Das Staatliche Museum für Bildende Künste A. S. Puschkin (russisch Государственный музей изобразительных искусств имени А. С. Пушкина), kurz Puschkin-Museum, in der russischen Hauptstadt Moskau ist eines der bedeutendsten Kunstmuseen der Welt. Seit 1937 trägt es den Namen des russischen Nationaldichters Alexander Sergejewitsch Puschkin.
Die Ideen für ein bürgerliches Bildungsmuseum geht zurück in die 1850er Jahre, ein wichtiger Anstoß war 1862 die Überführung der Kunstsammlung des Grafen Nikolai Petrowitsch Rumjanzew von Sankt Petersburg nach Moskau, die dort in einem eigenen Museum ausgestellt wurden.
Da das sogenannte Rumjanzew-Museum ständig unter Mangel an Finanzen und Ausstellungsfläche litt, entstand unter dessen Direktor Iwan Wladimirowitsch Zwetajew, der auch Professor an der Moskauer Universität war, eine Initiative, die den Stein zur Gründung des Museums endgültig ins Rollen brachte. Er überwand alle Hindernisse und sammelte die Mittel für einen neuen Museumsbau. Die Grundsteinlegung erfolgte 1898, nach Plänen des Architekten Roman Klein mit Beteiligung der Ingenieure Wladimir Schuchow und Iwan Rerberg. Nach einer Bauzeit von 14 Jahren konnte das Museum am 31. Mai 1912 feierlich eröffnet werden.
Bei der Eröffnung am 31. Mai 1912 hieß es Museum für Schöne Künste Kaiser Alexanders III. an der Kaiserlichen Universität Moskau, von 1917 bis 1923 Museum für Schöne Künste an der Universität Moskau, von 1923 bis 1932 Staatliches Museum für Schöne Künste, und von 1932 bis 1937 Staatliches Museum für Bildende Künste. 1937, hundert Jahre nach dem Tod von Alexander Sergejewitsch Puschkin, bekam es seinen heutigen Namen nach dem russischen Nationaldichter. Von 1961 bis 2013 wurde das Museum von Irina Antonowa geleitet, ihre Nachfolgerin als Direktorin ist Marina Loschak.
Den Grundbestand der Sammlung bildeten Gipsabgüsse berühmter Skulpturen der westlichen Kunst aus Mittelalter und Renaissance. Aber dass man sich nicht nur mit Kopien begnügen wollte, zeigte bereits die Tatsache, dass von Anfang an auch eine ansehnliche Sammlung altägyptischer Originale, die Zwetajew 1909 von dem Ägyptologen Wladimir Semjonowitsch Golenischtschew erworben hatte, und 12 frühe italienische Gemälde, die der russische Diplomat M. S. Schtschukin, Generalkonsul in Triest, gestiftet hatte, ausgestellt werden konnten. Dieser Gemäldebestand konnte in den Folgejahren kontinuierlich ausgebaut werden und entwickelte sich zum bedeutendsten und international bekanntesten Sammlungsteil des Museums.
Weitere Zugänge erfolgten in der Folgezeit aus der Eremitage und in großem Maße auch durch reichliche Stiftungen zahlreicher Kunstsammler. Nach der Oktoberrevolution wuchs dann durch Enteignungen der Bestand in einem rapiden Tempo an. Neben Übersendung ganzer Kollektionen aus privater Hand, wurden auch die Gemälde der westeuropäischen Schulen aus dem Rumjanzew-Museum und der Tretjakow-Galerie übernommen. In der Folgezeit konnten aus privater Hand auch weiterhin Werke erworben werden, doch wuchs die Sammlung ab den 30er Jahren nur noch in kleinen Schritten an. Während des Zweiten Weltkriegs wurden die Bestände ins Landesinnere ausgelagert. Das Gebäude wurde schwer beschädigt, ab 1944 begannen die Wiederaufbauarbeiten.
In der Folgezeit gelangten neben den eigenen Beständen auch zahlreiche Bestände aus deutschen und anderen europäischen Sammlungen an das Museum, von denen nicht alle an ihre rechtmäßigen Besitzer zurückgegeben wurden. Der Streit um diese sogenannte Beutekunst, der nicht nur deutschen, sondern auch ungarischen, niederländischen und französischen Besitz betrifft, dauert derzeit noch an. 1948 brachte die Entscheidung, die Bestände des „Museums der Neuen Westeuropäischen Kunst“ auf das Puschkin-Museum und die Eremitage aufzuteilen, dem Museum noch einmal einen bedeutenden Zuwachs an Kunstwerken, insbesondere die bekannte Sammlung von Werken des französischen Impressionismus.
Seit 1996 wird dort auch der Schatz des Priamos, Heinrich Schliemanns Fundstücke aus dem alten Troja, ausgestellt. 2007 wurden auf der Merowinger-Ausstellung unter anderem Beutekunst gezeigt, die vor 1945 Bestandteile der Sammlung des Museums für Vor- und Frühgeschichte in Berlin waren, wie beispielsweise der Eberswalder Goldschatz, die Schwertscheide von Gutenstein, das Depot I von Dieskau und der Goldfund von Cottbus.[1] 2016 wurden 59 Statuen, die ehemals im Bode-Museum in Berlin standen, im Puschkin-Museum in Moskau wiedergefunden.[2]
Der Kunst und anderen Kulturgütern sind folgende Abteilungen gewidmet:[3]
Auf die Bildung ausgerichtet sind das Lehrmuseum für Kunst I. W. Zwetajew, das Zentrum für Kunsterziehung von Kindern und Jugendlichen „MUSEION“, die wissenschaftliche Bibliothek und die Abteilung für wissenschaftliche Popularisierung. Ferner gibt es eine Redaktions- und Verlagsabteilung sowie jeweils eine Abteilung für Erfassung und Komplettierung, Restauration und Konservierung, Ausstellungen, Bereitstellung von Informationen, visuelle Informationen, PR und Entwicklung, Auslandsbeziehungen.[3]
In der Sammlung findet man einen bedeutenden Querschnitt durch die westeuropäische Kunstgeschichte. Im Nachfolgenden werden einige herausragende Künstler, teilweise mit Werksauswahl, aufgeführt. Die Liste ist nicht vollständig:
Koordinaten: 55° 44′ 50″ N, 37° 36′ 18″ O