Libyan Investment Authority ist die englischsprachige Bezeichnung für den StaatsfondsLibyens. Dieser wurde im August 2006[1] vom Allgemeinen Volkskomitee mit einem Gründungskapital von etwa 40 Milliarden US-Dollar errichtet. Ziel des Fonds ist es, die Überschüsse aus dem Ölexport diversifiziert anzulegen und damit die Abhängigkeit des Staates vom Ölexport zu mindern.
Die arabische Bezeichnung des LIA lautet المؤسسة الليبية للاستثمار / al-muʾassasa al-lībiyya li-l-istiṯmār.
Der Libyan Investment Authority steht ein neunköpfiges Stiftungskuratorium (englischTrustees Council) vor. Das Gremium wird vom libyschen Parlament für fünf Jahre ernannt, seine Mitglieder dürfen beliebig oft wiederernannt werden. Sie bestimmen den Verwaltungsrat (Board of Directors), den Geschäftsführer und seine Stellvertreter. Das Stiftungskuratorium kann Verwaltungsräte untergeordneter Körperschaften in die Generalversammlung bestellen und externe Beratungsgremien einrichten. Es trifft seine Entscheidungen durch absolute Mehrheit. Das Stiftungskuratorium erstellt Berichte über die Leistung des Verwaltungsrats und publiziert diese gegenüber dem libyschen Parlament. Der Verwaltungsrat besteht aus fünf Mitgliedern inklusive des Vorsitzenden, seines Stellvertreters und des Geschäftsführers.[2]
Vom 1. Juni 2013 bis zum 8. Juni 2014 und seit dem 18. Mai 2015 ist Abdulmagid Breish Vorsitzender der Libyan Investment Authority. Er strengte Gerichtsprozesse gegen Goldman Sachs und die Société Générale an, die das Vermögen der LIA während der Gaddafi-Zeit zu ihrem Nachteil verwaltet hätten.[3] Die Rechtmäßigkeit der Einsetzung von Hassan Bouhadi als Vorsitzenden wird von der Übergangsregierung in Tobruk jedoch nicht anerkannt.[4][5]
Dieser vom Gaddafi-Clan kontrollierte libysche Fonds hatte bis 2009 über 65 Milliarden US-Dollar in Projekte investiert.[7][1] Die LIA hält acht Milliarden in Aktien bei 107 Firmen. 65 Prozent dieser Investitionen sind in Nordafrika angelegt, 20 Prozent in Asien und 15 Prozent in Europa, Nord- und Südamerika.[8] Das Geld steckt in Banken, Zeitungen, Sportvereinen, Energiekonzernen, Telekommunikations- und Automobilfirmen, Rüstungsindustrie, Minengesellschaften, Immobiliengesellschaften und dem Tourismussektor.
2009 hatte der Fonds nur 22 Prozent seines Besitzes langfristig investiert, 39,81 Milliarden hielt er in Bar oder kurzfristigen Finanzinstrumenten.[9] Generaldirektor Layas gab laut einem Geheimbericht des US-Botschafters Gene Cretz vom 28. Januar 2010 an, der Fonds verfüge über 32 Milliarden US-Dollar liquider Mittel, „vor allem in Bankdepots, die uns gute Langzeitrenditen geben“. Mehrere US-Banken verwalteten demnach jeweils 300–500 Millionen US-Dollar. Der Hauptteil der Investitionen steckt allerdings in Londoner Banken und Immobilien.[10] Bei folgenden Banken und Private-Equity-Firmen hat die LIA Konten[11]
Die LFIC wurde 1981 als Libyan Arab Foreign Investment Company (LAFICO) mit einem Startkapital von 1,7 Milliarden US-Dollar gegründet. Die weltweiten Investitionen beliefen sich laut eigenen Angaben 2006 auf 1,885 Milliarden libysche Dinar (etwa 1,5 Mrd. US-Dollar).[12] 2006 wurde die LAFICA Teil der LIA. Sie verwaltet sie 3,5 Milliarden an Investitionen und Immobilien,[13] darunter
Der niederländische Ölkonzern Oilinvest International[26] wurde 1988 mit einem Aktienkapital von 450 Millionen US-Dollar gegründet, die zu gleichen Teilen von LAFICO, Libyan Foreign Bank (LAFB) und der National Oil Company (NOC) gehalten wurden. Er gehört ebenfalls seit 2006 zur Libyan Investment Authority mit folgenden Tochtergesellschaften:
der Tankstellenkette Tamoil mit 2800 Tankstellen in Europa[27] (einschließlich der deutschen Tankstellenkette HEM)
der deutschen Raffinerie Holborn Europa Raffinerie GmbH
Die LAAICO ist seit 2006 Teil der LIA und hat in 26 der 53 afrikanischen Staaten investiert, in vier weiteren engagierte sich LAP (Libyan-african Investment Portfolio).[28] Dieser Unterfonds verwaltet mit fünf Milliarden US-Dollar einen Großteil der langfristigen Investitionen.[29][30]
Die LAAICO hat Investitionen und Joint-Ventures im afrikanischen Telekommunikationssektor. Sie hält Minengesellschaften mit Erzen zur Stahlproduktion, Diamanten und Goldressourcen und möchte in seltene Erden expandieren. Im Tourismussektor halten sie Hotelanlagen und Land über Immobiliengesellschaften. Im Agrarsektor plant man die Expansion in den Tabak- und Fruchtanbau. In der herstellenden Industrie verdient der Fonds mit Naturgummiverarbeitung, Fruchtsaft- und Wasserabfüllfabriken, Holzwirtschaft, Plastikindustrie und Stoffherstellung.[31] LAAICO besitzt
Die LAP ist die afrikanische LAAICO-Tochter die 2006 mit 5 Milliarden US-Dollar Startkapital[39] ausgestattet wurde. Sie hat folgende Investitionen:[40]
Im Jahr 2010 hatte LAP GreenN 5,2 Millionen Kunden.[44] Neben Festnetzinfrastruktur und Mobilfunk, sind hier auch GPS und GPRS Services eingekauft. Der LAP Green Holding/LAP Green Com gehören
80 Prozent des ruandischen Telekommunikationskonzern Rwandtel[45]
über 50 Prozent des Telekommunikationskonzerns der Elfenbeinküste Oricel Green
69 Prozent des ugandischen Telekommunikationskonzerns Uganda Telecom Limited (UTL), nachdem es das schweizerisch-libysche Konsortion UCom rausgekaufte.[46] Diese besitzt
51 Prozent des nigrischen Telekommunikationskonzern SONITEL[47] (Société Nigérienne des Télécommunications, Nigerien Telecommunications Society). Dieser hält
Anteile am nigrischen Mobilfunkunternehmen SahelCom
80 Prozent des südsudanesischen Mobilfunkunternehmen Gemtel
75 Prozent des sambesischen Festnetzmonopols Zamtel[48] mit den Töchtern
Der Economic and Social Development Fund wird von der LIA verwaltet. Ziel des ökonomischen und sozialen Entwicklungsfonds ist nach eigenen Angaben, den „Lebensstandard armer libyscher Familien anzuheben“.[49] Diese Stiftung ist in fünf Tochtergesellschaften unterteilt mit verschiedenen Investitionsschwerpunkten.[50]
Al-Inma Investment Holdings for Services Investments
Laut einer Studie von Morgan Stanley hatte der libysche Oil Reserve Fond im Jahr 2005 ca. 50 Milliarden Einlage.[51] Wie viel davon bei der Gründung der LIA (2006) in die anderen Unterfonds und deren Investitionen überführt wurde, ist unklar.
Gaddafi selbst soll laut Angaben der „Financial Times“ rund 21,9 Millionen US-Dollar in eine Hotelanlage im italienischen L’Aquila investiert haben.[53]
Die LIA besitzt laut ihrem ehemaligen Vizepräsidenten Mustafa Zarti auch Aktien des österreichischen Ziegelherstellers Wienerberger AG.[55]
Die libysche Post hält einen 14,8 Prozent der italienischen Telekomgesellschaft Retelit und ist somit stärkster Aktionär der Gesellschaft. Gaddafis Finanzgesellschaft Lafitrade hält 10 Prozent der französischen Filmgesellschaft Quinta Communications, in die auch Berlusconis Medienholding Fininvest und dessen französisch-algerischer Freund Tarak Ben Ammar investiert sind.[56]
Im Zuge des Aufstands in Libyen 2011 wurden die deutschen Konten der Libyan Investment Authority und ihrer führenden Köpfe am 10. März 2011 gesperrt.[57]