. In diese Überlegungen floss auch mit ein, dass die Luftwaffe mit den Fliegerhorsten Decimomannu (Militärflugplatz Decimomannu) auf Sardinien und Beja (Base Aérea de Beja) in Portugal bereits zwei Flugplätze betrieb, die sich durch ihre Lage und Wetterbedingungen eigneten, eine genau planbare Ausbildung zu gewährleisten. Zum anderen wurde nach einem Nachfolger für die Fiat G.91 gesucht, der als leichter Jagdbomber in den Leichten Kampfgeschwadern (LeKG) die mit F-104 Starfighter ausgestatteten Jagdbombergeschwader unterstützen sollte.[1]
Gleichzeitig suchte die französische Armée de l’Air einen Nachfolger für die Fouga Magister, die für die Grundschulung ihrer Jetpiloten genutzt wurde; ursprünglich war die SEPECAT Jaguar als Waffentrainer gedacht gewesen, wurde dann aber zum reinen Einsatzflugzeug weiterentwickelt, sodass die jungen Piloten von der scherzhaft Mäusekiller genannten und nicht mehr zeitgemäßen Magister auf ihr Einsatzmuster wechseln mussten.[2]
Diese Vorüberlegungen führten dazu, dass sich am 2. Juli 1968 die jeweiligen Inspekteure der Luftwaffe Deutschlands und Frankreichs, Generalleutnant Johannes Steinhoff und General François Maurin, und Ende des Jahres die für Ausrüstung verantwortlichen Führungskräfte der Luftstreitkräfte trafen und Vorarbeiten in die Wege leiteten. Gleichzeitig wurde eine Regierungsvereinbarung erarbeitet, und am 1. Mai 1969 wurde das Projekt von den Verteidigungsministern der beiden Länder gestartet.[3]
Nachdem die Spezifikationen festgelegt waren (u. a. Startgewicht geringer als 4,5 Tonnen, gutmütig, zwei Triebwerke), wurden bis zum 1. Februar 1970 Studien der Industrie angefordert. Drei Konsortien reichten Entwürfe ein, neben Messerschmitt-Bölkow-Blohm/SNIAS und Dassault/Dornier beteiligte sich auch VFW/Fokker. Allerdings wurde deren Studie nicht berücksichtigt, da sie sich nicht an die offizielle Ausschreibung anlehnte und überdies nach Ablauf der Frist eingeschickt worden war.[4] Breguet hatte ursprünglich zusammen mit Dornier einen Entwurf eingereicht (TA 501, für Trainer/Attack), war aber 1970 von Dassault gekauft worden und kein eigenständiges Unternehmen mehr.[5]
1972 gaben die beiden beteiligten Staaten vier Prototypen sowie einen fünften Rumpf für Bruchtests in Auftrag. Für die Triebwerke kam das französische Unternehmen SNECMA zum Zuge, für die deutschen Maschinen wurden die Triebwerke aber von MTU und Klöckner-Humboldt-Deutz gefertigt, um den festgelegten Entwicklungs- und Fertigungsanteil von jeweils 50 Prozent zu erreichen.[5]
Der Erstflug des Alpha Jets fand am 26. Oktober 1973 auf dem französischen Flugplatz Istres statt. Der von Dassault gefertigte Prototyp P01 wurde dabei vom Dassault-Testpiloten Jean-Marie Saget geflogen. Am 9. Januar 1974 folgte in Oberpfaffenhofen mit P02 der erste von Dornier gefertigte Alpha Jet, Pilot war hier Dieter Thomas. Für die Flugerprobung wurden von den vier Versuchsmustern etwa 1350 Flugstunden erflogen. Am 23. Juni stürzte der letzte Prototyp P04 ab, nachdem er beim Durchstarten ein Fangnetz berührt hatte. Auf das Programm hatte dieser Unfall, bei dem beide Piloten ums Leben kamen, allerdings keinen Einfluss.[6]
Nach dem Abschluss der Testphase begann 1975 die Serienfertigung. Mit Belgien hatte mittlerweile ein weiteres Land Interesse am Alpha Jet gezeigt und 33 Maschinen bestellt. Die erste von 200 für Frankreich bestimmten Serienmaschinen der Version Alpha Jet E (für Ecole, Schulung) hob am 4. November 1977 ab, das erste Exemplar für Luftnahunterstützung, die deutsche Version Alpha Jet A (für Appui, Unterstützung), am 12. April 1978. Belgien erhielt die Version Alpha Jet 1B. Für die Bundesrepublik wurden 175 Maschinen gefertigt.
Für Exportkunden bot Frankreich den Alpha Jet MS2 an, der an Ägypten, die Elfenbeinküste, Kamerun, Marokko, Nigeria, Katar und Togo geliefert wurde.[6] Die Exportversion wurde mit stärkeren Triebwerken und der Fähigkeit, moderne Waffen wie Luft-Luft-Raketen zur Selbstverteidigung zu tragen, kampfwertgesteigert. Flugzeuge der ägyptischen Luftstreitkräfte wurden auf Alpha-Jet-2-Standard aufgerüstet, mit mehr Schub und einer Anzahl verbesserter elektronischer Geräte.
Das deutsche Modell war mit fortgeschrittenerer Technologie als das französische ausgestattet, es besaß ein Head-up-Display und Vorrichtungen für elektronische Gegenmaßnahmen.
Bei der Bundeswehr gab es auch die Überlegung, den Alpha Jet wegen seiner Beweglichkeit und guten Langsamflugeigenschaften als Abfangjäger zur Bekämpfung anfliegender Hubschrauber einzusetzen. Die Studien und Versuche zeigten, dass mit einer nachzurüstenden Panzerung und speziellen Tiefflugverfahren gute Erfolge zu erzielen gewesen wären, jedoch die Alarmierung und der Anflug von Flugplätzen der schnell wechselnden Situation auf dem Gefechtsfeld nicht gerecht werden konnte.
Die Lancier ist ein von den Franzosen entwickeltes Angriffs- und Antischiffsmodell, das mit Radar und anderen Sensoren ausgestattet ist, ebenso wie mit der Fähigkeit, Seezielflugkörper, fortgeschrittene freifallende Bomben oder lasergesteuerte Modelle mit sich zu führen.
Der Export des Alpha Jets wurde hauptsächlich von Dassault betrieben. Trotz einiger Erfolge im arabischen Raum und in Afrika war der Markt für Trainer und leichte Erdkampfflugzeuge begrenzt. Einige Ausschreibungen verlor er aus politischen Gründen (Indien) oder aber wegen der höheren Kosten von zwei Triebwerken gegen die britische BAE Hawk. Daran konnten auch Vorschläge für verbesserte Versionen mit moderner Avionik nichts ändern. Nach den letzten Aufträgen Anfang der 1980er Jahre wurde die Produktion eingestellt.
Am 16. September 1980 wählte das französische Kunstflugteam Patrouille de France den Alpha Jet als Nachfolger für die Fouga Magister. Auch das portugiesische Kunstflugteam Asas de Portugal fliegt den Alpha Jet.
Bekannt wurde das Flugzeug auch durch die Verlegung von 18 deutschen Alpha Jets der Allied Command Europe Mobile Force während des Zweiten Golfkrieges im Januar 1991 im Rahmen der NATO-Operation Ace Guard in die Türkei.
Am 21. Mai 2008 feierten die französischen und belgischen Luftstreitkräfte in Cazaux die 1.000.000 Flugstunde des Alpha Jets.[7]
Der Alpha Jet A wurde 1979 in der Luftwaffe in Dienst gestellt. Verbände waren das Jagdbombergeschwader (JaboG) 41 in Husum, das JaboG 43 in Oldenburg, das JaboG 49 in Fürstenfeldbruck, das als erster und letzter Verband dieses Muster flog (zuletzt als Fluglehrgruppe Fürstenfeldbruck) und das Ausbildungskommando in Beja (Portugal). Letzteres wäre im Verteidigungsfall mit Teilen des Luftwaffenversorgungsregiments 3, des Jagdbombergeschwaders 49 und der Fliegerhorstgruppe Leipheim zum JaboG 44 umgegliedert worden.
Nach der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten musste Deutschland aufgrund der KSZE-Verträge die Anzahl der Flugzeuge der Bundeswehr verringern. Anfang der 1990er Jahre wurde der Alpha Jet bei der Luftwaffe ausgemustert. Nur die Fluglehrgruppe in Fürstenfeldbruck betrieb den Alpha Jet noch in der taktischen Grundausbildung der zukünftigen Tornado-Besatzungen bis zum 30. Juni 1997.
Im Jahr 1999 wollte die Royal Thai Air Force (RTAF) 55 Alpha Jets erwerben, die ab Flugplatz Fürstenfeldbruck von Deutschland angeboten wurden. Überführung und Transport, Überholung und Flugklarstellung wollte die RTAF selbst in Thailand in Kooperation und mit Unterstützung der Fairchild Dornier übernehmen. Der Kaufpreis war dementsprechend verringert worden. Durch politischen Druck der Vereinigten Staaten wurden jedoch nur 25 Alpha Jets erworben und ebenso viele General Dynamics F-16 aus den USA. Im Rahmen der von Konkurrenzdenken geprägten Diskussionen der US-amerikanischen Lobby in Thailand, die letztlich auch im thailändischen Parlament geführt wurden, zog man auch die Kosten der Grundüberholung der Alpha Jets heran, die wegen der Einmal-Investitionen für eine auf die Dauer aber rentable Werft im Lande den Kaufpreis überstiegen. Die amerikanischen Befürworter wollten letztlich damit auch die Beschaffung der 25 Alpha Jets verhindern. Ebenso wollten die USA nicht, dass sich Thailand eine nationale Flugzeugwerft aufbaute. Letzteres wurde auch erreicht, da die Alpha Jets in Deutschland überholt wurden.
Die Alpha Jets A wurden im September 2000 von der 231. Staffel übernommen. Die 231. Staffel gehört zur 23. Wing und auf der RTAFB Udon Thani stationiert. Nur 20 Maschinen wurden flugtüchtig gemacht, während die letzten sechs als Ersatzteilspender dienen. Die RTAF hat alle aktiven Alpha Jets in den Jahren von 2004 bis 2007 mit Düppelwerfern im Heck ausgerüstet und die Flügelstationen verändert, sodass auch AIM-9 Sidewinder mitgeführt werden können. Die F-16 aus den USA wurden auf der RTAFB Takhli und RTAFB Korat stationiert.
Einschließlich der Prototypen wurden 508 Alpha Jets gebaut. Die Kunden waren:
Als Deutschland seine Alpha Jets 1993 außer Dienst stellte, wurden 168 Gebrauchtflugzeuge verfügbar. Davon wurden drei an zivile Museen abgegeben, 32 behielt die Bundeswehr für Ausbildungs- und Ausstellungszwecke. Der Rest ging an:
Zivile Eigner:
Kenngröße | Daten des Alpha Jet A |
---|---|
Typ |
einsitziges leichtes Angriffs- und Aufklärungskampfflugzeug |
Länge | 12,47 m |
Spannweite | 9,11 m |
Höhe | 4,19 m |
Flügelfläche | 17,5 m² |
Flügelstreckung | 4,7 |
Spurweite | 2,71 m |
Radstand | 4,72 m |
Leermasse | 3515 kg |
max. Startmasse | 8000 kg |
Treibstoffkapazität |
1900 l (intern) |
max. Außenlast | über 2500 kg |
Triebwerke | zwei Mantelstromtriebwerke Snecma-Turbomeca-Larzac-04-C20 mit je 14,12 kN Schub |
Höchstgeschwindigkeit |
Mach 0,85 (auf 10.000 m Flughöhe) |
Dienstgipfelhöhe | 14.630 m |
max. Steigrate | 57 m/s |
Einsatzradius | 540 km (Trainer) |
Überführungsreichweite | 2940 km (mit zwei Zusatztanks) |
Einsatzdauer | bis zu 3,5 h |
Startrollstrecke | 410 m |
Landerollstrecke | 610 m |
Lastvielfache | +8,6/−6,4g |