Yau wuchs in einer Familie mit sechs Geschwistern auf, seine Vorfahren lebten in Jiaoling (wie sein Geburtsort in Guandong). Sein Vater war ein Professor für chinesische Philosophie und starb, als Yau 14 Jahre alt war. Unter den Einfluss seines Vaters erwarb er breite Kenntnisse in klassischer chinesischer Literatur und Geschichte. Im Jahr 2006 veröffentlichte er einen Aufsatz (数学和中国文学的比较), um die strukturelle Beziehung zwischen Mathematik und chinesischer Literatur mit Bezug auf den Traum der Roten Kammer und Wang Guowei zu erläutern. Er ging mit seiner Familie nach Hongkong und studierte von 1966 bis 1969 an der Chinese University of Hong KongMathematik. Zur Promotion ging er an die University of California, Berkeley, wo er bei Shiing-Shen Chern 1971 den Doktorgrad erlangte. Anschließend ging er als Postdoc an das Institute for Advanced Study in Princeton und war zwei Jahre lang Assistenzprofessor an der Stony Brook University. 1974 wurde er Professor an der Stanford University. 1979 kehrte er an das Institute for Advanced Study zurück und war von 1984 bis 1987 Professor an der University of California, San Diego. Zwischen 1987 und 2022 war er Professor an der Harvard University. Seit April 2022 ist er Lehrstuhlinhaber für Mathematik an der Tsinghua-Universität, Peking.[1]
Yau besitzt in China großen Einfluss und hohes Ansehen bei offiziellen Stellen und gründete Mathematikinstitute in Hongkong, Peking und Hangzhou. 2016 engagiert er sich auch für das Projekt eines weltgrößten Teilchenbeschleunigers in China.[2] Das langfristig angelegte Milliardenprojekt (nach Yau ein Projekt vergleichbar mit dem der chinesischen Mauer) soll zunächst einen Elektronenbeschleuniger in einem unterirdischen Ring von 100 km Länge realisieren (CEPC), als Ersatz für den in Japan geplanten Linearbeschleuniger ILC, wofür China die Finanzierung übernehmen soll. Liegen genug Erfahrungen vor, soll der Tunnel für einen Protonenbeschleuniger benutzt werden (SPPC, 100 TeV), der dem Nachfolger des LHC Konkurrenz machen könnte. Der in China ebenso angesehene Physiker und Nobelpreisträger Chen Ning Yang hatte das Projekt allerdings schon als Geldverschwendung kritisiert, da die Forschungsgelder in anderen Bereichen besser genutzt werden könnten.
In den 1990er Jahren leistete er wichtige Beiträge zur mathematisch strengen Begründung der Spiegelsymmetrie (Mirror-Symmetry) von Calabi-Yau-Mannigfaltigkeiten, die zuerst von Physikern in der Stringtheorie 1991 entdeckt wurde[6] (etwa gleichzeitig mit Alexander Givental).
In einem Artikel des New Yorker vom August 2006[7] wurde behauptet, Yau würde die Leistung Grigori Perelmans beim Beweis der Poincaré-Vermutung herunterspielen und seine eigenen Arbeiten bzw. die seiner Mitarbeiter beim Ausarbeiten des Beweises aufbauschen. Yau fühlte sich von diesem Artikel diffamiert und drohte mit einer Anklage. Das Resultat war, dass das Magazin nichts von der Behauptung zurücknahm, es aber auch zu keiner Anklage kam. Stattdessen startete Yau im September 2006 eine Internetseite[8], auf welcher er seine Haltung genauer darlegte und auch starke Unterstützung von renommierten Mathematikern bekam. Etwas später wurde die Perelman-Affäre halbwegs beigelegt[9]: Während einige Kollegen nach wie vor eine reservierte Haltung Yau gegenüber einnahmen, wurde doch anerkannt, dass Yau den Perelman-Beweis einer breiteren mathematischen Öffentlichkeit zuführte, indem er seinen wahren Kern zutage beförderte.
↑Schoen, Yau On the positive mass conjecture in general relativity, Commun. Math. Phys., Band 65, 1979, S. 45, Proof of the positive mass theorem. II, Commun. Math. Phys., Band 79, 1981, S. 231, erweitert auf die Bondi-Masse durch Schoen, Yau Proof that the Bondi mass is positive, Physical Review Letters, Band 48, 1982, S. 369 (englisch)
↑B. Lian, Liu und Yau: Mirror Symmetry I. In: Asian Journal of Mathematics. Band 1, 1997, S. 729 (englisch)
↑Sylvia Nasar, David Gruber: The Poincaré Clash. 28. August 2006, ISSN0028-792X (englisch, newyorker.com [abgerufen am 7. März 2019]).
↑Shing-Tung Yau. In: doctoryau.com. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 17. August 2018; abgerufen am 30. Mai 2023 (englisch).
↑Dennis Overbye: Shing-Tung Yau: The Emperor of Math – Dennis Overbye. In: The New York Times. 17. Oktober 2006, ISSN0362-4331 (englisch, nytimes.com [abgerufen am 7. März 2019]).
↑Yau, Problem Section, in: Yau (Hrsg.), Seminar on Differential Geometry, Princeton UP, 1982, S. 669–706 (englisch)