Die Fairchild C-119 war ein zweimotoriges Militärtransportflugzeug der Zeit des Kalten Krieges aus US-amerikanischer Produktion. Hersteller war die Fairchild Aircraft Ltd. Entwickelt wurde sie aus der Fairchild C-82 Packet. Deren Spitzname Flying Boxcar („fliegender Güterwaggon“) – der dann auch für die C-119 übernommen wurde – leitet sich vom Laderaum her, der die Abmessungen eines Eisenbahn-Güterwaggons aufwies. Zwischen 1947 und 1955 wurden 1.183 Flugzeuge in verschiedenen Varianten hergestellt.
Der Flugzeugtyp wurde intensiv während des Korea-Krieges eingesetzt. Außer von der US Air Force wurde die C-119 auch von Kanada, Belgien, Italien und Indien genutzt. Weil die US Air Force, insbesondere das Strategic Air Command, ab Beginn der 1950er Jahre einen Großteil der Produktionskapazitäten von Pratt & Whitney für sich beanspruchte, stellte man ab der C-119F auf Wright R-3350 Triebwerke um. Teilweise wurden auch ein zusätzliches Strahltriebwerk des Typs Westinghouse J34 auf der Rumpfoberseite oder zwei General Electric J85-GE-17 unter den Tragflächen angebaut, um die Kurzstarteigenschaften weiter zu verbessern.
Fast alle Hilfsantriebe waren elektrisch – statt wie häufiger üblich hydraulisch – ausgeführt. Im Frachtraum befand sich eine Schiene, die den Frachtabwurf vereinfachte. Der Flugingenieur konnte mit Hilfe eines kleinen Oszilloskops die Funktion jeder einzelnen Zündkerze – immerhin je Motor 56 Stück (28 Zylinder mit Doppelzündung) – überwachen.
Wegen der geringen Höchstgeschwindigkeit von 243 Knoten (450 km/h) witzelten die Besatzungen gerne, dass statt der Borduhr ein Kalender hätte eingebaut werden sollen.
Als modifizierte Version der C-119 war die XC-120 Packplane geplant. Bei dieser Version konnte der gesamte untere Rumpf abgenommen und somit ausgetauscht werden. So hätte die Maschine je nach Verwendung und Mission ein passendes Modul aufnehmen können. Es wurde lediglich ein flugtaugliches Exemplar 1950 der US Air Force übergeben.[1]
Am 27. Juni 1958 fingen zwei sowjetische MiG-17-Kampfflugzeuge südlich von Jerewan eine C-119 ab, deren Besatzung unverletzt gefangen genommen werden konnte, obwohl das Flugzeug abstürzte und ausbrannte. Die Besatzung wurde am 7. Juli US-Vertretern übergeben.
Im Rahmen des „Projekt Gunship III“ wurden ab 1967 etliche C-119 in zum Teil schwer bewaffnete Gunships mit der Bezeichnung AC-119 umgebaut und im Vietnamkrieg eingesetzt.
Prototyp der Serienversion der XC-82B, später C-119A. Umbau zu Testflugzeug EC-119A.
C-119B
Serienversion mit P&W R-4360-20 (2424 kW Startleistung), 55 wurden gebaut.
C-119C
C-119B mit P&W R-4360-20W (2610 kW Startleistung), die Vorderkanten der Seitenleitwerke verlängert, 303 wurden gebaut.
YC-119D
Vorschlag einer Version mit abnehmbarem Transportbehälter, später als XC-128A bezeichnet. Die Version wurde nicht gebaut.
YC-119E
C-119D mit R-3350-Motoren, später als XC-128B bezeichnet. Die Version wurde nicht gebaut.
YC-119F
Umbau einer C-119C und Ausrüstung mit Wright-R-3350-85 (2610 kW Startleistung), beide Seitenleitwerke nach unten verlängert (wurde später auch bei C Modellen nachgerüstet)
C-119F
Serienversion der YC-119F, das Fahrwerk wird nun hydraulischen ein- und ausgefahren, 256 wurden gebaut.
C-119G
C-119F mit anderen Propellern (Aeroproducts), 480 wurden gebaut.
Im Rahmen des Mutual Defense Aid Program (MDAP) wurden 141 C-119 gebaut.
Version
Hersteller
1948
1949
1950
1951
1952
1953
1954
1955
SUMME
Bemerkung
C-119
Fairchild
1
1
C-119B
Fairchild
45
9
54
C-119C
Fairchild
89
98
79
37
303
480.884 USD
C-119F
Fairchild
98
23
121
1.093.940 USD
C-119F
Kaiser
15
56
71
1.093.940 USD
C-119G
Fairchild
127
186
83
396
590.028 USD
YC-119H
Fairchild
1
1
R4Q-1
Fairchild
1
7
23
8
39
R4Q-2
Fairchild
58
58
C-119F MDAP
Fairchild
18
18
für Belgien
C-119F Sales
Fairchild
11
24
35
für Kanada
C-119G MDAP
Fairchild
4
47
11
62
22 für Belgien, 40 für Italien
C-119G Sales
Fairchild
5
21
26
für Indien
SUMME
1
46
105
121
234
372
202
104
1185
In Korea gingen 19 C-119 verloren, davon 11 im Einsatz. Lediglich 2 davon wurden durch Feindeinwirkung zerstört, der Rest durch Flugunfälle.[3]
27 C-119B wurden in C-119C umgebaut. Insgesamt 68 C-119J entstanden aus C-119G.[4]
Am 15. Mai 1953 kollidierte ein Kampfjet vom Typ F-84E Thunderjet der US Air Force über Hemsbach mit einer Fairchild C-119C der US Air Force in einer Höhe von 5000 Fuß. Dabei starben zwei der sechs Insassen der Fairchild. Die anderen vier konnten vorher mit dem Fallschirm abspringen. Der Pilot der F-84 konnte sicher notlanden. Die Fairchild ging in einen unkontrollierten Sturzflug über, wobei sie mit einer weiteren C-119C der US Air Force kollidierte. Alle sechs Insassen der zweiten C-119C starben bei der Kollision. Insgesamt starben acht von dreizehn Personen bei der Kollision der drei Flugzeuge.[6]
Am 10. August 1955 stießen bei Edelweiler, Deutschland, während einer Fallschirmjägerübung zwei US-amerikanische Fairchild C-119G (Kennzeichen 53-3222, 53-7841) zusammen. Beim Absturz in einem Kornfeld bzw. Waldgebiet bei Edelweiler kamen alle 66 an Bord beider Maschinen befindlichen US-Soldaten ums Leben.[7][8]
Am 27. März 1958 kollidierte eine Fairchild C-119C-17-FA der United States Air Force (USAF)(49-195) 3 Kilometer nordnordwestlich von Bridgeport (Texas) (USA) im Flug mit einer Douglas C-124C Globemaster II(52-0981) der USAF. Beide Maschinen stürzten ab. Alle 3 Besatzungsmitglieder kamen ums Leben, außerdem alle 15 Insassen der C-124.[9]
Am 19. Juli 1960 verunglückte eine Fairchild C-119G der belgischen Luftwaffe(CP-36/OT-CBP) in bergigem Gelände bei Rushengo (Demokratische Republik Kongo). Von den 43 Insassen wurden 39 getötet, alle 3 Besatzungsmitglieder sowie 36 Passagiere.[10]
Am 12. Dezember 1961 kollidierten zwei Fairchild C-119G der belgischen Luftwaffe (Kennzeichen CP-25/OT-CBE und CP-23/OT-CBC) während des Fluges bei Montignies-lez-Lens (Belgien). Alle 13 Besatzungsmitglieder beider Maschinen (8 + 5) kamen ums Leben.[11][12]
Am 26. Juni 1963 wurde eine Fairchild C-119G der belgischen Luftstreitkräfte (Kennzeichen CP 45/OT-CEE) über dem Truppenübungsplatz Senne von britischen Mörsergranaten getroffen. Neun Fallschirmjäger konnten noch aus der abgeschossenen Maschine abspringen, bevor diese bei Detmold abstürzte. Alle anderen 33 Fallschirmjäger und die 5 Crewmitglieder wurden getötet.[13]
Am 22. Oktober 1965 flog eine Fairchild C-119G der belgischen Luftwaffe (Kennzeichen CP-19/OT-CAS) im Reinhardswald, 2,7 Kilometer westnordwestlich von Reinhardshagen-Veckerhagen in einen bewaldeten Berg. Alle acht Insassen kamen ums Leben. Mit der Maschine sollte Nachschub für ein Manöver im nordhessisch-ostwestfälischen Raum geliefert werden.[14][15]
Am 23. Februar 1980 verunglückte eine Fairchild C-119G der Indischen Luftstreitkräfte(Kennzeichen unbekannt) beim Start auf dem Flughafen Agra (Indien). Bei dem Versuch, zu früh hochzuziehen, um einem Radfahrer auf der Startbahn auszuweichen, kam es zum Strömungsabriss. Die Maschine stürzte über die rechte Tragfläche ab und explodierte. Alle 46 Insassen kamen ums Leben.[16]
↑Statistical Digest of the USAF 1948, S. 16; 1949, S. 164 f.; 1951, S. 158; 1952, S. 158; 1953, S. 185 f.; 1954, S. 70 f.; 1955, S. 80 f.; 1958, S. 83 f.