Die Angiosperm Phylogeny Group war eine Gruppe von Botanikern um Mark Chase (* 1951), die zusammen an der Phylogenie der Bedecktsamer arbeiteten. Die Gruppe hat von 1998 bis 2016 vier Klassifikationen veröffentlicht, die sich rasch gegen ältere Systematiken durchsetzten. Die Publikation von 2016, APG IV,[1] löste alle vorhergehenden Entwürfe der APG ab.
Chase nahm bereits in den 1980er-Jahren die Arbeit auf, erste Anläufe scheiterten jedoch aufgrund nicht hinreichend leistungsfähiger Computertechnik. Erst 1993 konnte die dann Angiosperm Phylogeny Group getaufte Arbeitsgruppe mit der Datensammlung beginnen. 1995 lagen ausreichende Datenmengen vor, um eine Auswertung zu starten, die 1998 in die erste Publikation mündeten. Geleitet wurde die APG von Mark Chase von den Kew Gardens, des Weiteren am Projekt beteiligt waren die Universität Stockholm, der Botanische Garten Bergius Stockholm, die Universität Florida, die University System of Maryland sowie der Botanische Garten Missouri.[2][3]
Die Arbeit der Gruppe konzentriert sich auf Ordnungen sowie Familien, höhere Rangstufen ersetzt sie durch informelle Gruppen wie beispielsweise Monocots, Rosids, Asterids oder Commelin(o)ids, die zwar monophyletische Gruppen (Taxa), aber keine Kategorien darstellen. Gattungen oder Arten finden nur vereinzelt Erwähnung. Als Grundlage der Klassifikationen dienten Ergebnisse phylogenetischer Arbeiten, die meist anhand molekulargenetischer Untersuchungen gewonnen wurden. Sie wurden rasch zur Referenz auch für Standardwerke und Lehrbücher wie den Strasburger (36. Auflage), die „Evolutionsbiologie“ von Storch, Welsch, Wink oder der 2. Auflage von Thomas N. Taylor u. a. „Paleobotany. The Biology and Evolution of Fossil Plants“ von 2008.[4]
Im Rahmen der weiteren Veröffentlichungen 2003,[5] 2009[6] (die zunächst die letzte hätte sein sollen)[2] und 2016[1] wurde die Klassifikation weiter aktualisiert und verbessert.
Die erste Systematik der Bedecktsamer der APG erschien 1998 unter dem Titel An Ordinal Classification for the Families of Flowering Plants und umfasste 462 Familien in 40 Ordnungen. Autoren waren Arne A. Anderberg, Anders Backlund, Birgitta Bremer, Kåre Bremer, Barbara G. Biggs, Mark W. Chase, Peter K. Endress, Michael F. Fay, Peter Goldblatt, Mats H.G. Gustafsson, Sara B. Hoot, Walter S. Judd, Mari Källersjö, Elizabeth A. Kellogg, Kathleen A. Kron, Donald H. Les, Cynthia M. Morton, Daniel L. Nickrent, Richard G. Olmstead, Robert A. Price, Christopher J. Quinn, James E. Rodman, Paula J. Rudall, Peter F. Stevens, Vincent Savolainen, Douglas E. Soltis, Pamela E. Soltis, Kenneth J. Sytsma und Mats Thulin.[4]
Dieser Entwurf war die Modifikation einer Systematik, die von Kåre Bremer, Birgitta Bremer und Mats Thulin in den ersten drei Auflagen ihrer Introduction to phylogeny and systematics of flowering plants von 1995 bis 1997 veröffentlicht worden und seit 1996 auch im Internet zu finden war.[7][4]
Die APG II von 2003 aktualisierte die Veröffentlichung von 1998. Die Änderungen waren überschaubar, zumeist wurden nur bisher nicht zugeordnete Taxa platziert. Die Systematik umfasste 457 Familien in 45 Ordnungen. Autoren waren Arne A. Anderberg, Birgitta Bremer, Kåre Bremer, Mark W. Chase, Michael F. Fay, Peter Goldblatt, Walter S. Judd, Mari Källersjö, Jesper Kårehed, Kathleen A. Kron, Johannes Lundberg, Daniel L. Nickrent, Richard G. Olmstead, Bengt Oxelman, J. Chris Pires, James L. Reveal, James E. Rodman, Paula J. Rudall, Douglas E. Soltis, Pamela S. Soltis, Peter F. Stevens, Vincent Savolainen, Kenneth J. Sytsma, Michelle van der Bank, Kenneth Wurdack, Jenny Q.-Y. Xiang und Sue Zmarzty.[5]
Die abschließende Klassifikation, die APG III, war – ebenfalls als Aktualisierung – für 2007/2008 angekündigt und sollte nur mehr geringe Änderungen gegenüber APG II bringen.[2] Sie erschien dann erst im Oktober 2009, die Hauptautoren waren Birgitta Bremer, Kåre Bremer, Mark W. Chase, Michael F. Fay, James L. Reveal, Douglas E. Soltis, Pamela S. Soltis und Peter F. Stevens. APG III löste weitgehend die teils unsicheren Zuordnungen der Vorversionen auf und ließ nur mehr wenige Taxa unplatziert. Im Vergleich zum Vorläufer hat sich die Anzahl der unplatzierten Taxa auf 2 Familien und drei Gattungen verringert, im Gegenzug gab es 14 neue Ordnungen.[9][6]
Im Rahmen fünf internationaler Workshops, die 2008 durch David John Mabberley während der Vorbereitungen zur dritten Auflage von „Mabberley's Plant-book“ veranstaltet wurden, wurde zuvor der durch APG I und II eingeführte Vorschlag „geklammerter Taxa“ („bracketed taxa“) diskutiert.[9] Diese geklammerten Taxa erlaubten es, eine Familie in zwei Fassungen vorzuschlagen, nämlich einmal in einer umfassenden sowie in einer in mehrere Einzelfamilien aufgeteilte Version. Dies sollte in Fällen, in denen der Forschungsstand uneindeutig war, Spielräume für individuelle Präferenzen lassen. Als Ergebnis dieser Diskussionen sowie eines Treffens von Experten aus Herbarien wurde in APG III auf solche als unbequem empfundenen Alternativversionen zugunsten von Familien in ihrer jeweils umfassenderen Version verzichtet.[9][6]